FRANKFURT (Dow Jones)--Der deutsche Aktienmarkt hat am Freitag mit kräftigen Kursverlusten geschlossen. Anleger schlossen Positionen vor dem Wochenende angesichts diverser Unsicherheitsfaktoren: es mehrten sich die Signale, dass es am Wochenende angesichts stark steigender Infektionszahlen eine Art Not-Ministerpräsidententreffen geben könnte mit neuen Maßnahmen, inklusive möglicher Ausgangssperren. Baden-Württemberg war bereits vorgeprescht, hier gelten ab Samstag strikte Ausgangsbeschränkungen. Der DAX verlor 1,4 Prozent auf 13.114 Punkte.
Derweil ging das politische Lavieren um ein Anschluss-Handelsabkommen zwischen EU und Großbritannien weiter. Eine Einigung liegt grundsätzlich im Interesse beider Seiten. Eine solche war aber dennoch weiter nicht in Sicht. An den Finanzmärkten gingen die meisten Anleger bislang davon aus, dass es zu einer Einigung kommen werde. Wenn dem nicht so sein sollte, drohen scharfe Marktkorrekturen. Nach Aussage von Premier Boris Johnson ist ein No-Deal-Brexit "sehr wahrscheinlich". Auch die EU hat sich zurückhaltend geäußert.
Bankenwerte weiter nicht wohl gelitten
Bankentitel standen weiter unter Druck: Deutsche Bank verloren 3,2 Prozent und Commerzbank 2,3 Prozent. Der Sektor war bereits am Vortag nach der EZB-Entscheidung unter Abgabedruck geraten. Negativ stieß auf, dass die EZB die Freibeträge des Staffelzinses nicht erhöht hatte. Am Freitag lastete auch die wachsende Wahrscheinlichkeit eines Scheiterns der Brexit-Verhandlungen auf dem Sektor, auch wenn davon vor allem britische Banken betroffen wären.
Unter Druck standen auch Automobilwerte. Marktteilnehmer sahen hinter den Abgaben neben der allgemeinen Risikoaversion auch die auf dem EU-Gipfel vereinbarten neuen Klimaziele, die als "realitätsfremd" bezeichnet wurden. Innerhalb von zehn Jahren sollen die CO2-Emissionen um 55 Prozent gesenkt werden. Überraschend kamen die Vereinbarungen allerdings nicht. VW, BMW und Daimler gaben bis zu 3 Prozent nach.
S&P entlastet Grenke
Erleichterung trieb dagegen den Grenke-Kurs um 9,6 Prozent nach oben. Die Ratingagentur S&P hatte die für die Finanzierung wichtige Bonitätsnote bestätigt und das Unternehmen wieder von der Beobachtungsliste gestrichen. Die Vorwürfe des schweren Fehlverhaltens seien unbegründet, Prüfungen hätten kein wesentliches Fehlverhalten ergeben, so die Erklärung. Nach den Vorwürfen von Viceroy Research hatte S&P das Rating im September unter Beobachtung genommen. Die Grenke-Aktie war damals massiv unter Druck geraten.
Analystenkommentare bewegten ebenfalls: im DAX fielen Eon um 3 Prozent. Morgan Stanley hatte die Aktie auf "Untergewichten" gesenkt. Hellofresh sprangen um 6,5 Prozent an nach positiven Kommentaren von JP Morgan und vor allem von Kepler. Auch Delivery Hero waren gesucht - für die Aktie ging es um 1,1 Prozent nach oben.
Umgesetzt wurden im Xetra-Handel bei den DAX-Werten rund 82,1 (Vortag: 68,8) Millionen Aktien im Wert von rund 3,57 (Vortag: 3,42) Milliarden Euro. Es gab vier Kursgewinner und 26 -verlierer.
=== INDEX zuletzt +/- % +/- % YTD DAX 13.114,30 -1,36% -1,02% DAX-Future 13.111,00 -1,44% +0,42% XDAX 13.114,75 -1,34% -0,15% MDAX 29.608,50 -0,27% +4,58% TecDAX 3.101,63 -0,41% +2,88% SDAX 13.951,46 -0,71% +11,51% zuletzt +/- Ticks Bund-Future 178,62% +35 ===
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December 11, 2020 11:52 ET (16:52 GMT)