NEW YORK (Dow Jones)--Eine Corona-Infektion von US-Präsident Joe Biden belastet die Wall Street am Donnerstag im frühen Verlauf, die sich aber schnell wieder erholt. Der Staatschef erhielt ein positives Testergebnis und weise "sehr milde Symptome" auf, erklärte seine Sprecherin Karine Jean-Pierre. Aufgrund seines Alters von 79 Jahren bestand unter Anlegern zwischenzeitlich etwas Sorge und Verunsicherung. Der vollständig geimpfte Präsident werde sich im Weißen Haus isolieren, seine Staatsgeschäfte aber fortführen, heißt es aus dem Weißen Haus. Diese Nachricht sorgt für Erleichterung unter Investoren.

Gegen Mittag US-Ostküstenzeit verliert der Dow-Jones-Index 0,1 Prozent auf 31.850 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite steigen dagegen um 0,4 bzw. 0,8 Prozent. Die technologielastige Nasdaq profitiert von deutlich nachgebenden Marktzinsen. Gebremst wird der Markt zudem von Quartalsausweisen mit Licht und Schatten. Schwache Konjunkturdaten dürften hingegen Befürchtungen eines allzu rigorosen Vorgehens der US-Notenbank bei der Inflationsbekämpfung etwas zerstreuen. So enttäuschte der Philadelphia-Fed-Index für Juli, der wider Erwarten noch tiefer in negatives Terrain gerutscht ist. Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe stieg in der Vorwoche stärker als angenommen. Auch der Index der Frühindikatoren enttäuscht.

Daneben geht die Bilanzsaison der US-Unternehmen in eine neue Runde. Tesla-Aktien legen um 7,9 Prozent zu, nachdem der Hersteller von Elektroautos trotz eines Gewinnrückgangs die Erwartungen übertroffen hat. Durchwachsene Zweitquartalszahlen und eine gekappte Jahresprognose drücken den Kurs der SAP-Tochter Qualtrics um 6 Prozent.

AT&T (-8,1%) hat im zweiten Quartal die Kundenzahl kräftig gesteigert und damit ebenso wie mit Umsatz und Gewinn die Erwartungen übertroffen. Allerdings senkte der Telekommunikationskonzern seine Prognose des freien Cashflows. Nur auf den ersten Blick haben die Geschäftszahlen von Alcoa (-2,7%) überzeugt. Denn der Aluminiumkonzern reduzierte die Prognose für die Bauxit-Auslieferungen im Gesamtjahr. Positiv aufgenommen wird auch ein geplanter Stellenabbau bei Ford (+0,7%), mit dem der Automobilkonzern seine Kosten senken will.

Der Chemiekonzern Dow hat im zweiten Quartal besser abgeschnitten als erwartet. Gleichwohl ging der Gewinn im Vergleich zum Vorjahr zurück. Außerdem sorgten sich Anleger um die Aussichten der Weltwirtschaft, heißt es zu dem Kursminus von 3,1 Prozent.

United Airlines stürzen um 9,3 Prozent ab, American Airlines um 8,2 Prozent. United warnte vor den Auswirkungen höherer Kraftstoffpreise, American verbuchte Ergebnisse unter Markterwartungen. Die Titel der Kreuzfahrtreederei Carnival sinken um 11,7 Prozent, nachdem die Gesellschaft die Ausgabe neuer Aktien im Umfang von einer Milliarde Dollar bekannt gegeben hat.

Der Schaden- und Unfall-Versicherer Travelers hat im zweiten Quartal 2022 einen Gewinnrückgang verzeichnet, der Kurs gibt 2,5 Prozent nach. Philip Morris International (+4,4%) hat die Gewinn- und Umsatzerwartungen im zweiten Quartal deutlich übertroffen und den Ausblick für das Jahr angehoben.


   Euro-Aufwertung nach EZB-Entscheid kurzlebig 

Der Euro hat nur vorübergehend davon profitiert, dass die Europäische Zentralbank die Zinsen um 50 statt der zuvor avisierten 25 Basispunkte angehoben hat. Nach einem Tageshoch knapp unter 1,028 Dollar fällt die Gemeinschaftswährung zurück auf 1,0182 Dollar und damit in etwa auf das Niveau, auf dem sie sich vor den EZB-Beschlüssen bewegt hatte. Beobachter äußern sich kritisch zu den Beschlüssen. Man könnte den Eindruck haben, dass die EZB "keine wirkliche Verschärfung der Geldpolitik wünscht", meint etwa Otmar Lang von der Targo Bank. Der Dollarindex gibt 0,1 Prozent ab.

Der US-Anleihemarkt erfährt etwas Zulauf; im Gegenzug fallen die Renditen. Die Notierungen der Staatsanleihen würden von den schwachen Konjunkturdaten und von der Verunsicherung wegen der Corona-Infektion von Biden gestützt, heißt es.

Die Ölpreise geben deutlich nach. Beobachter verweisen auf die schon am Vortag veröffentlichten Daten der staatlichen Energy Information Administration in den USA, aus denen hervorgeht, dass die Benzinnachfrage trotz der Urlaubssaison vergleichsweise schwach ausfällt. Ursächlich seien die hohen Kraftstoffpreise an den Tankstellen, heißt es.

Der Goldpreis erholt sich von seinem Jahrestief im Verlauf dank deutlich sinkender Marktzinsen. Zudem implizierten die schwachen Konjunkturdaten eine weniger forsche Gangart der US-Notenbank bei künftigen Zinsanhebungen, heißt es.


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INDEX                 zuletzt       +/- %     absolut  +/- % YTD 
DJIA                31.849,82       -0,1%      -25,02     -12,4% 
S&P-500              3.977,06       +0,4%       17,16     -16,6% 
Nasdaq-Comp.        11.992,81       +0,8%       95,16     -23,3% 
Nasdaq-100          12.554,15       +0,9%      114,46     -23,1% 
 
US-Anleihen 
Laufzeit     Rendite  Bp zu VT  Rendite VT  +/-Bp YTD 
2 Jahre         3,16      -6,7        3,23      243,3 
5 Jahre         3,07      -9,6        3,17      181,3 
7 Jahre         3,06      -7,9        3,14      161,6 
10 Jahre        2,95      -7,9        3,03      144,0 
30 Jahre        3,10      -6,4        3,16      119,8 
 
DEVISEN               zuletzt       +/- %    Do, 8:24  Mi, 17:30   % YTD 
EUR/USD                1,0182       +0,0%      1,0221     1,0198  -10,5% 
EUR/JPY                140,47       -0,2%      141,27     140,84   +7,3% 
EUR/CHF                0,9875       -0,1%      0,9918     0,9918   -4,8% 
EUR/GBP                0,8520       +0,3%      0,8525     0,8515   +1,4% 
USD/JPY                137,97       -0,2%      138,20     138,09  +19,9% 
GBP/USD                1,1951       -0,2%      1,1994     1,1979  -11,7% 
USD/CNH (Offshore)     6,7806       +0,1%      6,7664     6,7652   +6,7% 
Bitcoin 
BTC/USD             22.999,97       -2,6%   22.857,62  24.197,67  -50,3% 
 
ROHÖL                 zuletzt   VT-Settl.       +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex               97,06       99,88       -2,8%      -2,82  +35,6% 
Brent/ICE              104,63      106,92       -2,1%      -2,29  +39,7% 
GAS                            VT-Schluss                +/- EUR 
Dutch TTF              156,30      156,50       +0,8%       1,26  +41,5% 
 
METALLE               zuletzt      Vortag       +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          1.711,25    1.696,73       +0,9%     +14,52   -6,5% 
Silber (Spot)           18,78       18,67       +0,6%      +0,11  -19,5% 
Platin (Spot)          876,34      861,30       +1,7%     +15,04   -9,7% 
Kupfer-Future            3,28        3,33       -1,5%      -0,05  -26,2% 
YTD zu Vortagsschluss 
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(END) Dow Jones Newswires

July 21, 2022 12:37 ET (16:37 GMT)