FRANKFURT (Dow Jones)--Gut gelaunt haben sich Europas Börsen am Mittwoch nach schwächeren US-Inflationsdaten aus dem Handel verabschiedet. Die Teuerung fiel mit 8,5 Prozent Plus etwas geringer aus als die Erwartungen von 8,7 Prozent. Vor allem an den Rentenmärkten sorgte dies für ein Freudenfeuerwerk, da nun die Sorge vor einem drastischen Zinsschritt der US-Notenbank von 0,75 Prozent zurückgeht. Der Dollar kam entsprechend zurück, die Aktienmärkte legten deutlich zu. Der DAX stieg um 1,2 Prozent auf 13.701 Punkte, der Euro-Stoxx-50 legte um 0,9 Prozent auf 3.749 Zähler zu.

Gesucht waren vor allem Aktiensektoren wie Auto-, Reise- und die zinsempfindlichen Tech- und Wachstumswerte mit Gewinnen von 2 bis 3 Prozent. Auf der Verliererseite fanden sich die klassischen defensiven Titel von Gesundheit, Versorger und Telekoms.


   US-Inflation im Fokus 

Die etwas schwächere US-Inflation untermauerten die Hoffnung, den Höhepunkt ihres Anstiegs hinter sich zu haben. Damit sank auch die Sorge vor dem "großen" Zinsschritt am US-Markt auf rund 37 Prozent. Am Vortag waren es noch 68 Prozent. Nun setzen die meisten Marktteilnehmer auf "nur" 50 Basispunkte Erhöhung, die Wahrscheinlichkeit dafür ist sprunghaft auf fast 63 Prozent gestiegen.

Kritische Stimmen warnen aber davor, den geringeren Anstieg überzubewerten. "Bei den wirklich wichtigen Dingen geht es ungebremst weiter nach oben", sagte ein Händler. So unter anderem Gesundheitskosten und Mieten. Umgekehrt hätten Preisrückgänge bei Einzelhandel, Airline-Tickets und Gebrauchtwagen gebremst. Dies sei aber keine nachhaltige Entwicklung, besonders da der Lohnkostenanstieg sich noch nicht spiegele.

Mike Owens von Saxo Markets sagte dazu, der Markt werde schon bald merken, "dass die hawkishe Einstellung der Fed auf ihrer Mission zur Inflationsbekämpfung sich durch die Daten nur eines Monats nicht ändern wird". Und auch Portfolio-Manager Oliver Blackbourn von Janus Henderson empfahl, die Märkte sollten erst die Aussagen der Fed abwarten, wie sie den Rückgang einordnet.


   Starke positive Überraschungen bei Quartalsberichten 

Die Berichtsaison tobte derweil auf Hochtouren: Bei Vestas ging es 8,8 Prozent nach oben. Die Zahlen an sich waren zwar schlecht, aber Aussagen zur Profitabilität trieben. Alle Windanlagenhersteller waren in den letzten Quartalen schrittweise in den negativen Margenbereich gerutscht.

Mit der bestätigten Prognose und einer besser als erwarteten Preismacht bei neuen Aufträgen sahen die Analysten der Citi nun Besserungszeichen für die Marge: Denn der durchschnittliche Verkaufspreis von Anlagen lag schon um 5 Prozent über Erwartung. Im Windschatten legten Nordex um 6,4 Prozent und Siemens Energy um 5,6 Prozent zu. Infineon stiegen mit den gesuchten Tech-Werten um 3,6 Prozent.

Für eine Hausse bei Heidelberger Druck von 18,5 Prozent sorgten starke Zahlen, vor allem im Druckgeschäft. Das Unternehmen habe die Kosten im Griff und die Marge habe sich in der Folge nahezu verdoppelt.

Auch der britische Lieferdienst Deliveroo (+7,4%) hat nach Einschätzung der Citigroup starke Quartalszahlen geliefert. Das bereinigte EBITDA im ersten Halbjahr habe 11 Prozent über dem Konsens gelegen. Dies zog Hellofresh um 4,4 Prozent und Delivery Hero um 4,5 Prozent nach oben.

Bei der Supermarktkette Ahold Delhaize (+7,6%) lagen bei den Zahlen die Umsätze laut Bryan Garnier leicht über den Schätzungen, das EBIT aber sogar 8 Prozent. Als überraschend stark entpuppte sich hier das US-Geschäft. Lebensmittelhändler leiden weniger unter dem Einbruch im Einzelhandel.


   Wienerberger noch stärker als gedacht 

In Österreich sprangen Wienerberger nach einem sehr starken ersten Halbjahr um 11 Prozent. Die Marge habe sich deutlich auf 21,2 Prozent verbessert, während es auf Auftragsseite brummt. Entsprechend wurde die Gewinnerwartung deutlich übertroffen.

Auch bei Gea (+4,3%) lagen Ordereingang, Umsatz und das bereinigte EBITDA leicht oberhalb der Markterwartung. Der Ausblick wurde bestätigt.

Bei Chemikalienhändler Brenntag (+3,3%) sind die Zweitquartalszahlen sowohl auf der Umsatz- wie auch der Ergebnisseite über den Schätzungen ausgefallen. Der zuvor angehobene Ausblick wurde bestätigt. Bei Autozulieferer Vitesco (+2%) sorgte ein bestätigter Ausblick für Beruhigung.

Eon (-2,3%) gehörten zu den wenigen Verlierern im DAX. Sie legten zwar solide Quartalszahlen vor, diese gingen aber teils auf Sondereffekte zurück. Der Ausblick wurde bestätigt.


=== 
DEVISEN               zuletzt       +/- %  Mi, 9:00 Uhr  Di, 17:30 Uhr    % YTD 
EUR/USD                1,0331       +1,2%        1,0211         1,0223    -9,1% 
EUR/JPY                136,93       -0,8%        137,89         137,98    +4,6% 
EUR/CHF                0,9723       -0,2%        0,9726         1,0492    -6,3% 
EUR/GBP                0,8438       -0,2%        0,8456         0,8458    +0,4% 
USD/JPY                132,58       -1,9%        135,03         134,96   +15,2% 
GBP/USD                1,2242       +1,4%        1,2077         1,2087    -9,5% 
USD/CNH (Offshore)     6,7230       -0,5%        6,7614         6,7558    +5,8% 
Bitcoin 
BTC/USD             24.018,84       +3,6%     22.941,23      23.125,37   -48,1% 
 
 
 
ROHOEL                zuletzt   VT-Settl.         +/- %        +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex               90,59       90,50         +0,1%           0,09   +26,6% 
Brent/ICE               95,98       96,31         -0,3%          -0,33   +28,9% 
GAS                            VT-Schluss                      +/- EUR 
Dutch TTF              206,26      195,53         +7,3%          14,07  +222,8% 
 
METALLE               zuletzt      Vortag         +/- %        +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)          1.797,99    1.794,22         +0,2%          +3,77    -1,7% 
Silber (Spot)           20,74       20,53         +1,0%          +0,21   -11,1% 
Platin (Spot)          949,85      937,12         +1,4%         +12,73    -2,1% 
Kupfer-Future            3,65        3,59         +1,8%          +0,07   -17,6% 
 
YTD zu Vortagsschluss 
=== 

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/mod/raz

(END) Dow Jones Newswires

August 10, 2022 12:02 ET (16:02 GMT)