FRANKFURT (Dow Jones)--Weiter im Plus, aber klar unter den Tageshochs, zeigen sich Europas Börsen am Donnerstagnachmittag. Bremsend wirken Gewinnmitnahmen in den USA und erneut steigende Ölpreise. Am Morgen hatte noch die Zinsentscheidung der US-Notenbank für eine Erleichterungsrally gesorgt. Mit ihrer Erhöhung um 50 Basispunkte und beruhigenden Worten dazu wurden Sorgen vor noch aggressiveren Schritten vom Tisch genommen. Auch die Bank of England hat am Mittag wie erwartet die Zinsen erhöht.

Erleichterung zeigt sich vor allem bei den zinssensitiven Tech-Werten, deren Branchen-Index um 1,9 Prozent steigt. Der DAX notiert 1,0 Prozent höher bei 14.105 Punkten, nach einem Tageshoch bei 14.315 Punkten. Der Euro-Stoxx-50 legt um 0,9 Prozent auf 3.758 Punkte zu.

Neben der US-Notenbank hat der Markt auch eine Fülle von Unternehmenszahlen aus der Berichtssaison quer durch alle Branchen zu verdauen, unter anderem von BMW, Lufthansa, Zalando, Shell und Arcelormittal. Rein optische Verluste im DAX weisen Allianz und Hannover Rück auf, die ex-Dividende gehandelt werden.


   Konjunktur trübt sich ein 

Für Ernüchterung sorgt derweil der Blick auf Konjunkturdaten aus Deutschland und China: So sind die Auftragseingänge im März hierzulande um 4,7 Prozent eingebrochen.

In China zeigte der Caixin-Einkaufsmanager-Index (PMI) für den Service-Bereich einen der stärksten Einbrüche seit Erhebung der Datenreihe. Er fiel auf 36,2 nach 42,0 im Vormonat. Jeff Halley von Oanda sprach von einem "PMI-Schocker". Die Lockdowns würden die Kundennachfrage massiv belasten.


   US-Notenbank bekämpft die Inflation 

Die Fed kleckert nicht, sondern klotzt, sagt Chefökonom Thomas Gitzel von der VP Bank zur US-Zinserhöhung. Laut Fed-Chairman Jerome Powell ist die Inflation "viel zu hoch" und der Arbeitsmarkt "zu eng". Die US-Notenbank hebt darum nicht nur die Zinsen an, sondern beginnt auch mit dem Bilanzsummenabbau. Der Bestand an Staats- und Hypothekenanleihen soll ab Juni zunächst monatlich um 30 bzw. 17,5 Milliarden US-Dollar reduziert und in drei Monaten noch weiter erhöht werden.

Laut Powell ist auch auf den kommenden Sitzungen mit weiteren Zinserhöhungen von 50 Basispunkten zu rechnen. Die US-Wirtschaft sei stark genug, um mit höheren Zinsen umgehen zu können. Angesichts der hohen Zinsdifferenz zu den USA fällt der Euro nach einer kurzen Zwischenerholung wieder auf 1,0556 Dollar zurück. Der Markt zweifelt weiter am Willen der EZB, auch hierzulande die Inflation zu bekämpfen.


   Airbus heben nach Zahlen ab 

Zumeist gute Nachrichten gibt es aus dem Luftfahrtsektor: Airbus klettern um 7,4 Prozent, die Zahlen liegen alle deutlich über den Erwartungen. Vor allem die geplante Produktionsausweitung des A320 auf 75 Maschinen pro Jahr nach bislang 65 gefällt den Citigroup-Analysten.

Air France-KLM steigen um 2,3 Prozent. Der operative Verlust im ersten Quartal ist mit 350 Millionen Euro klar unter der Befürchtung geblieben. Dies ist laut Citigroup auf bessere Umsätze als auch eine gute Kostenkontrolle zurückzuführen.

Lufthansa geben dagegen 2,2 Prozent ab. Die Airline bleibt dem Markt bei ihrem Ausblick wegen des Ukraine-Krieges zu vage. Insgesamt hat sie sich laut Metzler im ersten Quartal aber relativ gut geschlagen. Dazu habe Lufthansa schon 63 Prozent ihrer Kerosinkosten für dieses Jahr bei rund 74 Dollar je Fass abgesichert.

Zalando fallen um 9,3 Prozent. Für das Gesamtjahr werden die meisten Kennziffern nur noch am unteren Rand der bisherigen Prognose erwartet. Im Ergebnis nach Steuern sei ein deutlicher Verlust von 61,3 Millionen Euro angefallen, erwartet wurde dagegen ein kleiner Gewinn.


   Autobranche mit BMW und Stellantis 

BMW sind nach einem starken Start 0,3 Prozent ins Minus gerutscht. Trotz deutlich geringerer Autoverkäufe wurden sowohl Umsatz als auch Gewinn gesteigert und der Ausblick trotz höherer Risiken bestätigt. Für das Gesamtjahr rechnet der Konzern trotz der Kosteninflation weiter damit, im Autogeschäft eine Rendite von 7 bis 9 Prozent zu erreichen. Stellantis steigen nach Erstquartalszahlen um 1,0 Prozent.


   Gute Zahlen überwiegen in Europa 

Im Bankensektor springen Unicredit um 5,1 Prozent nach oben. Kurstreiber ist laut Jefferies neben starken Quartalszahlen die Genehmigung für ein 1,6 Milliarden Euro schweres Aktienrückkaufprogramm. Positiv seien auch die Aussagen zum verringerten Russland-Exposure. Während Societe Generale (-0,2%) die Erwartungen klar geschlagen haben, lagen Credit Agricole (-3,8%) darunter.

Bei den Stahlaktien gewinnen Arcelormittal 1,7 Prozent. Der Gewinn lag deutlich über der Prognose. Fast alle Sparten der Stahlerzeugung hätten die Erwartungen übertroffen, heißt es von Jefferies.

Im Ölsektor hält die Geldflut dank haussierender Energiepreise an, Shell steigen um 2,8 Prozent. Das bereinigte Ergebnis ist mit 9,1 Milliarden Dollar laut ING über der Konsensschätzung ausgefallen.

Bei den Nebenwerten legen Compugroup um 1,0 Prozent zu. Hier ziehen die Margen schneller als erhofft an. Der Ausblick weise darauf hin, dass die Profitabiliät zunehme, heißt es. Für Aixtron geht es nach schwächeren Erstquartalszahlen 5,3 Prozent nach unten.


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Aktienindex              zuletzt      +/- %       absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.758,02      +0,9%         33,03         -12,6% 
Stoxx-50                3.679,54      +0,8%         27,67          -3,6% 
DAX                    14.104,71      +1,0%        133,89         -11,2% 
MDAX                   29.855,86      +0,5%        159,49         -15,0% 
TecDAX                  3.119,85      +1,8%         54,74         -20,4% 
SDAX                   13.724,51      +0,4%         53,65         -16,4% 
FTSE                    7.593,39      +1,3%         99,94          +1,5% 
CAC                     6.471,00      +1,2%         75,32          -9,5% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                  absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       0,97                    +0,00          +1,15 
US-Zehnjahresrendite        3,00                    +0,06          +1,49 
 
DEVISEN                  zuletzt      +/- %  Do, 8:16 Uhr  Mi, 17:03 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,0555      -0,7%        1,0612         1,0545   -7,2% 
EUR/JPY                   137,32      +0,1%        137,31         137,08   +4,9% 
EUR/CHF                   1,0375      +0,4%        1,0338         1,0363      0% 
EUR/GBP                   0,8514      +1,3%        0,8449         0,8438   +1,3% 
USD/JPY                   130,13      +0,7%        129,36         129,98  +13,0% 
GBP/USD                   1,2401      -1,8%        1,2561         1,2496   -8,4% 
USD/CNH (Offshore)        6,6579      +0,6%        6,6361         6,6574   +4,8% 
Bitcoin 
BTC/USD                39.287,85      -1,1%     39.656,76      38.772,94  -15,0% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settl.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                 110,61     107,81         +2,6%           2,80  +50,8% 
Brent/ICE                 113,29     110,14         +2,9%           3,15  +49,1% 
 
METALLE                  zuletzt     Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.900,32   1.881,21         +1,0%         +19,11   +3,9% 
Silber (Spot)              23,00      22,98         +0,1%          +0,02   -1,4% 
Platin (Spot)             988,85     994,60         -0,6%          -5,75   +1,9% 
Kupfer-Future               4,34       4,33         +0,1%          +0,00   -2,6% 
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May 05, 2022 09:52 ET (13:52 GMT)