Weiter westlich an der ukrainischen Schwarzmeerküste schloss die ukrainische Regierung nach Beginn der Invasion den Hafen von Odessa. Deswegen musste die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) in aller Eile die letzten beiden Containerschiffe an ihrem Terminal abfertigen, bevor die letzten der 480 Mitarbeiter das Land verließen.

Philip Sweens, der bei der HHLA das internationale Geschäft leitet, betont, die Schließung des Hafens sei ein weiterer Schlag für den russischen Handel, der seit Moskaus Annexion der Krim 2014 um ein Viertel zurückgegangen ist.


   Auch der Landweg per Bahn über Russland ist verbaut 

Wenn der Hafen für längere Zeit geschlossen bliebe, meint er weiter, "wird es ein Problem sein, Lebensmittel und Dinge, die die Menschen brauchen, ins Land zu bringen". Die Ukraine ist die Kornkammer Europas, das erste, was die Europäer merkten, werden die Lebensmittelpreise sein.

Seit vergangenem Jahr haben die Überlastung der Häfen und die Schwierigkeiten, Schiffe für den Transport von Waren aus Asien in den Westen zu finden, einige Unternehmen dazu veranlasst, ihre Waren auf Züge zu verladen, die von China über Russland nach Europa fahren.

Diese Reise ist als Alternative zu den bereits gestörten Seewegen wichtig geworden, so Glenn Koepke von Fourkites, einem in Chicago ansässigen Anbieter von Frachttrackingtechnologie. Laut Koepke wurden in den ersten sechs Monaten des vergangenen Jahres mehr als 300.000 Container, gemessen in 20-Fuß-Einheiten, per Bahn von China in die EU befördert. Doch das US-Speditionsunternehmen Flexport nimmt jetzt keine Buchungen mehr für seinen durch Russland verlaufenden Schienengüterverkehr von Asien nach Europa an.

Da auch die Luftfracht in der Region unter Druck geraten ist, nehmen die Frachtflugzeuge von Flexport, die normalerweise den russischen und ukrainischen Luftraum zwischen Asien und Europa überfliegen, nun eine längere Route über den Nahen Osten. Der russische Luftraum ist die schnellste Route für Flüge zwischen Europa und dem Pazifischen Ozean. Bis Sonntag hatten Länder wie Großbritannien, Polen und Bulgarien russischen Fluggesellschaften den Zugang zu ihrem Luftraum verboten, wie Flighttrader24 berichtet.

Mehrere Spediteure, darunter die dänische DSV und die DHL haben ihre Dienstleistungen von und nach der Ukraine eingestellt und ihre Büros in dem Land geschlossen. Das französische Logistikunternehmen Geodis erklärte, es erwarte weitere Luftraumsperrungen oder fluglinienspezifische Beschränkungen, die zu Verspätungen, Kapazitätsreduzierungen und Preiserhöhungen führen könnten. Und auch die US-Versandriesen Fedex sowie United Parcel Service setzten ihre Sendungen nach Russland aus, nachdem sie bereits zuvor ihre Lieferungen in die Ukraine eingestellt hatten.

(Mitarbeit: Paul Berger und Benoit Faucon)

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February 28, 2022 07:21 ET (12:21 GMT)