FRANKFURT (Dow Jones)--Weiter auf kräftigem Erholungskurs zeigen sich Europas Börsen am Donnerstagmittag. Die Berichtssaison hat volle Fahrt aufgenommen und kann dabei mit überwiegend guten Zahlen glänzen. Angesichts der nun günstigeren Aktienbewertung lockt das Schnäppchenjäger an. Dazu zeigt sich Erleichterung im Sektor der Technologie- und Wachstumswerte, nachdem Meta (Facebook) am Vorabend mit Quartalszahlen positiv überraschte. Mit 2,5 Prozent Plus steht der Sektor daher auch in Europa mit an der Spitze. Der DAX steigt um 1,4 Prozent auf 13.991 Punkte, der Euro-Stoxx-50 legt um 1,5 Prozent auf 3.791 Punkte zu.


   Deutsche Inflation und US-BIP im Fokus 

Gewartet wird nun auf wichtige Konjunkturdaten: Im Fokus stehen neue Inflationsdaten für April, besonders die Verbraucherpreise (CPI) aus Deutschland am frühen Nachmittag. Hier wird auf einen gebremsten Anstieg mit 7,6 Prozent beim harmonisierten HVPI-CPI gehofft. In Spanien war die HVPI-Inflation bereits von 9,8 Prozent auf deutlich 8,3 Prozent zurückgefallen. Allerdings ergeben die bisherigen Daten kein klares Bild, denn erste Länderdaten wie aus Hessen liegen mit 7,9 Prozent auch deutlich höher.

Ein Rückgang der deutschen Inflationsrate wäre für die Börsen eine positive Überraschung, ein weiterer Anstieg dagegen eine negative. Devisenhändler setzten indessen auf eine weitere Aushöhlung des Euro-Wertes durch Inflation: Der Euro fällt weiter und notiert nun fast auf 1,05 Dollar.

Auch das US-BIP zum ersten Quartal steht am Nachmittag an. Die Daten bergen ein hohes Überraschungspotenzial. Chef-Volkswirt Paul Donovan von der UBS spricht von einer enormen Schätz-Unsicherheit: "Die einzige Sicherheit ist, dass die Zahl falsch ist." Denn problematisch sei die Datenqualität dieser Vorabschätzung, da sie nur rund die Hälfte der in der BIP-Revision verfügbaren Daten erfasse. Daher sei in Zukunft mit vielen Neueinschätzungen zu rechnen.


   Delivery-Hero-Zahlen brechen weiter ein 

Ungebremst setzt sich die Talfahrt bei Delivery Hero fort. Die Aktien brechen nach endgültigen Zahlen um 9,5 Prozent ein. Der Verlust war noch höher ausgefallen als in den vorläufigen Zahlen berichtet. Angesichts der Kursverluste rechnen Marktteilnehmer mit einem baldigen Rauswurf aus dem DAX.

Bei Hellofresh geht es dagegen weitere 5 Prozent höher nach besser als erwartet ausgefallenen Erstquartalszahlen. Aus Sicht von Jefferies ist die Bestätigung der Unternehmensprognose besonders wichtig. Zudem stützen Short-Eindeckungen, nachdem die Aktie seit Jahresbeginn fast die Hälfte an Wert verloren hat.

Bei Linde geht es 1,3 Prozent tiefer. Der Hersteller von Industriegasen hat leicht bessere Zahlen vorgelegt und erhöhte die Jahresprognose. Vom Markt war dies dank einer ähnlichen Entwicklung bei Air Liquide aber erwartet worden. Auch sie legen nur 0,3 Prozent zu.

Motorenhersteller Deutz sorgt mit Zahlen und vor allem einem guten Orderbestand für gute Laune. Die Aktien legen 2,5 Prozent zu. Der Gewinn (EBIT) liegt rund 30 Prozent über der Markterwartung. Bei Bahnausrüster Vossloh stimmt eine bestätigte Jahresprognose zuversichtlich und treibt die Aktien um 4 Prozent.


   Positive Quartalsberichte überwiegen 

Positive Überraschungen von der Berichtssaison kommen aus vielen Branchen: Beim französischen Energieriesen Totalenergies geht es 3,7 Prozent höher. Die Abschreibungen auf Beteiligungen in Russland wurden durch die Preisexplosion beim Flüssiggas mehr als ausgeglichen.

Auch Repsol aus Spanien hat bessere Geschäftszahlen vorgelegt; die Aktie legt 2,4 Prozent zu. Grund waren allerdings geringere Kosten und niedrigere Zinszahlungen, operativ lief es hier nicht so rund.

Nokia steigen 1,2 Prozent nach soliden Zahlen für das erste Quartal. Vor allem der bereinigte Gewinn übertraf mit 409 Millionen Euro die Erwartung von 340 Millionen Euro deutlich.

Bei Standard Chartered geht es in London nach starken Zahlen sogar 16 Prozent nach oben. Der Gewinn vor Steuern lag mit 1,5 Milliarden Dollar rund 35 Prozent über der Markterwartung.

Sainsbury fallen nach ihren Zahlen um 2,7 Prozent. Hier belastet vor allem ein schwacher Ausblick: Das Unternehmen stellt den Markt auf einen kräftigen Gewinnrückgang im Geschäftsjahr 2023 ein.

Auch Drägerwerk notieren gegen den Markt 1,5 Prozent im Minus. Der Medizintechnik-Konzern ist im ersten Quartal in die roten Zahlen gerutscht. Grund ist unter anderem ein deutlicher Umsatzrückgang bei Atemschutzmasken und Beatmungsgeräten, die bis Ende vergangenen Jahres im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie sehr stark nachgefragt waren.

Beiersdorf behaupten sich indes 0,5 Prozent im Plus. Der leicht gesenkte Ausblick für die Klebstoffsparte war erwartet worden.


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Aktienindex              zuletzt      +/- %       absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.791,27      +1,5%         56,63         -11,8% 
Stoxx-50                3.704,06      +1,0%         35,71          -3,0% 
DAX                    13.991,19      +1,4%        197,25         -11,9% 
MDAX                   30.207,98      +1,3%        391,66         -14,0% 
TecDAX                  3.143,38      +1,7%         52,33         -19,8% 
SDAX                   13.889,54      +1,5%        204,97         -15,4% 
FTSE                    7.502,86      +1,0%         77,25          +0,6% 
CAC                     6.545,23      +1,6%         99,97          -8,5% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                  absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       0,81                    +0,01          +0,99 
US-Zehnjahresrendite        2,81                    -0,02          +1,30 
 
DEVISEN                  zuletzt      +/- %  Do, 8:04 Uhr  Mi, 17:20 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,0502      -0,5%        1,0518         1,0537   -7,6% 
EUR/JPY                   136,87      +0,9%        136,78         135,30   +4,6% 
EUR/CHF                   1,0212      -0,1%        1,0198         1,0217   -1,6% 
EUR/GBP                   0,8422      +0,1%        0,8399         0,8415   +0,2% 
USD/JPY                   130,43      +1,5%        130,05         128,38  +13,3% 
GBP/USD                   1,2467      -0,6%        1,2523         1,2514   -7,9% 
USD/CNH (Offshore)        6,6447      +0,8%        6,6463         6,5935   +4,6% 
Bitcoin 
BTC/USD                39.732,96      +1,3%     39.324,57      38.737,08  -14,1% 
 
ROHOEL                   zuletzt  VT-Settl.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                 101,52     102,02         -0,5%          -0,50  +38,4% 
Brent/ICE                 105,20     105,32         -0,1%          -0,12  +37,4% 
 
METALLE                  zuletzt     Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.888,11   1.886,41         +0,1%          +1,70   +3,2% 
Silber (Spot)              23,14      23,28         -0,6%          -0,13   -0,7% 
Platin (Spot)             927,80     921,05         +0,7%          +6,75   -4,4% 
Kupfer-Future               4,47       4,47         -0,0%          -0,00   +0,3% 
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April 28, 2022 07:04 ET (11:04 GMT)