FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen sind wenig verändert in die neue Woche gestartet. Gazprom hat die Gaslieferungen durch die nach Deutschland führende Ostsee-Pipeline Nord Stream noch einmal deutlich zurückgefahren. Die Durchleitungen würden ab Mittwoch auf täglich nur noch 33 Millionen Kubikmeter Gas am Tag gekürzt. Dies entspricht in etwa 20 Prozent der Kapazität der Pipeline nach zuletzt rund 40 Prozent. Der Grund sollen Probleme mit einer weiteren Turbine sein. Die Gaspreise reagierten mit Aufschlägen auf die Nachricht. Der DAX verlor 0,3 Prozent auf 13.210. Der Euro-Stoxx-50 gewann dagegen 0,2 Prozent auf 3.604, gestützt von festen Bankenwerten.

Ein schwacher ifo-Geschäftsklimaindex spielte eine untergeordnete Rolle. Dieser fiel im Juli auf 88,6. Das ist der niedrigste Wert seit Juni 2020. Der Rücksetzer war stärker als erwartet: Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten nur einen Rückgang auf 90,5 Punkte erwartet. Ifo-Chef Clemens Fuest sieht Deutschland an der Schwelle zur Rezession. Der ifo-Einbruch spiegelt laut der Commerzbank vor allem die Angst der deutschen Unternehmen vor einer Gaskrise wider.


   Rund ein Drittel aller Stoxx-600-Unternehmen legen diese Woche Zahlen vor 

Daneben stand die Berichtssaison im Blick: Rund ein Drittel aller Unternehmen im Stoxx-600-Index in Europa und ebenso viele im S&P-500 in den USA legen im Verlauf dieser Woche ihre Quartalsdaten vor. Und schließlich warten Marktteilnehmer auch auf die Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed am Mittwoch. "Dazu kommt das saisonale Sommerloch", sagte Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Er meint, die Blicke seien aktuell eher nach unten gerichtet, und da sei die 13.000er Marke "das Maß aller Dinge".

Philips brachen um 7,7 Prozent ein, der Konzern hatte erneut den Ausblick gesenkt. Statt 3 bis 5 Prozent Umsatzwachstum auf vergleichbarer Basis rechnet Philips nun nur noch mit einem Plus von 1 bis 3 Prozent. Im zweiten Quartal fiel ein Verlust von 22 Millionen Euro an. Allerdings rechnet Philips für das zweite Halbjahr wieder mit einer besseren Entwicklung. Das Ausmaß der EBITA-Margenkürzung von Philips werde die Anleger wahrscheinlich enttäuschen, ebenso wie der Fehlschlag im Bereich Personal Health, kommentierten die Analysten von Jefferies.

Eutelsat (-17,8%) tendierten ebenfalls sehr schwach angesichts des Übernahmeinteresses für OneWeb. Nach Einschätzung der Analysten von Berenberg würde eine Fusion die Ergebnisse von Eutelsat negativ beeinflussen. Ein Zusammenschluss würde kurzfristig verwässernd wirken, hieß es, da Eutelsat profitabel sei, während OneWeb Verluste ausweise. Eutelsat und OneWeb sollen jeweils 50 Prozent an dem Gemeinschaftsunternehmen halten. Durch eine Fusion würde sich auch das Risikoprofil von Eutelsat verschlechtern.

Faurecia gewannen dagegen 2,8 Prozent. Auch der französische Autozulieferer ist in die roten Zahlen gerutscht. Im ersten Halbjahr fiel ein Verlust von 296 Millionen Euro an nach einem Gewinn von 146 Millionen im gleichen Vorjahreszeitraum. Den Ausblick hatte Faurecia allerdings bestätigt. Die Citigroup sprach von "ordentlichen" Zahlen.

Vodafone schlossen nach ihrem Zwischenbericht unverändert. Als "unspektakulär, aber vertrauenerweckend" wurde der Zwischenbericht im Handel bezeichnet. Der Mobilfunker habe nach einem wie erwartet gelaufenen ersten Geschäftsquartal die Ziele bis 2023 bestätigt. Als leicht schwächlich wurde die Entwicklung in Deutschland beschrieben.

Kühne & Nagel fielen um 2,5 Prozent. Während der Nettoumsatz um 55 Prozent stieg, sprang der operative Gewinn auf EBIT-Basis um 112 Prozent nach oben. Auch der Ausblick sei weiter zuversichtlich; trotz der diversen Hindernisse für die globalen Lieferketten, der Inflation und den Energiepreisen erwartet K&N eine weiter solide Nachfrage auch im zweiten Halbjahr. Dass der Kurs trotzdem fiel, wurde damit begründet, dass er zuvor gut gelaufen sei.

VW sanken um 1,3 Prozent: Der Rücktritt des Vorstandsvorsitzenden Herbert Diess bei Volkswagen stellte laut Marktteilnehmern zwar keine Überraschung dar. Seit langem wurde an der Börse darüber spekuliert, nachdem Diess mit den Verzögerungen bei der Softwareentwicklung bei Cariad unter Druck geraten war. Wie von den Analysten von Jefferies erwartet, ist Porsche-Chef Oliver Blume an die Spitze des VW-Konzerns gerückt. Der Zeitpunkt sei aber unglücklich.

Positiv wurden die vorläufigen Geschäftszahlen von Bechtle (+4,8%) im Handel gewertet. Der Umsatz habe leicht positiv überrascht, der Gewinn vor Steuern sei gut 10 Prozent oberhalb der Markterwartung ausgefallen.


   Uniper brechen mit weiter reduzierten Gaslieferungen ein 

Uniper brachen mit den weiter reduzierten Gaslieferungen aus Russland um 12,4 Prozent ein. Der Versorger ist abhängig von den russischen Lieferungen. Jüngst wurde ein Rettungspaket für das Unternehmen geschnürt, das unter anderem den Einstieg des deutschen Staats vorsieht.

Mit den Bereichen Agrar, Energie und Bau ist Baywa (+7%) momentan richtig positioniert. Dies ist auch an den Zahlen abzulesen. Der Agrarhändler konnte den Schwung aus dem ersten Quartal mitnehmen und legte für das erste Halbjahr beeindruckende Gewinne vor. Nachdem nach den ersten drei Monaten der Ausblick nicht angehoben wurde, kam das Unternehmen nun nicht umhin, dies nachzuholen. Baywa erwartet nun ein EBIT von 400 bis 450 Millionen Euro im Jahr 2022, während zum Beispiel die Analysten der LBBW bisher mit 347 Millionen gerechnet hatte.


=== 
Index                  Schluss-  Entwicklung  Entwicklung    Entwicklung 
.                         stand      absolut         in %           seit 
.                                                          Jahresbeginn* 
Euro-Stoxx-50          3.604,16        +7,67        +0,2%         -16,2% 
Stoxx-50               3.581,91       +16,56        +0,5%          -6,2% 
Stoxx-600                426,25        +0,54        +0,1%         -12,6% 
XETRA-DAX             13.210,32       -43,36        -0,3%         -16,8% 
FTSE-100 London        7.306,30       +29,93        +0,4%          -1,5% 
CAC-40 Paris           6.237,55       +20,73        +0,3%         -12,8% 
AEX Amsterdam            707,01        +1,97        +0,3%         -11,4% 
ATHEX-20 Athen         1.989,80        -3,44        -0,2%          -7,1% 
BEL-20 Bruessel        3.744,99        +6,04        +0,2%         -13,1% 
BUX Budapest          41.725,26      -602,41        -1,4%         -17,7% 
OMXH-25 Helsinki       4.664,99        +9,33        +0,2%         -16,4% 
ISE NAT. 30 Istanbul   2.723,48       +38,29        +1,4%         +34,5% 
OMXC-20 Kopenhagen     1.749,36       -19,59        -1,1%          -6,2% 
PSI 20 Lissabon        5.937,10       +65,50        +1,1%          +7,8% 
IBEX-35 Madrid         8.085,60       +34,00        +0,4%          -7,2% 
FTSE-MIB Mailand      21.382,71      +170,73        +0,8%         -22,4% 
RTS Moskau             1.155,45        -6,02        -0,5%         -27,6% 
OBX Oslo               1.092,09        -1,80        -0,2%          +2,2% 
PX  Prag               1.240,31        +2,26        +0,2%         -13,0% 
OMXS-30 Stockholm      1.970,89        -8,81        -0,4%         -18,6% 
WIG-20 Warschau        1.685,62       -16,11        -0,9%         -25,6% 
ATX Wien               2.975,45       +31,92        +1,1%         -23,1% 
SMI Zuerich           11.129,35       +33,23        +0,3%         -13,6% 
* zu Vortagsschluss 
 
Rentenmarkt              zuletzt                 absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       1,02                   -0,01          +1,20 
US-Zehnjahresrendite        2,82                   +0,06          +1,31 
 
DEVISEN                  zuletzt       +/- %   Mo, 8:37h  Fr, 17:25 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,0212       -0,1%      1,0198         1,0224  -10,2% 
EUR/JPY                   139,60       +0,3%      139,08         139,14   +6,7% 
EUR/CHF                   0,9857       +0,3%      0,9836         0,9824   -5,0% 
EUR/GBP                   0,8476       -0,4%      0,8521         0,8498   +0,9% 
USD/JPY                   136,67       +0,4%      136,39         136,11  +18,7% 
GBP/USD                   1,2048       +0,4%      1,1969         1,2032  -11,0% 
USD/CNH (Offshore)        6,7528       -0,1%      6,7555         6,7579   +6,3% 
Bitcoin 
BTC/USD                21.944,68       -3,8%   21.884,48      23.443,81  -52,5% 
 
ROHOEL                   zuletzt   VT-Settl.       +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  96,31       94,70       +1,7%           1,61  +34,6% 
Brent/ICE                 104,76      103,20       +1,5%           1,56  +39,9% 
GAS                               VT-Schluss                    +/- EUR 
Dutch TTF                 178,40      161,15      +11,6%          18,54  +41,7% 
 
METALLE                  zuletzt      Vortag       +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.715,97    1.727,40       -0,7%         -11,43   -6,2% 
Silber (Spot)              18,43       18,59       -0,9%          -0,16  -20,9% 
Platin (Spot)             879,72      874,44       +0,6%          +5,28   -9,4% 
Kupfer-Future               3,36        3,35       +0,3%          +0,01  -24,4% 
 
YTD zu Vortagsschluss 
=== 

Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

DJG/mpt/cln

(END) Dow Jones Newswires

July 25, 2022 12:09 ET (16:09 GMT)