FRANKFURT (Dow Jones)--An den europäischen Aktienmärkten geht es am Freitag nach unten. Dabei sind erneut, wie bereits am Vortag zu beobachten, nach dem schwachen Start die Käufer an den Markt gekommen. Weiterhin ist viel Liquidität vorhanden, die nach Anlagemöglichkeiten sucht. Belastend wirkt sich übergeordnet aus, dass es keine verlässlichen Impfpläne zur Bekämpfung der Corona-Pandemie gebe. Damit sei das Schätzen von Konjunkturerwartungen für 2021 schwierig, heißt es im Handel. Gleichzeitig werde aber eine kräftige Konjunkturerholung vom Aktienmarkt eingepreist. Der durch die Pandemie erzeugte Druck auf das Wachstum intensiviere sich, so die Strategen bei NNIP.

"Für die kontinentaleuropäischen Volkswirtschaften und andere Länder auf der Welt, die die Verteilung des Impfstoffs noch nicht wesentlich beschleunigt haben, schafft dies die Aussicht, dass Lockdowns und Reisebeschränkungen länger andauern oder sogar restriktiver sein könnten als derzeit" heißt es von der Union Bancaire Privée. Der DAX verliert am Mittag 0,7 Prozent auf 13.563 Punkte, notierte aber im Tagestief mit 13.403 Punkten bereits deutlich tiefer. Für den Euro-Stoxx-50 geht es um 1,1 Prozent auf 3.518 nach unten.


   Daimler trotzen Abwärtstendenz  - Ericsson haussieren 

Bei Einzelaktien machen weiter Quartalszahlen die Musik. Daimler gewinnen 0,8 Prozent. Dank eines brummenden Industriegeschäfts konnte der Autobauer die Konsenserwartungen übertreffen. Erheblich oberhalb der eigenen Prognosen wie der Markterwartung hat Daimler nach Ansicht von Warburg für das vierte Quartal und das Gesamtjahr 2020 vorgelegt. Dabei habe das Ergebnis bei der Pkw- und Lieferwagensparte Mercedes-Benz besonders hervorgestochen. Kurzfristige Kostensenkungen hätten ebenso ihren Anteil wie ein sehr solider Beitrag aus dem chinesischen Gemeinschaftsunternehmen. Das starke Ergebnis sowie das enorme Niveau des freien Cashflows sollten eine Dividende deutlich über den Erwartungen von Warburg ermöglichen.

Für den Index der Telekomaktien geht es um 1,0 Prozent nach oben. Die Branche gilt als vergleichsweise defensiv, also weniger zyklisch. Allerdings stützt hier auch eine Hausse bei Ericsson. Der schwedische Telekommunikationsausrüster hat starke Zahlen vorgelegt, der Kurs schießt um rund 10,5 Prozent nach oben. "Ericsson profitiert gleich doppelt", kommentiert ein Teilnehmer. Zum einen habe Covid die digitale Transformation um Jahre beschleunigt "und entsprechend die Investitionsbudgets". Dazu komme der Ausschluss der chinesischen Konkurrenz von 5G-Installationen in vielen Ländern. Vor allem der hohe Sprung der Marge im vierten Quartal dürfte dem Markt gefallen und die Aktie treiben.

BBVA geben dagegen um 1,5 Prozent nach. Die Quartalszahlen der spanischen Bank sind nach Einschätzung von Renta 4 durchwachsen ausgefallen. Bislang keine Unterstützung für die Aktie gibt die Ankündigung eines großen Aktienrückkaufprogramms. BBVA plant, bis zu 10 Prozent der eigenen Aktien zu kaufen. Gestützt werde dies vom Verkauf der US-Tochter. Die spanische Caixabank hat im Schlussquartal den Gewinn deutlich gesteigert. Die Aktie gewinnt 3,3 Prozent.

Für Givaudan geht es um 2,3 Prozent nach unten. Bernstein spricht von einem starken organischen Wachstums gegen Ende des Jahres, auch wenn der Gegenwind von der Währungsseite stärker ausgefallen sei als erwartet.

Auffallende Kursbewegungen gibt es wieder bei Aktien, die an den vergangenen Tagen bereits im Fokus von Shorteindeckungen standen und phasenweise zugelegt, dann aber auch wieder stark nachgegeben hatten. Dazu zählen u.a. Varta, Evotec und Nokia. Varta und Evotec sacken um 11 und 7 Prozent ab. Für Nokia geht es dagegen um 5 Prozent aufwärts.


   DZ: Entwicklung um Gamestop Warnung für Anleger 

Die Entwicklung um die Gamestop-Aktie in den USA wertet die DZ Bank als Beleg dafür, dass die meisten Anleger besser fahren, wenn sie sich fernhalten vom Handel in Aktien von Pleitekandidaten, Optionen oder Spekulationen auf Kredit. Massive Spekulationen von Kleinanlegern hatten an den US-Börsen für Verwerfungen gesorgt und dafür, dass ein Hedgefonds in den USA gestützt werden musste. "Pump and dump" oder "Scalping" von kleineren Aktientiteln auf Message-Boards oder Social-Media-Kanälen seien so alt wie das Internet selbst.

Diesmal seien die Dinge jedoch anders. Bislang seien es meist Einzeltäter, die das Geschehen manipulierten. Diesmal aber wolle die "Crowd" gemeinsame Sache gegen die großen Wall-Street-Adressen machen. Verschiedene Online-Broker hätten inzwischen ihren Kunden den Handel mit bestimmten Wertpapieren gesperrt, führen die Experten aus. Die Volatilität bei den kleineren Aktientiteln dürfte zunächst hoch bleiben. Vieles hänge davon ab, welche Schritte nun die Beteiligten unternähmen. Langfristig dürfte der Ruf nach einer Stärkung dezentraler Finanzmärkte zunehmen. Die nächsten Tage könnten an den Märkten unruhig bleiben, denn die aktuellen Spekulationen sorgten bereits für die höchsten Umsätze in Aktien an den US-Börsen seit 2008. Bis die aktuellen Turbulenzen abklingen, dürfte die Volatilität zumindest bei den Small- und Mid-Cap-Werten erhöht bleiben. Die großen Aktientitel auf beiden Seiten des Atlantiks sollten jedoch nicht in den Sog der Volatilität bei den kleineren Werten gezogen werden.


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Aktienindex              zuletzt      +/- %     absolut  +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.529,15      -0,78      -27,89      -0,66 
Stoxx-50                3.118,48      -1,04      -32,74       0,33 
DAX                    13.577,68      -0,65      -88,25      -1,03 
MDAX                   31.332,48      -0,41     -129,48       1,74 
TecDAX                  3.398,72      -0,34      -11,76       5,79 
SDAX                   15.295,95       0,37       55,76       3,60 
FTSE                    6.470,57      -0,85      -55,58       1,02 
CAC                     5.468,97      -0,75      -41,55      -1,49 
 
Rentenmarkt              zuletzt                absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite      -0,50                   0,04      -0,74 
US-Zehnjahresrendite        1,08                   0,03      -1,60 
 
DEVISEN                  zuletzt      +/- %    Fr, 8:21  Do, 17:47   % YTD 
EUR/USD                   1,2135     +0,11%      1,2102     1,2121   -0,6% 
EUR/JPY                   127,10     +0,60%      126,50     126,47   +0,8% 
EUR/CHF                   1,0784     +0,14%      1,0766     1,0772   -0,2% 
EUR/GBP                   0,8851     +0,24%      0,8829     0,8838   -0,9% 
USD/JPY                   104,73     +0,48%      104,51     104,34  n.def. 
GBP/USD                   1,3712     -0,12%      1,3711     1,3713   +0,3% 
USD/CNH (Offshore)        6,4510     -0,35%      6,4736     6,4755   -0,8% 
Bitcoin 
BTC/USD                37.129,50    +10,73%   32.291,50  32.205,50  +27,8% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settl.       +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  52,61      52,34       +0,5%       0,27   +8,2% 
Brent/ICE                  55,94      55,53       +0,7%       0,41   +8,2% 
 
METALLE                  zuletzt     Vortag       +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.862,80   1.842,90       +1,1%     +19,90   -1,9% 
Silber (Spot)              27,35      26,58       +2,9%      +0,77   +3,6% 
Platin (Spot)           1.099,50   1.072,25       +2,5%     +27,25   +2,7% 
Kupfer-Future               3,57       3,58       -0,2%      -0,01   +1,5% 
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January 29, 2021 07:02 ET (12:02 GMT)