FRANKFURT (Dow Jones)--Nach dem schwachen Verlauf der Woche und dem Ausverkauf am Vortag liegen Europas Börsen am Freitagnachmittag weiter auf Erholungskurs. Der DAX steigt um 0,9 Prozent auf 13.150 Punkte, der Euro-Stoxx-50 zieht um 1 Prozent auf 3.462 Punkte an.

Händler sprechen von einer technischen Gegenbewegung, verstärkt vom so genannten großen Hexentanz, dem Verfall von Futures und Optionen an den Terminbörsen. Am Mittag sind die Instrumente auf den DAX und auf den Euro-Stoxx-50 ausgelaufen, zum Börsenschluss kommen noch die Optionen auf die DAX-Einzelaktien hinzu.

Darüber hinaus bleibt die Lage aber instabil. Die Notenbanken haben sich nun ganz der Inflationsbekämpfung verschrieben und sind bereit, wirtschaftliche Folgekosten hinzunehmen. Vor den Aktienmärkten liegen daher voraussichtlich weitere schwierige Monate mit steigenden Leitzinsen und Liquiditätsentzug, während gleichzeitig die Risiken einer Rezession zunehmen.

Trotzdem hat die Bank of America (BoA) europäische Aktien auf "Neutral" von "Negativ" hochgestuft. Der Ausverkauf sei zu weit gegangen, so die Begründung. Die meisten negativen Wirtschaftsnachrichten seien nun eingepreist. Für eine Kaufempfehlung sei es aber noch zu früh angesichts der Wachstumsrisiken und der steigenden Realzinsen.

Auch am Rentenmarkt können sich die Kurse etwas erholen, die Renditen kommen also wieder etwas zurück. Der Euro gibt etwas nach und fällt auf 1,0480 Dollar.

Deutlicher unter Druck geraten sind die Ölpreise. Sie geben die deutlichen Gewinne vom Vormittag wieder ab und verbillige sich um bis zu 3,7 Prozent. Auch der Gaspreis fällt, wenn auch nicht so stark. "In den USA nähert sich die Ölförderung dem Allzeithoch von 13,1 Millionen Barrel pro Tag", kommentiert Robert Rethfeld von Wellenreiter-Invest. Mit 12 Millionen Barrel fehlten nur noch 8,5 Prozent. Der Index der Öl- und Gasaktien in Europa fällt um 1,6 Prozent und liegt mit Abstand am Ende.


 Banken lösen Technologie an der Gewinnerspitze ab 

Mit Ausnahme der Rohstoff- und Ölaktien sowie der Chemiewerte liegen alle Stoxx-Brachenindizes mehr oder weniger deutlich im Plus.

An der Gewinerspitze haben die Titel der Banken die Aktien der Technologieunternehmen abgelöst. ABN Amro steigen um knapp 9 Prozent nach einem Bloomberg-Bericht, die BNP habe die niederländische Regierung wegen einer Übernahme kontaktiert. Commerzbank, die von einigen Marktteilnehmern als interessanteres Objekt einer möglichen grenzüberschreitenden Übernahme angesehen werden, gewinnen 4,9 Prozent. BNP Paribas steigen um 1,6 Prozent.

Im DAX erholen sich Delivery Hero um 7,7 Prozent, Eon, Vonovia und Airbus legen mehr als 3 Prozent zu. Auf der anderen Seite geben Brenntag 0,8 Prozent ab. VW verlieren 0,3 Prozent, der Absatz des Konzerns ist im Mai weiter zurückgegangen. Merck fallen um 3,5 Prozent.

In der zweiten Reihe fallen Thyssen um 1,4 Prozent. Angesichts des aktuell schwierigen Kapitalmarktumfelds wird Thyssenkrupp seine Wasserstofftochter Nucera zunächst nicht an die Börse bringen.

Uniper geben weitere 4 Prozent ab. Die Einschnitte bei den russischen Gaslieferungen drücken auf die Einnahmen des Unternehmens. Grand City Properties gewinnen 5,7 Prozent - die Societe Generale soll das Papier zum Kauf empfohlen haben.


 Glencore fest 

Der Minenbetreiber Glencore (+0,7%) hat angekündigt, dass das operative Ergebnis im ersten Halbjahr klar über 3,2 Milliarden Dollar ausfallen wird, was deutlich über der Konsensschätzung von 1,9 Milliarden Dollar liegt. Zum Börsenschluss wird die Glencore-Aktie in den Stoxx-50 aufgenommen, weichen muss dafür die Adidas-Aktie (+2,6%).

Daneben stehen einige weitere Index-Änderungen an. Delivery Hero müssen den DAX verlassen, Nachrücker sind Beiersdorf, die aus dem MDAX in den DAX aufsteigen. Beiersdorf notieren kaum verändert. Aus dem MDAX absteigen müssen Hypoport, die sich um 4 Prozent erholen. Neu im MDAX sind ab Montag dann auch Encavis (-1,8%).


 Nokian wechselt auf die Überholspur 

Nokian Tyres schießen um fast 9 Prozent in die Höhe. Das Unternehmen rechnet nun nur noch mit leicht nachgebenden oder sogar unveränderten Nettoerlösen. Zuvor waren deutlich nachgebende Umsätze in Aussicht gestellt worden. Auch die Aktien anderer Reifenproduzenten sind gesucht: Michelin steigen um 2 Prozent, für Continental geht es 0,4 Prozent nach oben.

Der Kapitalmarkttag von Ferrari hat nach Aussage von Jefferies einen positiven Eindruck hinterlassen. Alle Kennziffern seien nach oben angepasst worden, wenngleich diese bereits in den Konsensschätzungen des Marktes enthalten seien. Ferrari notieren fast unverändert.


 
Aktienindex              zuletzt      +/- %       absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.451,97      +0,7%         24,06         -19,7% 
Stoxx-50                3.382,64      +0,3%         11,52         -11,4% 
DAX                    13.129,64      +0,7%         91,15         -17,3% 
MDAX                   27.099,22      +1,4%        363,45         -22,9% 
TecDAX                  2.820,50      +1,0%         27,87         -28,1% 
SDAX                   12.262,16      +1,8%        213,19         -25,3% 
FTSE                    7.072,94      +0,4%         27,96          -4,6% 
CAC                     5.917,97      +0,5%         31,73         -17,3% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                  absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       1,72                    +0,01          +1,90 
US-Zehnjahresrendite        3,27                    +0,07          +1,76 
 
 
DEVISEN                  zuletzt      +/- %  Fr, 7:55 Uhr  Do, 18:50 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,0468      -0,8%        1,0527         1,0561   -7,9% 
EUR/JPY                   141,38      +1,2%        141,05         138,97   +8,0% 
EUR/CHF                   1,0120      -0,8%        1,0197         1,0189   -2,5% 
EUR/GBP                   0,8577      +0,4%        0,8555         0,8527   +2,1% 
USD/JPY                   135,05      +2,1%        133,92         131,65  +17,3% 
GBP/USD                   1,2206      -1,2%        1,2296         1,2382   -9,8% 
USD/CNH (Offshore)        6,7198      +0,5%        6,7027         6,6794   +5,8% 
Bitcoin 
BTC/USD                20.631,56      +0,1%     20.756,68      21.090,77  -55,4% 
 
 
 
ROHOEL                   zuletzt  VT-Settl.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                 113,20     117,59         -3,7%          -4,39  +55,5% 
Brent/ICE                 116,79     119,81         -2,5%          -3,02  +54,8% 
 
METALLE                  zuletzt     Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.839,56   1.857,25         -1,0%         -17,69   +0,6% 
Silber (Spot)              21,62      21,95         -1,5%          -0,33   -7,3% 
Platin (Spot)             940,03     955,07         -1,6%         -15,04   -3,1% 
Kupfer-Future               4,04       4,11         -1,6%          -0,06   -9,0% 
 

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June 17, 2022 10:16 ET (14:16 GMT)