Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Aktienmärkte machen die Verluste aus dem frühen Handel am Dienstagnachmittag nahezu wett. Der DAX verliert noch 0,3 Prozent auf 13.439 Punkte und steht damit über 100 Punkte über seinem Tagestief. Der Euro-Stoxx-50 gibt noch 0,6 Prozent auf 3.683 Punkte ab. Einerseits verhindert der jüngst starke Rückgang der Renditen der Langläufer nachhaltig fallende Aktienkurse, wie ein Händler sagt. "Andererseits wird sich eine Rezession kaum noch vermeiden lassen", so der Marktteilnehmer. "Fährt der Dampfer erst einmal in diese Richtung, lässt er sich schwer wenden", ergänzt er.

Goldman Sachs hat am Vorabend die Prognosen für Europa gesenkt und erwartet wegen der Energiekrise nur noch ein Wachstum von 0,4 statt 1,6 Prozent im kommenden Jahr. Zudem drücken schwächere Vorlagen auf die Stimmung: In Asien überwogen Sorgen vor den Drohgebärden Chinas angesichts eines möglichen Besuchs von US-Repräsentantenhaussprecherin Nancy Pelosi auf Taiwan. Der Dollar zieht daraufhin gegen den Euro wieder etwas an.

Die Umsätze sind wie in der Jahreszeit üblich dünn, Händler sprechen von einem typischen Sommerloch. Die Entwicklung bei den Sektoren ist mittlerweile nicht mehr einheitlich: Auf der Verliererseite ganz oben stehen Reise- und Freizeit-Aktien, Technologietitel, Papiere der rohstoffnahen Basic Resources und Finanzdienstleister. Alle diese Stoxx-Subindizes fallen um etwa 1,5 Prozent. Auf der Gewinnerseite ragen die Öl- und Gas-Aktien mit einem Plus von 1 Prozent heraus. Aber auch Pharma-Titel, Versorger und Telekom-Aktien stehen im Plus. Und die Auto-Aktien sowie die Chemietitel profitieren vom anhaltend schwachen Euro, ihre Stoxx-Subindizes können sich gut behaupten.


   Bayer vor und Symrise nach Zahlen gesucht - Zalando sehr schwach 

Im DAX steigen Bayer um 1,9 Prozent, der Konzern legt am Donnerstag seine Quartalsbilanz auf den Tisch, Händler erwarten einen guten Ausblick. VW ziehen um 1,7 Prozent an und BMW um 0,9 Prozent. Mit Symrise geht es um 0,4 Prozent nach oben: Der Duft- und Aromenhersteller hebt seine Umsatzerwartungen an und rechnet nun mit einem vergleichbaren Wachstum von deutlich mehr als 7 Prozent statt wie bisher mit 5 bis 7 Prozent. Im ersten Halbjahr wuchs das Geschäft vergleichbar - also ohne die Umsatzbeiträge von zwischenzeitlichen Zukäufen und Wechselkurseffekten - um 10,2 Prozent. Nominell stieg der Umsatz auch wegen des Rückenwinds von der Aufwertung des Dollar um 18,5 Prozent auf 2,26 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis (EBITDA) kletterte ebenfalls deutlich, aber mit 15,7 Prozent auf 486 Millionen Euro nicht ganz so stark wie die Einnahmen.

Auf der anderen Seite fallen Zalando um 4,4 Prozent. "Der Markt sorgt sich vor den Zahlen am Donnerstag", sagt ein Händler. Denn die jüngsten deutschen Einzelhandelsdaten hätten gezeigt, dass der Ausgabeneinbruch durch die Inflation auch vor dem Online-Shopping nicht mehr Halt mache.

Puma geben 4,1 Prozent ab und Adidas 3,2 Prozent, beide Titel hatten am Montag noch zu den größten Gewinnern gehört.


   Bei BP sprudelt der Gewinn 

Für die Aktie von BP geht am Nachmittag um 4,2 Prozent nach oben. Die Kombination aus dem Anstieg von Ölpreis und Raffineriemargen hat den Gewinn nach oben schießen lassen. Gegenüber dem Vorjahr habe sich der operative Cashflow verdoppelt, der RC-Gewinn habe sich mit rund 8,5 Milliarden Dollar mehr als verdreifacht, die Verschuldung wurde zurückgefahren. Die Dividende soll um gut 10 Prozent steigen und ein neues Rückkaufprogramm für 3,5 Milliarden Dollar starten.

Gute Geschäftszahlen gab es auch von der Raiffeisen Bank International (+5,1%), die ihr Konzernergebnis im zweiten Quartal fast verdreifachte. Das Wiener Geldhaus profitierte dabei von einem Gewinn aus dem Verkauf der Raiffeisenbank (Bulgaria), einer operativen Stärke und der Rubel-Aufwertung gegenüber dem Euro. Im Quartal stieg der Zinsüberschuss auf 1,2 Milliarden Euro von 986 Millionen Euro vor Jahresfrist. Der Provisionsüberschuss legte im Quartalsvergleich um 29 Prozent auf 882 Millionen Euro zu, insbesondere aufgrund anhaltend starker Kundenaktivitäten und dem Devisengeschäft in Russland.


   Siemens Gamesa bei deutlichem Umsatzrückgang erneut mit Verlust 

Siemens Gamesa hat im dritten Geschäftsquartal bei rückläufigem Umsatz erneut einen bereinigten operativen Verlust eingefahren. Neben den bekannten Problemen mit dem Hochlauf der neuen 5.X-Onshore-Turbinenplattform waren dafür höhere Kosten, fehlende Komponenten, aber auch Kosten für Reparaturen bestehender Anlagen verantwortlich. Der Umsatz sank unterdessen um 10 Prozent auf 2,44 Milliarden Euro, der Ausblick wurde gesenkt. Um Siemens Gamesa enger führen zu können, will der Mutterkonzern Siemens Energy die ausstehenden 33 Prozent der Aktien der Tochtergesellschaft aufkaufen und das Unternehmen von der spanischen Börse nehmen. Siemens Gamesa tendieren kaum verändert, Siemens Energy notieren 0,8 Prozent leichter.

Die Geschäftszahlen von Krones (+0,5%) zum ersten Halbjahr werden als solide eingestuft. Der erwartet gute Auftragsbestand sorge für eine sichere Absehbarkeit. Das Unternehmen habe es bisher verstanden, Materialengpässe und deutlich gestiegene Material- und Frachtkosten zu kompensieren. Ordereingang, Umsatz und EBITDA lägen in den ersten sechs Monaten leicht oberhalb der Erwartung. Das Unternehmen hebt für Umsatzwachstum, EBITDA-Ergebnismarge wie auch ROCE den Ausblick jeweils an das obere Ende des Zielkorridors an. Spekulationen um gute Zahlen treiben auch K+S an, die Aktien gewinnen 7 Prozent.


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Aktienindex              zuletzt       +/- %       absolut       +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.683,78       -0,6%        -22,84          -14,3% 
Stoxx-50                3.649,12       -0,2%         -6,47           -4,4% 
DAX                    13.438,71       -0,3%        -40,92          -15,4% 
MDAX                   27.368,45       -0,2%        -59,48          -22,1% 
TecDAX                  3.115,48       -0,9%        -28,41          -20,5% 
SDAX                   12.752,75       -1,0%       -132,13          -22,3% 
FTSE                    7.408,01       -0,1%         -5,41           +0,4% 
CAC                     6.412,26       -0,4%        -24,60          -10,4% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                   absolut         +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       0,77                     -0,01           +0,95 
US-Zehnjahresrendite        2,62                     +0,04           +1,11 
 
DEVISEN                  zuletzt       +/- %  Di, 9:26 Uhr  Mo., 17:28 Uhr    % YTD 
EUR/USD                   1,0206       -0,5%        1,0240          1,0126   -10,2% 
EUR/JPY                   134,10       -0,7%        134,03          138,32    +2,5% 
EUR/CHF                   0,9739       -0,1%        0,9752          0,9753    -6,1% 
EUR/GBP                   0,8358       -0,2%        0,8387          0,8421    -0,5% 
USD/JPY                   131,32       -0,3%        130,84          136,60   +14,1% 
GBP/USD                   1,2212       -0,3%        1,2212          1,2024    -9,8% 
USD/CNH (Offshore)        6,7637       -0,3%        6,7745          6,7691    +6,4% 
Bitcoin 
BTC/USD                22.795,80       -1,0%     22.770,45       20.837,45   -50,7% 
 
ROHÖL                    zuletzt   VT-Settl.         +/- %         +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex                  94,00       93,89         +0,1%            0,11   +31,4% 
Brent/ICE                 100,44      100,03         +0,4%            0,41   +34,9% 
GAS                               VT-Schluss                       +/- EUR 
Dutch TTF                 208,57      199,50         +3,9%            7,78  +229,3% 
 
METALLE                  zuletzt      Vortag         +/- %         +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)             1.781,24    1.772,23         +0,5%           +9,01    -2,6% 
Silber (Spot)              20,29       20,36         -0,3%           -0,07   -12,9% 
Platin (Spot)             918,25      910,99         +0,8%           +7,26    -5,4% 
Kupfer-Future               3,50        3,54         -1,2%           -0,04   -21,0% 
YTD zu Vortagsschluss 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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August 02, 2022 10:13 ET (14:13 GMT)