Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--An den europäischen Aktienmärkten haben sich die Kurse am Montag uneinheitlich entwickelt. Der DAX schloss mit einem geringen Minus von 4 auf 13.480 Punkte nahezu unverändert, und auch der Euro-Stoxx-50 schloss mit einem Abschlag von einem Punkt auf 3.707 Punkte behauptet. Nach den kräftigen Aufschlägen der vergangenen Woche galt eine Verschnaufpause als erwartbar, die hohe Aufwärtsdynamik droht aber verloren zu gehen. "Die Belastungsfaktoren sind einfach zu groß", so ein Händler mit Blick auf die weiter steigenden Gaspreise und die Rezessionssignale. Andererseits waren die Umsätze sehr dünn, geprägt von der Urlaubssaison. Zudem fehlten wegen eines Feiertags die Marktteilnehmer aus der Schweiz.

Aus technischer Sicht ist die Lage nach wie vor vergleichsweise aussichtsreich: Die Charttechniker der HSBC interpretieren die Kursentwicklung seit Mitte Juni als Bodenformation. Rein rechnerisch ergebe sich aus der Höhe der unteren Umkehrformation ein kalkulatorisches Anschlusspotenzial von 1.000 Punkten. Auf dem Weg zum Ausschöpfen dieses Kurspotenzials sei die Chartlücke bei 13.649 bis 13.750 Punkten ein erstes Etappenziel.

Mit dem Feiertag in Zürich fehlten vor allem im Pharmasektor die Kursvorgaben wichtiger Unternehmen. Klare Gewinner waren die Bankenwerte nach guten Geschäftszahlen der HSBC, der Stoxx-Subindex stieg um 0,9 Prozent. Genauso stark im Markt lag der Subindex der Technologietitel. Auf der Verliererseite stachen die Bautitel mit einem Minus von 0,9 Prozent heraus, der Index der Öl- und Gastitel fiel noch deutlich stärker um 1,6 Prozent.


   China drückt Ölaktien 

Die Ölpreise gaben deutlich nach. Brent fiel um rund als 4 Prozent, WTI sogar um 5 Prozent. "Die China-Daten vom Morgen drücken die Preise", so ein Marktteilnehmer. Zwei Einkaufsmanager-Indizes zeigten, dass auch China schon an der Schwelle zur Rezession steht. In China haben Pekings strenge Covid-19-Beschränkungen die Hoffnung auf eine robuste wirtschaftliche Wiederbelebung eingetrübt.

Das Einzelhandels-Minus in Deutschland von real 8,8 Prozent im Juli galt angesichts der Diskussion um die Weitergabe der hohen Gaspreise an die Kunden nicht als wirkliche Überraschung: "Nun wird natürlich erst einmal wieder gespart", so ein Marktteilnehmer. Lediglich ausgewählte Einzelwerte litten etwas: Im DAX fielen Zalando um 1,4 Prozent. Im SDAX gaben Ceconomy 2,9 Prozent ab. Auf der anderen Seite gehörten Konsumtitel auch zu den größten DAX-Gewinnern: So stiegen Hellofresh um 4 Prozent, Puma um 2,6 Prozent und Adidas um 1,9 Prozent.


  Prognosesenkungen von Covestro und Varta 

Covestro fielen um 0,5 Prozent nach einer erneut gesenkten Prognose. Als Grund wurden unter anderem die steigenden Energiekosten genannt. Der neue Ausblick auf 2022 bedeutet den Citi-Analysten zufolge eine Kürzung der aktuellen Prognosen um 16 Prozent, der Ausblick für das dritte Quartal liege mit 36 Prozent noch deutlicher unterhalb des Konsens.

Varta sanken um 3,5 Prozent. Auch hier fiel die neue Jahresprognose für Gewinn und Umsatz schwächer als erwartet aus. Als Grund wurden neben der Kosteninflation auch verzögerte Projekte genannt. Die Erwartung an das EBITDA für das Gesamtjahr wurde über 20 Prozent gesenkt.

Auch Lufthansa hielten sich trotz Streikabstimmung mit 0,3 Prozent Minus relativ stabil im Markt. "Mit dem Streikthema ist ein neuer Belastungsfaktor aufgetaucht", sagte ein Händler. Nach dem Streik des Bodenpersonals vom Mittwoch hat sich am Sonntag die Pilotengewerkschaft VC ebenfalls in einer Urabstimmung für streikbereit erklärt. Damit könne es nun auch kurzfristig zu Streiks kommen, wenn es auch aktuell keine Termine gibt.

Dermapharm zogen um 2,1 Prozent an, trotz der geplanten Übernahme der französischen Arkopharma. Damit lege das Unternehmen den Grundstein für weiteres Wachstum auch im Hinblick auf fehlende Impfstoffumsätze aus der Vereinbarung mit Biontech.

Auch Suse konnten sich erholen. Der Kurs stieg um 4,2 Prozent. Der Großaktionär EQT will bis zu 100 Millionen Euro in die Papiere der Software-Firma investieren.

Gut wurde auch die erhöhte Umsatzprognose von Stabilus aufgenommen, die Aktien stiegen um 2,4 Prozent. Im dritten Fiskalquartal konnte der Autozulieferer trotz des globalen Kostenanstiegs auch die EBIT-Marge steigern.


   HSBC und Pearson positiv 

Positiv kamen die Geschäftszahlen der HSBC an. Die Aktien legten in London um 6,1 Prozent zu. Auch diese Bank konnte wie die meisten aus dem Sektor mit guten Daten überzeugen. Hier sprang der Gewinn im zweiten Quartal um 62 Prozent an.

Für die Aktie von Pearson ging es um fast 13 Prozent nach oben. Umsatz wie auch Ertrag profitierten von strategischen wie operativen Fortschritten. Die Analysten der Citi stufen das Ergebnis als "stark" ein, die Kosteneinsparungen sollten sich in den kommenden Jahren und Quartalen positiv auf die Marge auswirken.


   OMV schlägt Erwartungen 

Als solide stuften Analysten die Geschäftszahlen des österreichischen Energiekonzerns OMV ein. Das bereinigte Betriebsergebnis habe 5 Prozent über dem Konsens gelegen, hieß es bei Berenberg. Den größten Anteil daran habe das Verarbeitungsgeschäft geliefert. Der Verschuldungsgrad wurde aufgrund des operativen Cashflows sowie der Desinvestments auf 12 Prozent gesenkt. Das Russland-Risiko mit der Ungewissheit über die Lieferung russischen Gases sowie einer möglichen Haftung bleibe bestehen. Der Rückgang des Aktienkurses um 20 Prozent innerhalb der vergangenen drei Monate dürfte diesem Risiko geschuldet sein. Der Kurs notierte mit den schwachen anderen Öl-Aktien 0,6 Prozent leichter.


=== 
Index                  Schluss-  Entwicklung  Entwicklung    Entwicklung 
                          stand      absolut         in %           seit 
                                                           Jahresbeginn* 
Euro-Stoxx-50          3.706,62        -1,48        -0,0%         -13,8% 
Stoxx-50               3.655,59        -6,91        -0,2%          -4,3% 
Stoxx-600                437,46        -0,83        -0,2%         -10,3% 
XETRA-DAX             13.479,63        -4,42        -0,0%         -15,1% 
FTSE-100 London        7.413,42       -10,01        -0,1%          +0,5% 
CAC-40 Paris           6.436,86       -11,64        -0,2%         -10,0% 
AEX Amsterdam            728,18        -1,26        -0,2%          -8,7% 
ATHEX-20 Athen         2.088,63       +38,55        +1,9%          -2,5% 
BEL-20 Brüssel         3.734,45       -62,39        -1,6%         -13,4% 
BUX Budapest          42.265,24      +459,96        +1,1%         -16,7% 
OMXH-25 Helsinki       4.805,63       +10,08        +0,2%         -13,9% 
ISE NAT. 30 Istanbul   2.834,09       +73,64        +2,7%         +40,0% 
OMXC-20 Kopenhagen     1.805,15        -9,58        -0,5%          -3,2% 
PSI 20 Lissabon        6.123,23       -26,24        -0,4%          +9,5% 
IBEX-35 Madrid         8.085,10       -71,10        -0,9%          -7,2% 
FTSE-MIB Mailand      22.429,47       +23,99        +0,1%         -18,1% 
RTS Moskau             1.138,79        +9,55        +0,8%         -28,6% 
OBX Oslo               1.127,08       -14,00        -1,2%          +5,5% 
PX  Prag               1.206,89       -26,67        -2,2%         -15,4% 
OMXS-30 Stockholm      2.011,11       -21,42        -1,1%         -16,9% 
WIG-20 Warschau        1.736,47       +15,36        +0,9%         -23,4% 
ATX Wien               3.016,04       -12,09        -0,4%         -21,0% 
SMI Zürich                                   Feiertag 
* zu Vortagsschluss 
 
Rentenmarkt              zuletzt                   absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       0,77                     -0,04          +0,95 
US-Zehnjahresrendite        2,61                     -0,04          +1,10 
 
DEVISEN                  zuletzt       +/- %  Mo, 8:11 Uhr  Fr, 17:25 Uhr    % YTD 
EUR/USD                   1,0272       +0,5%        1,0220         1,0126    -9,7% 
EUR/JPY                   135,41       -0,6%        135,51         138,32    +3,5% 
EUR/CHF                   0,9749       +0,2%        0,9720         0,9753    -6,0% 
EUR/GBP                   0,8365       -0,3%        0,8390         0,8421    -0,5% 
USD/JPY                   131,82       -1,1%        132,57         136,60   +14,5% 
GBP/USD                   1,2280       +0,8%        1,2185         1,2024    -9,3% 
USD/CNH (Offshore)        6,7843       +0,6%        6,7655         6,7691    +6,8% 
Bitcoin 
BTC/USD                23.241,76       -1,4%     23.337,79      20.837,45   -49,7% 
 
ROHÖL                    zuletzt   VT-Settl.         +/- %        +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex                  93,89       98,62         -4,8%          -4,73   +31,2% 
Brent/ICE                  99,78      103,97         -4,0%          -4,19   +34,0% 
GAS                               VT-Schluss                      +/- EUR 
Dutch TTF                 199,50      195,00         +4,5%           8,59  +221,9% 
 
METALLE                  zuletzt      Vortag         +/- %        +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)             1.768,49    1.766,20         +0,1%          +2,30    -3,3% 
Silber (Spot)              20,32       20,35         -0,2%          -0,04   -12,9% 
Platin (Spot)             908,32      898,97         +1,0%          +9,35    -6,4% 
Kupfer-Future               3,54        3,58         -1,4%          -0,05   -20,4% 
YTD zu Vortagsschluss 
=== 

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/hru/flf

(END) Dow Jones Newswires

August 01, 2022 12:17 ET (16:17 GMT)