Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--An den europäischen Börsen setzen am Dienstag kleine Gewinnmitnahmen ein. Der DAX fällt um 0,4 Prozent auf 14.003 Punkte. Der Euro-Stoxx-50 gibt um 0,2 Prozent nach auf 3.659 Punkte. "Nach neuen Jahres- und Allzeit-Hochs sowie einer Rally von über 900 Punkten liegt wieder eine kurzfristig leicht überkaufte Lage vor", so Achim Matzke, Marktanalyst der Commerzbank, mit Blick auf den DAX. "Deshalb sollten Konsolidierungstage auf dem aktuellen Kursniveau nicht überraschen", sagt er.

An der übergeordneten Nachrichtenlage hat sich wenig geändert. Im Fokus der Investoren stehen unverändert die Pläne für ein 1,9 Billionen Dollar schweres Konjunkturprogramm der neuen US-Regierung. Auch wenn es als unwahrscheinlich gilt, dass das Programm in vollem Umfang umgesetzt wird, hat die Erwartung an zusätzliche Stimuli zu einer weiteren Versteilerung der US-Zinskurve geführt. Die Rendite der 30-jährigen US-Treasurys stieg am Vortag kurzzeitig über 2 Prozent.

Angeführt wird der Rücksetzer in Europa von den Versorgertiteln, den Bau-Aktien und den Papieren der Medien-Unternehmen. Ihre Stoxx-Branchenindizes verlieren zwischen knapp 1,0 und 1,5 Prozent. Bei den Versorgern verlieren Enel 2,4 und RWE 2,6 Prozent, bei den Bau-Aktien stehen Saint-Gobain und Ferrovial mit Abschlägen von 1,7 und 3,6 Prozent unter Druck, und bei den Medientiteln fallen Publicis um 1,4 und Vivendi um 1,2 Prozent.


   Adidas DAX-Gewinner Nummer 1 - gute Zahlen erwartet 

Auf der Gewinnnerseit ganz oben stehen die Hersteller von Konsumgütern des täglichen Bedarfs mit einem Index-Plus von 0,7 Prozent. Adidas liegen mit einem Plus von 1,6 Prozent an der Gewinnerspitze im DAX: "Das Online-Geschäft bei Adidas boomt", sagt ein Händler. Adidas entwickle sich von einem der Verlierer zu einem der Gewinner der Pandemie. "Im Unterschied zum Büro reicht im Homeoffice auch eine Trainingshose", so der Händler. Zudem führe die Pandemie dazu, dass viele Kunden von Fitness-Studios nun zu Hause Sport machten, und dazu hätten sie auch relativ viel Zeit. "Das vierte Quartal dürfte richtig gut gelaufen sein", so der Händler. Zahlen will Adidas am 10. März vorlegen.

Total steigen um 1 Prozent. Bei Jefferies heißt es mit Blick auf das vierte Quartal des französischen Konzerns, in einem Quartal, in dem die großen Ölkonzerne volatile Ergebnisse und enttäuschende Cashflows verzeichnet hätten, habe Total vergleichsweise gut abgeschnitten. Die Jefferies-Analysten rechnen mit einer überdurchschnittlichen Kursentwicklung infolge der Zahlen.


   Europäische Zykliker liefern gute Berichtssaison 

In Europa haben inzwischen rund ein Drittel der Unternehmen ihre Geschäftszahlen ausgewiesen. "Die bisher vorgelegten Gewinne liegen zwar deutlich über den Erwartungen der Analysten", zieht Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank, ein erstes Resümee. Allerdings lägen sie damit rund zehn Prozent unter dem Vorjahresniveau. Damit zeichne sich ab, dass die Gewinne 2020 wohl um knapp 30 Prozent eingebrochen sind. Von den Sektoren hätten bisher Finanzdienstleister, Banken und IT-Unternehmen am deutlichsten überzeugt. Ihre Gewinne hätten im Schnitt 37 Prozent, 17 Prozent beziehungsweise 20 Prozent über den Prognosen der Analysten gelegen.

Gut kommen die Geschäftszahlen von Randstad bei den Analysten der Citigroup an, für die Aktie geht es um 2,2 Prozent nach oben. Das bereinigte EBITA sei 14 Prozent über der Marktschätzung ausgefallen. Die EBITA-Marge liege mit 4,6 Prozent ebenfalls über der Schätzung von 4,1 Prozent. Der Rückgang des organischen Umsatzwachstums sei derweil mit 3,6 Prozent geringer als die erwarteten 4,1 Prozent ausgefallen.


   Micro Focus will wieder Dividende zahlen - Nokian Tyres ausgebremst 

Micro Focus gewinnen nach ihren Geschäfszahlen knapp 9 Prozent, das Software-Unternehmen will wieder Dividende zahlen. Die Aktien des Reifenherstellers Nokian verlieren dagegen nach enttäuschenden Zahlen 5,5 Prozent, sowohl der Umsatz als auch der operative Gewinn sind stärker zurückgangen als erwartet.

Mit Blick auf die Geschäftszahlen von Tui (minus 0,8 Prozent) spricht Jefferies von einer Verbesserung der Liquiditätssituation. Tui halte an den Sommerplanungen für 2021 fest. Wie die Analysten anmerken würden sich Stornierungen und damit Abflüsse des Working Capital sehr negativ auf die Liquiditätssituation auswirken. Jefferies schätzt, dass die aktuelle Liquidität dem Konzern eine Fortführung der Geschäftstätigkeit von etwa sieben Monaten erlaubt.


   Dritte deutsche Reihe: KlöCo stark - Ceconomy leidet 

Klöckner & Co ziehen um 6 Prozent an. Das Unternehmen spricht von einem guten Jahresstart, es erwartet nun ein außergewöhnlich gutes Quartal.

Sehr schwach im Markt liegen Ceconomy, die Aktien der Saturn- und Mediamarkt-Mutter fallen um 8 Prozent. Das Unternehmen bekräftigte, dass angesichts der Pandemie-Entwicklung und den damit einhergehenden Einschränkungen die Prognose für das laufende Geschäftsjahr mit Fragezeichen behaftet sei. Ceconomy forderte einen "klaren Fahrplan" für Marktöffnungen in Deutschland. Alles andere als ein vager Ausblick wäre eine Überraschung gewesen, heißt es im Handel.


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Aktienindex              zuletzt      +/- %       absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.661,87      -0,10         -3,64           3,07 
Stoxx-50                3.175,98       0,13          4,11           2,18 
DAX                    14.011,84      -0,34        -48,07           2,14 
MDAX                   32.322,67      -0,47       -151,40           4,96 
TecDAX                  3.515,20      -0,30        -10,43           9,41 
SDAX                   15.493,32      -1,19       -186,06           4,93 
FTSE                    6.535,03       0,18         11,50           0,98 
CAC                     5.686,20       0,00          0,17           2,43 
 
Rentenmarkt              zuletzt                  absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite      -0,44                     0,00          -0,68 
US-Zehnjahresrendite        1,14                    -0,02          -1,54 
 
DEVISEN                  zuletzt      +/- %  Di, 8:11 Uhr  Mo, 17:26 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,2097     +0,39%        1,2080         1,2036   -1,0% 
EUR/JPY                   126,46     -0,28%        126,59         126,67   +0,3% 
EUR/CHF                   1,0813     -0,17%        1,0824         1,0822   +0,0% 
EUR/GBP                   0,8772     +0,00%        0,8767         0,8769   -1,8% 
USD/JPY                   104,53     -0,66%        104,90         105,25   +1,2% 
GBP/USD                   1,3790     +0,37%        1,3782         1,3725   +0,9% 
USD/CNH (Offshore)        6,4231     -0,37%        6,4385         6,4428   -1,2% 
Bitcoin 
BTC/USD                46.531,25     +4,14%     46.735,50      43.570,50  +60,2% 
 
ROHOEL                   zuletzt  VT-Settl.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  57,74      57,97         -0,4%          -0,23  +18,7% 
Brent/ICE                  60,38      60,56         -0,3%          -0,18  +16,7% 
 
METALLE                  zuletzt     Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.842,78   1.831,20         +0,6%         +11,58   -2,9% 
Silber (Spot)              27,42      27,28         +0,5%          +0,15   +3,9% 
Platin (Spot)           1.183,00   1.162,85         +1,7%         +20,15  +10,5% 
Kupfer-Future               3,71       3,67         +1,2%          +0,04   +5,4% 
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February 09, 2021 10:13 ET (15:13 GMT)