Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Am deutschen Aktienmarkt hat sich der Rücksetzer am Dienstag ausgeweitet. Der DAX konnte die 16.000er Marke nicht mehr verteidigen, er verlor 1,1 Prozent auf 15.937 Punkte. Dabei litt Markt unter einer breiten Schwäche der Wachstumstitel, ausgelöst von den zunehmenden Spekulationen um unerwartet schnell steigende Leitzinsen. Der TecDAX fiel um 2,3 Prozent, aber auch so genannte defensive Wachstumstitel zum Beispiel aus der Gesundheitsbranche gerieten unter Druck. Aktien der klassischen konjunkturabhängigen Industrie oder auch der Banken legten dagegen zum Teil deutlich zu.

Aus Marktsicht ist die US-Geldpolitik nach der Nominierung von Notenbankchef Jerome Powell für eine zweite Amtszeit weiter auf Straffungskurs. Inzwischen werden 2023 bis zu drei US-Zinserhöhungen erwartet. "Außerdem hat nun auch noch die EZB Öl ins Feuer gegossen", so ein Marktteilnehmer. EZB-Direktorin Isabel Schnabel sieht das Risiko, dass die Verbraucherpreise im Euroraum stärker als erwartet steigen werden.

Unter den weiter steigenden Renditen litten vor allem hoch bewertete oder vom billigen Geld abhängige Aktien. Im DAX gaben Delivery Hero 4,8 Prozent ab, Zalando 3,7 Prozent und Hellofresh 2,5 Prozent. Bei den defensiven Wachstumstiteln fielen Merck KGaA um 2,7 Prozent, Symrise um 3,0 Prozent und Sartorius um 3,3 Prozent. Auf der anderen Seite gewannen Airbus 1,4 Prozent, BASF 1,6 Prozent, Deutsche Bank 2,9 Prozent und Heidelbergcement 1,0 Prozent. Auch Bayer, Munich Re und MTU schlossen deutlich im Plus. Deutsche Telekom konnten sich mit dem näher rückenden Vergleich um den dritten Börsengang nach anfänglicher Schwäche gut behaupten.


   Eon nach Kapitalmarktag unter Druck 

Die von Eon zum Kapitalmarkttag genannten Kennziffern bewegten sich nach Einschätzung von Jefferies im Rahmen der Erwartungen. Eon verloren 4,2 Prozent. Der Versorger plant für das Kerngeschäft ein Gesamtinvestitionsvolumen für die Jahre 2022 bis 2026 von rund 27 Milliarden Euro. Das bereinigte EBITDA will Eon jährlich um durchschnittlich 4 Prozent auf 7,8 Milliarden Euro im Jahr 2026 steigern.

Morgan Stanley hat Eon laut Händlern nach dem Kapitalmarkttag auf "Untergewichten" mit einem Kursziel von 10 Euro belassen. "Das Haus sieht die Eon-Aussagen nicht als Anlass für eine bessere Einstufung", so ein Händler.


   Thyssenkrupp und Synlab nach Platzierungen sehr schwach 

In der zweiten Reihe ging es für Thyssenkrupp um 6,1 Prozent abwärts auf 10,60 Euro. Der schwedische aktivistische Fonds Cevian hat seine Beteiligung reduziert und 43 Millionen Aktien am unteren Rand der Spanne von 10,20 bis 11,29 Euro platziert.

Eine Platzierung von Altaktionären drückte auch auf Synlab, der Kurs brach um 13 Prozent ein. In der fünften Reihe zogen Kuka um 10 Prozent an, der chinesische Großaktionär Midea will die Aktien von der Börse nehmen und bereitet deshalb ein Abfindungsangebot vor.


=== 
INDEX          zuletzt  +/- %  +/- % YTD 
DAX          15.937,00  -1,1%    +16,17% 
DAX-Future   15.944,00  -1,1%    +16,95% 
XDAX         15.947,36  -0,8%    +16,67% 
MDAX         35.053,34  -1,7%    +13,82% 
TecDAX        3.851,83  -2,3%    +19,89% 
SDAX         16.641,79  -1,7%    +12,71% 
zuletzt      +/- Ticks 
Bund-Future     170,62   -102 
 
Index   Gewinner  Verlierer  unv.  Umsatz Mio Euro  Mio Aktien  Vortag 
DAX           11         29     0          4.222,3        91,0    65,5 
MDAX          10         39     1            779,0        46,8    47,0 
TecDAX         2         28     0          1.088,0        33,6    35,5 
SDAX          11         59     0            302,4        14,2    10,8 
=== 

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/hru/ros

(END) Dow Jones Newswires

November 23, 2021 11:53 ET (16:53 GMT)