Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--An den europäischen Aktienmärkten hat sich der Rücksetzer am Donnerstag ausgeweitet. Der DAX verlor 0,9 Prozent auf 13.882 Punkte, der Euro-Stoxx-50 gab um 1,4 Prozent auf 3.641 Punkte nach. Belastet wurde die Stimmung von schwachen Vorlagen, in New York hatten die Indizes am Mittwoch die größten Tagesverluste seit fast zwei Jahren erlitten. Andererseits gingen die europäischen Börsen auch deutlich über den Tagestiefs aus dem Tag: "Viele Anleger sind bereits abgesichert oder haben die Aktienquoten heruntergefahren", sagte ein Marktteilnehmer. So habe die Cash-Quote der großen Fonds laut der jüngsten Umfrage der Bank of America zuletzt schon bei 6,1 Prozent gelegen und damit so hoch wie zuletzt im September 2001.

Zudem dämpften neue US-Konjunkturdaten die Zinserhöhungsängste etwas. Der Konjunkturindex der Notenbankfiliale in Philadelphia ist stärker als erwartet gefallen, und auch die Preiskomponenten sind etwas zurückgekommen. Zugleich sind die Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe überraschend gestiegen. Der Euro stieg daraufhin auf neue Tageshöchststände, und die Feinunze Gold verteuerte sich um 1,6 Prozent auf gut 1.845 Dollar, den höchsten Stand seit einer Woche.


   Alle großen Sektorenindizes im Minus 

Bei den europäischen Branchen schlossen alle Stoxx-Sektoren-Indizes mehr oder weniger deutlich im Minus. Am stärksten nach unten ging es mit den Indizes der Nahrungsmittel- und Getränke-Aktien sowie mit den Einzelhandelstiteln und den Herstellern von Konsumgütern des täglichen Bedarfs, wobei die Indexveränderungen allerdings von zahlreichen Dividendenabschlägen verzerrt wurden. Im Unterschied zum deutschen Leitindex DAX werden die Stoxx-Indizes nicht um die Dividenden bereinigt. Im DAX wurden am Donnerstag Deutsche Börse und SAP ex Dividende gehandelt.

Bereinigt schlossen SAP sogar deutlich im Plus: Der Kurs fiel um 1,27 Euro nach einer Ausschüttung von 2,45 Euro je Aktie. Deutsche Börse gaben 5,05 Euro ab bei einer Dividende von 3,20 Euro.


   Deutsche Post leiden unter schwacher Vorlage 

Auf der Verliererseite fielen Deutsche Post um 3,2 Prozent. Grund war ein Minus von fast 13 Prozent im Kurs von Royal Mail in London: Das Geschäft des britischen Konkurrenten leidet offensichtlich zunehmend unter dem Ende der Corona-Pandemie und unter der hohen Inflation. Fresenius und Allianz gaben jeweils 3 Prozent ab.

Merck stiegen dagegen um 2,3 Prozent, hier wurde der Rückgang der vergangenen Wochen um bis zu 20 Prozent nun zum Einstieg genutzt. Angeführt wurde die Gewinnerseite von Delivery Hero und Zalando, die sich um jeweils über 4 Prozent erholten.


   Ceconomy brechen ein - schwieriges Umfeld 

Im MDAX gewannen Thyssenkrupp 2,2 Prozent: Nach Börsenschluss teilte der Konzern mit, er habe den Vertrag mit Konzernchefin Martina Merz um weitere fünf Jahre verlängert. Commerzbank gewannen mit einer Kaufempfehlung der UBS 2,8 Prozent.

Im SDAX fielen Ceconomy um 7,1 Prozent. Dem Handelsunternehmen machten die sich eintrübende Verbraucherstimmung, höhere Kosten und weltweite Lieferkettenprobleme bei Unterhaltungselektronik zu schaffen, hieß es von Seiten der Baader-Bank. Sie riet weiterhin zum "Reduzieren" der Ceconomy-Aktien. Vitesco stiegen dagegen um 5,5 Prozent und näherten sich den jüngsten Erholungshochs.

Dermapharm legten um 3,6 Prozent auf 46,20 Euro zu: Alsterresearch hat zwar nach dem schwachen Jahresauftakt das Kursziel auf 70 von 84 Euro gesenkt, ihre Kaufempfehlung haben die Analysten aber bekräftigt.

Gut kam der Ausblick von Clariant an, die Aktien konnten sich allerdings dem Abwärtsdruck nicht entziehen und gaben 1,3 Prozent ab. Für das Gesamtjahr 2022 strebt Clariant ein starkes LC-Wachstum bei gleichzeitiger Steigerung der EBITDA-Margen an.


  Schoeller-Bleckmann nach Zahlen sehr fest 

Gegen den schwachen Markt legten Schoeller-Bleckmann in Wien um knapp 8 Prozent zu. Der Ölfeld-Ausrüster hat starke Geschäftszahlen für das erste Quartal vorgelegt. Der Auftragseingang wurde mehr als verdoppelt, der Umsatz legte um 70 Prozent zu. Im Ausblick spricht Schoeller von einer weiter steigenden Dynamik im ersten Quartal. Durch den Ukraine-Krieg würden weltweit wieder stärkere Investitionen in den Ölsektor vorgenommen.


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Index                      Schluss-  Entwicklung  Entwicklung   Entwicklung 
.                             stand      absolut         in %          seit 
.                                                              Jahresbeginn 
Euro-Stoxx-50              3.640,55       -50,19        -1,4%        -15,3% 
Stoxx-50                   3.539,69       -60,33        -1,7%         -7,3% 
Stoxx-600                    427,99        -5,96        -1,4%        -12,3% 
XETRA-DAX                 13.882,30      -125,46        -0,9%        -12,6% 
FTSE-100 London            7.302,74      -135,35        -1,8%         +0,7% 
CAC-40 Paris               6.272,71       -80,23        -1,3%        -12,3% 
AEX Amsterdam                678,35       -14,68        -2,1%        -15,0% 
ATHEX-20 Athen             2.041,27       -39,95        -1,9%         -4,7% 
BEL-20 Bruessel            3.892,73       -74,50        -1,9%         -9,7% 
BUX Budapest              41.473,45     -1423,14        -3,3%        -18,2% 
OMXH-25 Helsinki           4.712,29       -60,53        -1,3%        -14,3% 
ISE NAT. 30 Istanbul       2.655,03        +3,59        +0,1%        +31,1% 
OMXC-20 Kopenhagen         1.616,58       -23,28        -1,4%        -13,3% 
PSI 20 Lissabon            5.828,56       +76,16        +1,3%         +6,0% 
IBEX-35 Madrid             8.406,00       -70,40        -0,8%         -3,5% 
FTSE-MIB Mailand          24.065,05       -20,77        -0,1%        -11,9% 
RTS Moskau                 1.245,71       +33,14        +2,7%        -21,9% 
OBX Oslo                   1.118,48       -15,10        -1,3%         +4,7% 
PX  Prag                   1.344,27        +5,20        +0,4%         -5,7% 
OMXS-30 Stockholm          1.992,40       -10,14        -0,5%        -17,7% 
WIG-20 Warschau            1.776,40       -25,28        -1,4%        -21,6% 
ATX Wien                   3.205,92        +6,14        +0,2%        -16,8% 
SMI Zuerich               11.309,49      -269,65        -2,3%        -12,2% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                  absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       0,95                    -0,08          +1,13 
US-Zehnjahresrendite        2,82                    -0,07          +1,31 
 
DEVISEN                  zuletzt      +/- %  Do, 9:27 Uhr  Mi, 17:20 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,0587      +1,2%        1,0473         1,0500   -6,9% 
EUR/JPY                   135,09      +0,6%        134,38         134,79   +3,2% 
EUR/CHF                   1,0298      -0,4%        1,0289         1,0377   -0,7% 
EUR/GBP                   0,8463      -0,2%        0,8480         0,8464   +0,7% 
USD/JPY                   127,63      -0,5%        128,37         128,36  +10,9% 
GBP/USD                   1,2509      +1,4%        1,2350         1,2404   -7,6% 
USD/CNH (Offshore)        6,7222      -0,8%        6,7832         6,7681   +5,8% 
Bitcoin 
BTC/USD                30.381,21      +4,3%     29.211,40      28.941,58  -34,3% 
 
ROHOEL                   zuletzt  VT-Settl.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                 110,13     109,59         +0,5%           0,54  +50,1% 
Brent/ICE                 110,18     109,11         +1,0%           1,07  +45,0% 
 
METALLE                  zuletzt     Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.842,73   1.816,61         +1,4%         +26,12   +0,7% 
Silber (Spot)              21,87      21,42         +2,1%          +0,45   -6,2% 
Platin (Spot)             961,45     938,90         +2,4%         +22,55   -0,9% 
Kupfer-Future               4,28       4,18         +2,3%          +0,10   -4,0% 
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DJG/hru/cln

(END) Dow Jones Newswires

May 19, 2022 12:08 ET (16:08 GMT)