FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Aktienmärkte haben am Dienstag knapp im Minus geschlossen. Der DAX handelte 0,6 Prozent tiefer bei 13.651 Punkten. Der Euro-Stoxx-50 verlor 0,5 Prozent auf 3.548 Zähler. Für Zurückhaltung sorgte zum einen die sich rasant verbreitende aggressivere Covid-19-Variante aus Großbritannien. Premier Boris Johnson hat deswegen einen dritten Lockdown in ganz England ab Mittwoch angekündigt, obgleich das Land bei der Impfkampagne vergleichsweise gut aussieht. Auch die schottische Regierung beschloss strenge Ausgangsbeschränkungen, die bereits von Dienstag an gelten.

In Deutschland wird zum anderen erwartet, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten der Länder eine Lockdown-Verlängerung über den 10. Januar hinaus beschließen. Ähnlich wie in Österreich wird über mindestens zwei Wochen mehr nachgedacht. Die Folgen für den Einzelhandel, weitere Staatshilfen und die überbordende Staatsverschuldung machen Sorgen.

Vorsichtig agierten die Anleger aber auch mit Blick auf das Rennen um die beiden Senatorensitze im US-Bundesstaat Georgia. Derzeit liegen die demokratischen Kandidaten laut Umfragen knapp vorne, was aus Marktsicht ambivalent ist. Zwar würde bei einer Kontrolle des Senats durch die Demokraten die Wahrscheinlichkeit eines neuen Konjunkturprogramms deutlich zunehmen, zugleich birgt dieses Szenario laut CMC aber auch das Risiko höherer Steuern in den USA.


   Ölpreis zieht deutlich an 

Am Ölmarkt ging es für den Preis für ein Barrel Brent um 3,5 Prozent auf 52,86 Dollar nach oben. Dafür gab es gleich mehrere Gründe. Bei den Gesprächen der Opec+ haben sich Saudi-Arabien und Russland auf einen Kompromiss bei den Fördermengen geeinigt. Eine Stütze fand der Preis bereits zuvor mit den Spannungen um den Iran. Das Land hat nach eigenen Angaben trotz internationaler Kritik die angekündigte Anreicherung von Uran auf 20 Prozent erreicht. Der Sub-Index der europäischen Öl- und Gasunternehmen legte um 3,6 Prozent zu, die Aktien von RDS und BP rückten jeweils um rund 7 Prozent vor.

Gesucht waren auch die Aktien der Windanlagenbauer in Europa. Nordex gewannen 4,3 Prozent, Siemens Gamesa 1,3 Prozent. Beide wurden von Bank of America (BoA) auf "Buy" nach zuvor "Neutral" hochgestuft. Auch die Kursziele wurden deutlich erhöht.


   Gute Nachrichten von Unternehmensseite 

Gut sieht die Lage auf Unternehmensseite aus. Dialog Semiconductor stiegen 2,7 Prozent nach Anhebung der Prognose. Der Chiphersteller rechnet nun im vierten Quartal mit einem Umsatz zwischen 436 und 441 Millionen Dollar nach bislang 380 bis 430 Millionen. Grund sei die höhere Nachfrage nach 5G-Smartphones und Tablets. Hauck & Aufhäuser hatte bereits die alte Prognose in einer Studie von Mitte November als stark bezeichnet. MLP gewannen 4,4 Prozent nach einer erhöhten Prognose. Das vierte Quartal entwickelte sich hier trotz Coronakrise besser als erwartet. MLP rechnet daher mit einem Übertreffen der bisherigen Bandbreite beim EBIT.

Gegen den Trend legten zudem die Aktien der sogenannten Lockdown-Profiteure zu. Dabei handelt es sich Unternehmen, deren Geschäftsmodell vom Lockdown profitiert, weil das Unternehmen seine Waren im Internet verkauft oder das Essen den Kunden nach Hause liefert. Bereits im Vorjahr bewiesen diese Unternehmen, dass sie die Umsätze wie auch die Erträge deutlich steigern konnten, während die Menschen von zu Hause arbeiteten. So stieg die Aktie von Hellofresh um 5,9 Prozent, Delivery Hero gewannen 5,5 Prozent und die Aktie von Zalando notierte auf Rekordhoch. Schwächer tendierten dagegen die Aktien der Versorger RWE (minus 2,1 Prozent) und Eon (minus 2,4 Prozent), da in Zeiten des Lockdowns weniger Strom in Deutschland benötigt wird.

Auf einen besseren Zwischenbericht reagierten Next in London mit Aufschlägen von 8 Prozent. Die Umsätze des Mode-Einzelhändlers gaben im vierten Quartal um 1,1 Prozent nach und damit viel weniger stark als die erwarteten minus 8 Prozent, die das Unternehmen noch im Oktober in Aussicht gestellt hatte. Die Monate November und Dezember liefen überraschend gut. Stark hat sich, wie Shore Capital anmerkt, auch das Online-Geschäft entwickelt.


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Index                  Schluss-  Entwicklung   Entwicklung  Entwicklung 
                         stand       absolut         in %          seit 
                                                           Jahresbeginn 
Euro-Stoxx-50          3.547,85       -16,54         -0,5%        -0,1% 
Stoxx-50               3.118,44        -5,83         -0,2%        +0,3% 
Stoxx-600                400,94        -0,75         -0,2%        +0,5% 
XETRA-DAX             13.651,22       -75,52         -0,6%        -0,5% 
FTSE-100 London        6.612,25       +40,37         +0,6%        +1,7% 
CAC-40 Paris           5.564,60       -24,36         -0,4%        +0,2% 
AEX Amsterdam            633,62        +2,59         +0,4%        +1,4% 
ATHEX-20 Athen         1.942,74       -22,26         -1,1%        +0,4% 
BEL-20 Bruessel        3.647,21       -17,03         -0,5%        +0,7% 
BUX Budapest          42.434,30      +100,82         +0,2%        +0,8% 
OMXH-25 Helsinki       4.599,39       -11,66         -0,3%        +0,3% 
ISE NAT. 30 Istanbul   1.640,39       -12,51         -0,8%        +0,3% 
OMXC-20 Kopenhagen     1.466,02       -21,56         -1,4%        +0,1% 
PSI 20 Lissabon        4.993,00       +15,53         +0,3%        +2,3% 
IBEX-35 Madrid         8.091,50        -7,70         -0,1%        +0,2% 
FTSE-MIB Mailand      22.200,60      -115,27         -0,5%        +0,4% 
RTS Moskau             1.426,11        +1,27         +0,1%        +2,8% 
OBX Oslo                 852,07        +0,21         +0,0%        -0,8% 
PX  Prag               1.027,67        -1,60         -0,2%        +0,1% 
OMXS-30 Stockholm      1.892,35        -3,14         -0,2%        +0,9% 
WIG-20 Warschau        2.009,12        +0,37         +0,0%        +1,3% 
ATX Wien               2.799,70        +7,36         +0,3%        +0,4% 
SMI Zuerich           10.694,09       -44,30         -0,4%        -0,1% 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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January 05, 2021 12:16 ET (17:16 GMT)