Von Steffen Gosenheimer

NEW YORK (Dow Jones)--Sehr volatil und letztlich mit ausgeprägter Schwäche haben US-Aktien am Mittwoch auf die Beschlüsse der US-Notenbank und insbesondere die Aussagen von Fed-Chef Jerome Powell zur weiteren Zinspolitik reagiert. Die aktuelle Zinserhöhung fiel mit 75 Basispunkten auf nun 3,75 bis 4,00 Prozent exakt wie erwartet aus und sorgte für sich genommen für keinen Impuls.

Weil zunächst eine mögliche Verlangsamung der weiteren geldpolitischen Straffung in den Raum gestellt wurde, legten die Kurse von Aktien und Anleihen kurz zu. Als Powell dann in der Frage- und Antwort-Runde aber weiter ausführte, mit der Geldpolitik auf Kurs zu bleiben, und "fest entschlossen" zu sein, die Inflation auf 2 Prozent zu bringen und ein langsameres Wachstum nötig sei, um die Inflation zu senken, rutschten Aktien- und Anleihen deutlich ab. Dazu bemerkte Powell noch, die Fed wolle einen Leitzins, bei dem der Realzins positiv sei.

Im Vorfeld kursierende Hoffnungen der Marktteilnehmer, auf ein klareres Signal für ein behutsameres Vorgehen bei den Zinserhöhungen wurden damit enttäuscht. Sehr stark unter Druck gerieten die als besonders zinsreagibel geltenden Nasdaq-Indizes, die um bis zu 3,4 Prozent absackten. Aber auch der Dow-Jones-Index büßte 1,5 Prozent ein auf 32.148 Punkte. Für den S&P-500 ging es um 2,5 Prozent abwärts. Alle Indizes gingen damit praktisch auf den Tagestiefs aus dem Handel.

An der Nyse gab es nach ersten Angaben 701 (Dienstag: 1.887) Kursgewinner und 2.469 (1.320) Kursverlierer. Unverändert schlossen 85 (107) Titel.

Schon vor den Fed-Aussagen hatten etwas besser als erwartet ausgefallene ADP-Arbeitsmarktdaten und jüngst auch andere günstig ausgefallene Konjunkturdaten unter den Akteuren für Unsicherheit gesorgt. Denn die Daten könnten so verstanden werden, dass die US-Wirtschaft die kräftigen Zinserhöhungen gut wegsteckt, die Notenbank also ermutigen, weiter einen sehr straffen Kurs zu verfolgen.

Am Rentenmarkt ging es etwas ruhiger zu, die Renditen zogen mit den Powell-Aussagen aber zumindest moderat an, nachdem sie sich zuvor weitgehend unverändert gezeigt hatten. Im Zehnjahresbereich ging es um 5 Basispunkte nach oben auf 4,09 Prozent.

Der Dollar gab zunächst nach, holte die Verluste dann aber mit der Aussicht auf weiter deutlich steigende Zinsen mehr als wieder auf. Der Dollarindex lag zuletzt 0,5 Prozent höher, der Euro sank auf 0,9833 Dollar.

Die Ölpreise zogen um knapp 1 Prozent an, nachdem die US-Ölvorräte in der vergangenen Woche überraschend deutlich gesunken sind. Bereits am Vorabend hatten Daten eines Branchenverbands eine deutliche Abnahme gezeigt. Vor den Powell-Aussagen hatte das Plus aber schon 2 Prozent betragen.


   AMD-Zahlen kommen gut an - Airbnb enttäuscht 

Am Aktienmarkt machte zunächst die Berichtssaison die Kurse, ehe dann in aller Breite Abwärtsdruck aufkam. So verloren AMD 1,7 Prozent. Der Chiphersteller hatte die Erwartungen knapp verfehlt und enttäuschte auch mit dem Ausblick. Einige Marktteilnehmer hätten aber ein noch schlechteres Abschneiden erwartet, hieß es zur zunächst klar positiven Kursreaktion der Aktie.

Airbnb (-13,4%) meldete für das dritte Quartal einen Rekordumsatz, der Vermittler von Ferienunterkünften enttäuschte aber mit einem verhaltenen Ausblick. Einen Satz von 4,8 Prozent machte der Kurs von Match Group. Die Mutter der Dating-Plattform Tinder hat den Umsatz überraschend gesteigert und auch mehr verdient als erwartet.


  Kursdebakel für Tupperware 

Tupperware brachen um über 40 Prozent ein. Der Hersteller von Plastikschüsseln und anderen Küchenutensilien hatte schwächer abgeschnitten als erwartet und die eigenen Ziele verfehlt und will nun weitere Restrukturierungsmaßnahmen vornehmen und Lagerbestände abbauen.

Electronic Arts retteten ein Plus von 1,9 Prozent. Der Anbieter von Videospielen hatte zwar den Ausblick gesenkt, schnitt aber mit dem bereinigten Gewinn trotz eines Rückgangs besser als erwartet ab. Auch beim Snack- und Süßigkeitenhersteller Mondelez (+1,1%) schrumpfte der Gewinn weniger stark als befürchtet.

Nicht gut lief das Quartal für Cheesecake Factory mit einem überraschenden Verlust, der Kurs gab um 5,2 Prozent nach.

Apple verloren 3,7 Prozent. Nach einem Corona-Ausbruch im größten iPhone-Werk der Welt im chinesischen Zhengzhou haben Behörden das Gebiet rund um die Fabrik abgeriegelt. Apple drohen damit Produktionseinschränkungen.


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INDEX                 zuletzt        +/- %       absolut      +/- % YTD 
DJIA                32.147,76        -1,5%       -505,44         -11,5% 
S&P-500              3.759,69        -2,5%        -96,41         -21,1% 
Nasdaq-Comp.        10.524,80        -3,4%       -366,05         -32,7% 
Nasdaq-100          10.906,34        -3,4%       -382,61         -33,2% 
 
US-Anleihen 
Laufzeit              Rendite     Bp zu VT    Rendite VT      +/-Bp YTD 
2 Jahre                  4,59         +3,3          4,55          385,6 
5 Jahre                  4,30         +1,8          4,28          303,5 
7 Jahre                  4,20         +2,7          4,17          275,5 
10 Jahre                 4,09         +4,2          4,04          257,6 
30 Jahre                 4,12         +2,4          4,09          221,8 
 
DEVISEN               zuletzt        +/- %  Mi, 9:14 Uhr  Di, 17:33 Uhr   % YTD 
EUR/USD                0,9827        -0,5%        0,9888         0,9854  -13,6% 
EUR/JPY                145,24        -0,7%        145,68         146,06  +11,0% 
EUR/CHF                0,9855        -0,2%        0,9881         0,9992   -5,0% 
EUR/GBP                0,8623        +0,3%        0,8596         0,8612   +2,6% 
USD/JPY                147,80        -0,2%        147,31         148,14  +28,4% 
GBP/USD                1,1396        -0,7%        1,1501         1,1446  -15,8% 
USD/CNH (Offshore)     7,3314        +0,3%        7,2927         7,3065  +15,4% 
Bitcoin 
BTC/USD             20.267,07        -1,0%     20.413,00      20.424,33  -56,2% 
 
 
 
ROHOEL                zuletzt  VT-Settlem.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex               89,12        88,37         +0,8%          +0,75  +27,6% 
Brent/ICE               95,57        94,65         +1,0%          +0,92  +30,3% 
GAS                            VT-Settlem.                      +/- EUR 
Dutch TTF              135,90       116,19        +17,0%         +19,70  +78,3% 
 
METALLE               zuletzt       Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          1.636,90     1.646,94         -0,6%         -10,04  -10,5% 
Silber (Spot)           19,26        19,63         -1,9%          -0,37  -17,4% 
Platin (Spot)          937,80       948,45         -1,1%         -10,65   -3,4% 
Kupfer-Future            3,44         3,47         -1,0%          -0,03  -22,0% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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November 02, 2022 16:08 ET (20:08 GMT)