FRANKFURT (Dow Jones)--An den europäischen Aktienmärkten geht es am Donnerstagnachmittag steil nach oben. Den entscheidenden Impuls lieferten die Inflationsdaten aus den USA - die unterhalb der Erwartung ausgefallen sind. "Ist nun doch endlich der Hochpunkt erreicht, geht es von nun an nach unten? Und wird der US-Wirtschaft eine weiche Landung gelingen, sie also an der Rezession vorbeischrammen?" lauten die Fragen, die nun präsenter sind als zuvor. Wer noch auf den Zug aufspringen will, kauft, und wer momentan short ist - kauft auch. Der DAX steigt um 2,6 Prozent auf 14.034 Punkte, der Euro-Stoxx-50 gewinnt 2,1 Prozent auf 3.806 Punkte. Der Sektor der Technologiewerte stellt den größten Gewinner, der Sektor der Banken notiert dagegen knapp im Minus. Der Dollar kommt unter die Räder, der Euro legt auf 1,0150 Dollar zu.


   Anleihemärkte feiern Inflationspeak - Zinsen fallen 

Nachdem die US-Verbraucherpreise im Oktober unterhalb der Erwartung ausgefallen sind, mehren sich für die Volkswirte der Commerzbank die Anzeichen, dass die Inflation ihren Gipfel überschritten hat und wieder fällt. Der nächste Zinsschritt der Fed dürfte daher kleiner ausfallen. Die Beruhigung zeigte sich dabei auch in der Breite, am stärksten bei einigen während der Pandemie besonders gefragten Gütern wie Gebrauchtwagen. Darüber hinaus fiel ein Sondereffekt bei der Krankenversicherung noch stärker aus als erwartet. Entsprechend hat für die Commerzbank-Ökonomen die US-Inflation ihren Höhepunkt wohl überschritten. In den USA kommen die Marktzinsen deutlich zurück, die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe fällt derweil um 14 Basispunkte auf 2,03 Prozent.


   Flut von Unternehmenszahlen 

Zudem ist der Donnerstag einer der heftigsten Tage der Berichtssaison mit einer Flut an Unternehmenszahlen. Für Allianz geht es nach Zahlenvorlage um 4,2 Prozent nach oben. "Die Zahlen liegen überwiegend über den Erwartungen, und das neue Aktienrückkaufprogramm stützt ebenfalls die Stimmung", sagt ein Händler. Die Schaden-Kosten-Quote zeige sich zwar leicht schlechter als gedacht, sei mit 94 aber in Ordnung und zeige in die richtige Richtung.

Deutsche Telekom verlieren 0,9 Prozent. Die Geschäftszahlen sind nach Überzeugung der Citigroup solide ausgefallen und lagen allenfalls leicht unter den Erwartungen. Für Enttäuschung könnte der Dividendenvorschlag von 0,70 Euro je Anteilsschein sorgen. Hier dürften einige Anleger mehr erhofft haben.

Nach ordentlichen Geschäftszahlen gewinnen Continental 6,7 Prozent. Umsatz wie auch bereinigtes EBIT seien besser als erwartet ausgefallen, heißt es im Handel. Die meiste Aufmerksamkeit habe in letzter Zeit dem Reifengeschäft und den Befürchtungen über einen nachlassenden Ersatzreifenmarkt gegolten. Dass die Prognosen trotz eines starken dritten Quartals bestätigt wurden, untermauert laut RBC wahrscheinlich einen Teil der gebotenen Zurückhaltung.

Die Entwicklung bei Merck KGaA (+3,2%) verläuft im Rahmen der Erwartungen. Während Life Science besser abschneidet als erwartet, hat Merck die Prognosen für den Bereich Electronics zurückgenommen, auch das für Marktteilnehmer nicht überraschend.

Astrazeneca liegen 3,4 Prozent vorn. Beim Gewinn je Aktie hat der britische Pharmakonzern die Erwartung um 10 Prozent übertroffen. Den Gewinnausblick hat Astrazeneca nun nach oben genommen. Der Pharmahersteller strich seine Pläne zur Einreichung des Corona-Impfstoffs bei der US-Gesundheitsbehörde FDA und erklärte, dass es in den USA, wo der primäre Impfbedarf bereits gedeckt sei, wahrscheinlich an Nachfrage mangeln werde.


   Bechtle nach Zahlen sehr schwach 

Bechtle kommen nach dem Zahlenausweis um 0,6 Prozent zurück. "Während der Umsatz steigt, wachsen die Gewinnkennziffern kaum noch", so ein Händler. Damit sei der Grund für den Kursdruck offensichtlich: "Die Marge enttäuscht", so der Händler.

Knorr-Bremse haussieren dagegen mit Aufschlägen von 11,6 Prozent. Die Geschäftszahlen liegen weitgehend im Rahmen der Erwartungen, wie es bei der Citi heißt. Nachdem der Kurs stark gefallen sei, komme es nun zu Rückkäufen, sagt ein Händler.

Für die Aktie von Delivery Hero geht es um gut 14 Prozent nach oben. Delivery Hero strebt weiterhin im kommenden Jahr einen bereinigten EBITDA-Gewinn an und hat diese Ambition mit einem konkreten Margenziel untermauert. Das soll CFO Emmanuel Thomassin zufolge ein Signal an den Kapitalmarkt sein. Insgesamt fokussiere man sich stärker auf Kostenkontrolle und das Erreichen der Profitabilität, die Langfristziele wurden bestätigt.


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Aktienindex              zuletzt        +/- %       absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.828,29        +2,7%        100,26         -10,9% 
Stoxx-50                3.674,98        +2,1%         77,05          -3,8% 
DAX                    14.114,04        +3,3%        447,72         -11,2% 
MDAX                   25.171,81        +3,7%        892,32         -28,3% 
TecDAX                  3.049,85        +3,7%        107,79         -22,2% 
SDAX                   12.201,71        +2,6%        305,13         -25,7% 
FTSE                    7.377,36        +1,1%         81,11          -1,2% 
CAC                     6.550,20        +1,9%        119,63          -8,4% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                    absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       1,99                      -0,17          +2,17 
US-Zehnjahresrendite        3,88                      -0,22          +2,37 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %  Do, 8:09 Uhr  Mi, 17:15 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,0155        +1,4%        1,0035         1,0047  -10,7% 
EUR/JPY                   144,24        -1,6%        146,60         146,74  +10,2% 
EUR/CHF                   0,9829        -0,3%        0,9862         1,0180   -5,3% 
EUR/GBP                   0,8717        -1,1%        0,8805         0,8804   +3,7% 
USD/JPY                   142,02        -3,0%        146,19         146,05  +23,4% 
GBP/USD                   1,1653        +2,6%        1,1390         1,1414  -13,9% 
USD/CNH (Offshore)        7,1869        -1,2%        7,2542         7,2606  +13,1% 
Bitcoin 
BTC/USD                17.665,36       +11,6%     16.604,81      17.212,65  -61,8% 
 
ROHOEL                   zuletzt  VT-Settlem.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  85,24        85,83         -0,7%          -0,59  +22,1% 
Brent/ICE                  92,82        92,65         +0,2%          +0,17  +26,5% 
GAS                               VT-Settlem.                      +/- EUR 
Dutch TTF                 111,14       113,14         -1,8%          -2,01  +68,7% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.744,43     1.706,68         +2,2%         +37,76   -4,7% 
Silber (Spot)              21,73        21,13         +2,8%          +0,60   -6,8% 
Platin (Spot)           1.032,90       990,18         +4,3%         +42,73   +6,4% 
Kupfer-Future               3,78         3,70         +2,2%          +0,08  -14,3% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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DJG/thl/cln

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November 10, 2022 10:07 ET (15:07 GMT)