Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen zeigen sich am Dienstagnachmittag etwas freundlicher. Nach kleineren Verlusten zum Handelsstart erreichte der DAX am Vormittag die höchsten Stände seit Juni, am Nachmittag liegt er 0,3 Prozent im Plus bei 14.423 Punkte, rund 60 unter dem Tageshoch. Im Euro-Stoxx-50 sieht es ähnlich aus. Nach dem Anstieg von 2.600 Punkten gilt der DAX zwar als überkauft, so dass Verschnaufpausen nicht überraschen. "Stärkerer Verkaufsdruck ist aber auch nicht in Sicht", so ein Marktteilnehmer.

Auch vom Rest der Woche werden keine großen Impulse erwartet, denn am Donnerstag ist Thanksgiving-Feiertag in den USA und auch am Freitag wird dort nur verkürzt gehandelt. Die saisonale Statistik spricht für einen freundlichen Verlauf an den Börsen rund um den US-Feiertag. Stützend könnte sich dabei auch eine eventuelle Ausgabenfreude der Konsumenten in der "Black Week" auswirken.


  Bessere Konjunktur- und Inflationsaussichten stützen 

"Das Szenario einer nur flachen Rezession wird mehr und mehr zum Konsens - und das stützt den DAX", meint ein Marktteilnehmer. Zum einen bleibe der private Verbrauch auf relativ hohem Niveau - trotz Inflation, weil die Verbraucher an die Sparreserven gingen, zum anderen führe der Ukraine-Krieg zu einem demographischen Boom. "Mit der Flucht aus der Ukraine dürfte die Einwohnerzahl in Deutschland erstmals über 84 Millionen gestiegen sein oder noch steigen", sagt er. Das stütze die Konjunkturentwicklung.

Daneben leben die Börsen von der Hoffnung auf eine Entspannung an der Inflationsfront - und damit der Hoffnung auf langsamere Zinserhöhungsschritte. Nach den "beruhigenden deutschen Erzeugerpreisen vom Montag wartet der Markt nun auf die Daten zur Verbraucherpreisentwicklung im November. Sie werden in der kommenden Woche bekanntgegeben.


  Viele Gegenbewegungen 

Im DAX steigen die zuletzt sehr schwachen Fresenius um 2,3 Prozent. Der Gesundheitskonzern hat seinen Finanzbedarf mit zwei Anleihen über 1 Milliarde Euro erfolgreich gedeckt. Covestro erholen sich um 3,2 und BASF um 1,6 Prozent. Auf der anderen Seite fallen Sartorius um 1,8 und Symrise um 1,6 Prozent.

Unter den Branchen in Europa können sich Rohstoff- und Ölaktien sowie Banktitel nach den jüngsten Schwächeanfällen deutlicher erholen. Die Aktien von Herstellern von Konsumgütern des täglichen Bedarfs geben dagegen nach.

Enel gewinnen 1,3 Prozent. Der neue Strategieausblick des italienischen Versorgers kommt gut an, vor allem die Pläne zum deutlichen Schuldenabbau werden positiv kommentiert. Vallourec erholen sich um mehr als 8 Prozent, nachdem sie am Montag nach schwachen Zahlen über 13 Prozent verloren hatten. Vodafone fallen mit einer Abstufung der Credit Suisse um 3,1 Prozent.


 TAG und Thyssen sehr schwach - Kursfeuerwerk bei Bet-at-home 

Im MDAX verlieren TAG Immobilien 8,7 Prozent auf 6,12 Euro. Das Immobilienunternehmen gab am Vorabend die Streichung der Dividende bekannt.

Für Thyssenkrupp geht es um 4,4 Prozent auf 5,16 Euro nach unten. Der schwedische Investor Cevian hat seine Beteiligung auf unter 1 Prozent verkauft. Die Stücke sollen zu 5,15 Euro platziert worden sein. Händler in Aktienoptionen an der Eurex hatten sich bereits am Freitag über sehr hohe Umsätze in Thyssen-Calls gewundert. Diese seien überwiegend geschrieben worden, was als Verkaufsinteresse in der Aktie gewertet wurde.

Rheinmetall setzen ihre Aufwärtswelle mit einem Plus von 5,7 Prozent auf 196,90 Euro fort. Händler sprechen von Anschlusskäufen: Am Montag war die Deutsche Bank mit einem 220er Kursziel an den Markt gegangen und Berenberg mit einem 240er Ziel.

Für Bet-at-home geht es um 35 Prozent nach oben. Das Papier wird gestützt von einer positiven Studie von Hauck & Aufhäuser. Die Analysten verweisen auf starke Drittquartalszahlen und halten den Ausblick für das laufende Jahr für konservativ. Das vierte Quartal sei traditionell das stärkste im Jahr und mit der Fußballweltmeisterschaft komme ein positiver Sonderfaktor hinzu.


 
Aktienindex              zuletzt        +/- %     absolut   +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.923,10        +0,4%       13,82       -8,7% 
Stoxx-50                3.739,63        +0,8%       29,21       -2,1% 
DAX                    14.423,19        +0,3%       43,26       -9,2% 
MDAX                   25.552,72        +0,0%        5,27      -27,3% 
TecDAX                  3.076,66        -0,4%      -13,77      -21,5% 
SDAX                   12.357,34        -0,0%       -3,34      -24,7% 
FTSE                    7.441,64        +0,9%       64,79       -0,1% 
CAC                     6.656,73        +0,3%       22,28       -6,9% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                  absolut     +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       1,98                    -0,01       +2,16 
US-Zehnjahresrendite        3,78                    -0,06       +2,27 
 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %    Di, 8:05  Mo, 17:30h   % YTD 
EUR/USD                   1,0266        +0,2%      1,0249      1,0242   -9,7% 
EUR/JPY                   145,10        -0,3%      145,52      145,38  +10,9% 
EUR/CHF                   0,9772        -0,5%      0,9813      0,9815   -5,8% 
EUR/GBP                   0,8648        -0,2%      0,8661      0,8685   +2,9% 
USD/JPY                   141,37        -0,5%      141,96      141,95  +22,8% 
GBP/USD                   1,1871        +0,4%      1,1837      1,1792  -12,3% 
USD/CNH (Offshore)        7,1419        -0,5%      7,1676      7,1817  +12,4% 
Bitcoin 
BTC/USD                16.094,26        +2,4%   15.716,71   15.978,45  -65,2% 
 
 
 
ROHOEL                   zuletzt  VT-Settlem.       +/- %     +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  81,14        80,04       +1,4%       +1,10  +17,1% 
Brent/ICE                  88,44        87,45       +1,1%       +0,99  +20,6% 
GAS                               VT-Settlem.                 +/- EUR 
Dutch TTF                 119,15       116,13       +2,6%       +3,02  +73,8% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag       +/- %     +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.743,11     1.737,63       +0,3%       +5,48   -4,7% 
Silber (Spot)              21,18        20,83       +1,7%       +0,36   -9,1% 
Platin (Spot)             998,85       983,85       +1,5%      +15,00   +2,9% 
Kupfer-Future               3,65         3,57       +2,1%       +0,07  -17,3% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
 

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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November 22, 2022 10:00 ET (15:00 GMT)