Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Die frühen Kursgewinne an Europas Börsen schmelzen im Verlauf des Handels am Dienstag dahin. Der DAX kann sich am Nachmittag mit einem Plus von 6 Punkten auf 15.133 Punkte nur noch knapp behaupten und notiert 140 Punkte unter seinem Tageshoch. Der Euro-Stoxx-50 gibt um einen Punkt auf 4.163 Punkte nach. "Die Lage bleibt fragil", so ein Marktteilnehmer. Nach den Banken stehen nun die Immobilienwerte unter Feuer.

Im DAX bereiten die ungebremsten Kursverluste bei Vonovia zunehmend Sorgen. Die Aktien fallen um 7,1 Prozent und liegen mit 15,49 Euro nun deutlich unter dem ehemaligen Emissionspreis von 16,50 Euro. Gerade nach den Belastungen um die Silicon Valley Bank (SVB) und die Credit Suisse sei der Markt nicht mehr bereit, Sorgen um Unternehmensfinanzierungen zu tolerieren. Dabei gebe es aber keine neuen Nachrichten zu Vonovia, "außer den mittlerweile üblichen Abstufungen". Dass alle Immobilienwerte unter steigenden Zinsen und Baukosten litten, sei auch keine Neuigkeit und das Thema Dividendenkürzung ebenfalls abgearbeitet. Daher verstöre, dass die Aktie keinerlei Anzeichen einer Bodenbildung aufweise: "Der Spekulation über eventuelle In-House-Probleme ist damit Tür und Tor geöffnet", so der Händler.

Im MDAX fallen Aroundtown um weitere 12,9 Prozent und markieren schon wieder neue Allzeittiefs. Die Aktien von LEG Immobilien büßen 7,0 Prozent ein und TAG Immobilien fallen um 4,8 Prozent. Der MDAX gibt so auch vergleichsweise deutlich um 0,6 Prozent nach.

Während der Banken-Index in Europa fast unverändert notiert, liegt der Index der Öl- und Gasaktien 1,3 Prozent im Plus und führt so vor den rohstoffnahen Basic Resources die Gewinnerliste bei den Branchen an. Auf der Verliererseite stehen nach schwachen US-Vorlagen neben den Immobilienaktien auch die Technologietitel, deren Index um 1,2 Prozent nachgibt.

Im DAX verlieren Infineon 3,0 Prozent. Auf der anderen Seite steigen Heidelbergcement um weitere 1,9 Prozent und Bayer um 1,6 Prozent. Rheinmetall setzen ihre Hausse mit einem Plus von 0,9 Prozent fort.


   Wichtige Inflationsdaten im weiteren Wochenverlauf 

Die Renditen treten auf der Stelle, der Euro zieht noch etwas an. Die im weiteren Wochenverlauf anstehenden Inflationsdaten sind laut CMC ein entscheidendes Puzzle für die Europäische Zentralbank, die seit der Bankenkrise vor einem Dilemma stehe. Nur wenn die Kerninflation spürbar falle, sei sie in der Lage, ihr drakonisches geldpolitisches Regime zu adjustieren und den Druck von den Banken zu nehmen. Ihre jüngste Zinserhöhung um 50 Basispunkte habe sie wie ein Chirurg eingesetzt, der während einer Bankenkrise einen riskanten Eingriff durchführe, um das wuchernde Übel der Kerninflation zu entfernen.

Positiv kommen die Jahreszahlen von Evotec (+3,3%) im Handel an. Die hauseigenen Ziele wurden übertroffen, der Umsatz legte auf vergleichbarer Basis um 15 Prozent zum Vorjahr zu. Auch der darauf aufbauende Ausblick für 2023 klinge sehr zuversichtlich, heißt es. Die Forschungs-Pipeline sehe gut aus, die verlängerte Partnerschaft mit Bristol Myers Squibb zahle sich aus.


   Margen-Ausblick von Norma enttäuscht 

Norma Group brechen um 9,6 Prozent ein. Händler weisen darauf hin, dass sich der Margenausblick noch stärker als befürchtet negativ auswirke. Analysten hätten hier rund 9 Prozent erwartet, während Norma eher Werte um die 8 Prozent sehe, heißt es. "Dazu kommt auch noch die gesenkte Dividende", sagt ein Händler. Norma will nur 0,55 Euro statt 0,75 Euro wie im vergangenen Jahr pro Aktie ausschütten.

Als überraschend stark werden die Jahreszahlen 2022 von Wacker Neuson (+1,3%) im Handel bezeichnet. "Angesichts der Kostenprobleme im Bausektor dürfte man das nicht erwartet haben", kommentiert ein Händler. Die weiter hohe Investitionsbereitschaft der Wacker-Kunden überrasche. Der Konzernumsatz stieg um 20,7 Prozent. Lediglich die Marge zeige klare Bremsspuren durch den Kostenanstieg, sei aber mit 9,0 Prozent nach 10,3 Prozent immer noch ordentlich.

Unterstützt durch den Abbau des hohen Auftragsbestandes und positive Nachlaufeffekte aus den 2022 durchgeführten Preiserhöhungen erwartet Rational (-0,4%) ein Umsatzwachstum im hohen einstelligen Prozentbereich, so Baader Helvea. Die Bruttomarge sieht Rational im Jahr 2023 auf ähnlichem Niveau wie 2022. Aufgrund erhöhter Aufwendungen für Vertriebsmaßnahmen und strategische Investitionen werde das EBIT voraussichtlich aber etwas langsamer steigen als der Umsatz.

Die Aktien von Tui brechen nur optisch um 49 Prozent oder 7,72 Euro auf 8,00 Euro ein. Hier beginnt der separate Handel mit dem Bezugsrecht, das bei 6,08 Euro notiert. Mit der Kapitalerhöhung über 1,8 Milliarden Euro sollen die Finanzhilfen des deutschen Staates aus der Coronakrise zurückgezahlt werden. Händler erwarten tendenziell etwas Druck auf die Kurse, da der russische Oligarch Alexei Mordaschow wegen der Sanktionen nicht mitmachen kann. Er hält knapp 31 Prozent an Tui.

Sehr positiv werten Händler einen Großauftrag für Manz (+11,1%) von Daimler Truck. "Das hatte man nicht so auf dem Radar", kommentiert ein Händler. Manz soll Anlagen zur Batterieproduktion bauen. Das Auftragsvolumen wirke mit "im mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich" zwar nicht extrem hoch, solle aber bereits im laufenden Jahr und 2024 umsatz- und ertragswirksam werden. "Daher dürften die Konsens-Gewinnschätzungen für Manz jetzt nach oben gehen", so der Händler.


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Aktienindex              zuletzt        +/- %       absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           4.163,47        -0,0%         -1,15          +9,8% 
Stoxx-50                3.840,86        +0,0%          0,54          +5,2% 
DAX                    15.133,27        +0,0%          5,59          +8,7% 
MDAX                   26.560,35        -0,6%       -154,18          +5,7% 
TecDAX                  3.231,07        -0,9%        -30,47         +10,6% 
SDAX                   12.655,03        -1,0%       -126,46          +6,1% 
FTSE                    7.481,36        +0,1%          9,59          +0,3% 
CAC                     7.081,35        +0,0%          3,08          +9,4% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                    absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       2,28                      +0,05          -0,29 
US-Zehnjahresrendite        3,56                      +0,02          -0,32 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %  Di, 8:08 Uhr  Mo, 17:03 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,0826        +0,3%        1,0818         1,0780   +1,1% 
EUR/JPY                   141,90        -0,1%        141,41         141,74   +1,1% 
EUR/CHF                   0,9960        +0,7%        0,9896         0,9881   +0,6% 
EUR/GBP                   0,8796        +0,1%        0,8779         0,8783   -0,6% 
USD/JPY                   131,05        -0,4%        130,75         131,48   -0,1% 
GBP/USD                   1,2308        +0,2%        1,2321         1,2274   +1,8% 
USD/CNH (Offshore)        6,8804        -0,0%        6,8804         6,8892   -0,7% 
Bitcoin 
BTC/USD                26.964,03        -0,8%     27.113,57      26.784,36  +62,4% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settlem.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  72,92        72,81         +0,2%          +0,11   -9,4% 
Brent/ICE                  78,21        78,12         +0,1%          +0,09   -8,4% 
GAS                               VT-Settlem.                      +/- EUR 
Dutch TTF                  43,10        42,53         +1,3%          +0,57  -45,8% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.962,49     1.955,80         +0,3%          +6,69   +7,6% 
Silber (Spot)              23,06        23,13         -0,3%          -0,07   -3,8% 
Platin (Spot)             964,90       976,50         -1,2%         -11,60   -9,7% 
Kupfer-Future               4,08         4,08         +0,1%          +0,00   +7,0% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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March 28, 2023 09:57 ET (13:57 GMT)