FRANKFURT (Dow Jones)--Nach dem schwachen Verlauf der Woche und dem Ausverkauf am Vortag haben sich die europäischen Börsen am Freitag etwas fangen können. Die Erholung stand aber auf tönernen Füßen, zumal es an der Wall Street am Nachmittag volatil zuging.

Der DAX stieg um 0,7 Prozent auf 13.126 Punkte, der Euro-Stoxx-50 zog um lediglich 0,3 Prozent auf 3.439 Punkte an, während der Stoxx-50 sogar um 0,3Prozent nachgab, gebremst von sehr schwachen Öl- und Gas- sowie Rohstoffaktien. Händler sprachen von einer technischen Gegenbewegung, verstärkt vom so genannten großen Hexentanz, dem Verfall von Futures und Optionen an den Terminbörsen.

Auch am Rentenmarkt konnten sich die Kurse etwas erholen, die Renditen kamen also etwas zurück. Der Euro gab deutlich nach auf zuletzt 1,0472 Dollar, nachdem er am Vortag aber auch kräftig zugelegt hatte, im Hoch auf 1,06 Dollar.

Insgesamt bleibe die Lage instabil, hieß es. Denn die Notenbanken hätten sich nun ganz der Inflationsbekämpfung verschrieben und seien bereit, wirtschaftliche Folgekosten hinzunehmen. US-Notenbankchef Powell bestätigte das, in dem er auf einer Veranstaltung nochmals betonte, die volle Konzentration auf die Inflationsbekämpfung zu legen, um das Notenbankziel von 2 Prozent zu erreichen. Vor den Aktienmärkten liegen damit schwierige Monate mit steigenden Leitzinsen und Liquiditätsentzug. Zugleich steigt das Risiko für eine Rezession.

Die Bank of America (BoA) hat dennoch europäische Aktien auf "Neutral" von "Negativ" hochgestuft, weil ihr der Ausverkauf zu weit gegangen ist. Für eine Kaufempfehlung halten die Experten die Zeit aber noch nicht gekommen angesichts der Wachstumsrisiken und der steigenden Realzinsen.


 Ölpreise stark unter Druck 

Stark unter Druck gerieten am Nachmittag die Ölpreise. Sie gaben um über 5 Prozent nach auf das niedrigste Niveau seit rund drei Wochen, nachdem sie am Vormittag noch im Plus gelegen hatten. Auch der Gaspreis fiel deutlich, zuletzt um gut 3 Prozent. Marktteilnehmer verwiesen zum einen auf die Sorgen vor einer Rezession, die auch die Ölnachfrage treffen würde, aber auch darauf, dass sich die Ölförderung in den USA dem Allzeithoch nähere.

Der Index der Öl- und Gasaktien in Europa knickte um 4,0 Prozent ein und lag mit Abstand am Ende. Auch Rohstoffaktien (-2,7%) lagen mit den Konjunktursorgen sehr schwach im Markt, auch Chemieaktien (-0,6%) gehörten zu den Verlierern. An der Gewinnerspitze lagen Technikaktien (+1,3%).


 Übernahmespekulation im Bankensektor 

ABN Amro verteuerten sich um knapp 6 Prozent, nachdem sie phasenweise einen Satz um 17 Prozent gemacht hatten, nach einem Bloomberg-Bericht, die französiche BNP Paribas habe die niederländische Regierung wegen einer Übernahme kontaktiert. Derzeit prüfe die Regierung das Interesse aber nicht ernsthaft. Commerzbank, die von einigen Marktteilnehmern als interessanteres Objekt einer möglichen grenzüberschreitenden Übernahme angesehen werden, gewannen 3,2 Prozent. BNP Paribas legten um 0,5 Prozent zu.

Nokian Tyres schossen um 10,3 Prozent in die Höhe. Das Unternehmen rechnet nun nur noch mit leicht nachgebenden oder sogar unveränderten Nettoerlösen. Zuvor waren deutlich nachgebende Umsätze in Aussicht gestellt worden. Auch die Aktien anderer Reifenproduzenten waren gesucht: Michelin stiegen um 2,2 und Continental um 0,6 Prozent.

Der Minenbetreiber Glencore (-0,6%) hat angekündigt, dass das operative Ergebnis im ersten Halbjahr klar über 3,2 Milliarden Dollar ausfallen wird, was deutlich über der Konsensschätzung von 1,9 Milliarden Dollar liegt.

Zum Börsenschluss wird die Glencore-Aktie in den Stoxx-50 aufgenommen, weichen muss dafür die Adidas-Aktie (+2,5%). Daneben stehen einige weitere Index-Änderungen an. Delivery Hero (+12,1%) müssen den DAX verlassen, Nachrücker sind Beiersdorf (-1,4%), die aus dem MDAX in den DAX aufsteigen. Aus dem MDAX absteigen müssen Hypoport, die sich um 4,1 Prozent erholten. Neu im MDAX sind ab Montag dann auch Encavis (-3,3%).

In der zweiten deutschen Reihe fielen Thyssen um 2,2 Prozent. Angesichts des aktuell schwierigen Kapitalmarktumfelds wird Thyssenkrupp seine Wasserstofftochter Nucera zunächst nicht an die Börse bringen. Uniper gaben weitere 3,2 Prozent ab. Die Einschnitte bei den russischen Gaslieferungen drücken auf die Einnahmen des Unternehmens.


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Index                  Schluss-  Entwicklung  Entwicklung   Entwicklung 
                          stand      absolut         in %          seit 
                                                          Jahresbeginn 
Euro-Stoxx-50          3.438,46       +10,55        +0,3%        -20,0% 
Stoxx-50               3.361,90        -9,22        -0,3%        -12,0% 
Stoxx-600                403,25        +0,37        +0,1%        -17,3% 
XETRA-DAX             13.126,26       +87,77        +0,7%        -17,4% 
FTSE-100 London        7.016,25       -28,73        -0,4%         -4,6% 
CAC-40 Paris           5.882,65        -3,59        -0,1%        -17,8% 
AEX Amsterdam            635,75        -2,59        -0,4%        -20,3% 
ATHEX-20 Athen         1.986,75       +21,26        +1,1%         -7,3% 
BEL-20 Bruessel        3.714,34       +63,57        +1,7%        -13,8% 
BUX Budapest          39.299,75       +74,98        +0,2%        -22,5% 
OMXH-25 Helsinki       4.566,45       +32,82        +0,7%        -18,6% 
ISE NAT. 30 Istanbul   2.776,59       +57,12        +2,1%        +37,1% 
OMXC-20 Kopenhagen     1.571,73        +9,06        +0,6%        -15,7% 
PSI 20 Lissabon        5.888,36        -6,61        -0,1%         +5,6% 
IBEX-35 Madrid         8.145,90       +67,80        +0,8%         -6,5% 
FTSE-MIB Mailand      21.788,87       +62,23        +0,3%        -20,6% 
RTS Moskau             1.315,43        -1,32        -0,1%        -17,6% 
OBX Oslo               1.099,36        +1,86        +0,2%         +2,9% 
PX  Prag               1.290,67        +4,12        +0,3%         -9,5% 
OMXS-30 Stockholm      1.884,27        -6,07        -0,3%        -22,1% 
WIG-20 Warschau        1.676,67       -30,44        -1,8%        -26,0% 
ATX Wien               3.011,96        -2,20        -0,1%        -21,1% 
SMI Zuerich           10.451,31       -24,06        -0,2%        -18,8% 
 
 
 
Rentenmarkt              zuletzt                  absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       1,66                    -0,05          +1,84 
US-Zehnjahresrendite        3,23                    +0,03          +1,72 
 
DEVISEN                  zuletzt      +/- %  Fr, 7:55 Uhr  Do, 18:50 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,0471      -0,8%        1,0527         1,0561   -7,9% 
EUR/JPY                   141,50      +1,3%        141,05         138,97   +8,1% 
EUR/CHF                   1,0174      -0,2%        1,0197         1,0189   -1,9% 
EUR/GBP                   0,8583      +0,4%        0,8555         0,8527   +2,2% 
USD/JPY                   135,13      +2,1%        133,92         131,65  +17,4% 
GBP/USD                   1,2200      -1,3%        1,2296         1,2382   -9,8% 
USD/CNH (Offshore)        6,7191      +0,5%        6,7027         6,6794   +5,7% 
Bitcoin 
BTC/USD                20.552,18      -0,3%     20.756,68      21.090,77  -55,6% 
 
 
 
ROHOEL                   zuletzt  VT-Settl.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                 111,25     117,59         -5,4%          -6,34  +52,9% 
Brent/ICE                 114,75     119,81         -4,2%          -5,06  +52,1% 
 
METALLE                  zuletzt     Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.841,57   1.857,25         -0,8%         -15,68   +0,7% 
Silber (Spot)              21,64      21,95         -1,4%          -0,31   -7,2% 
Platin (Spot)             937,23     955,07         -1,9%         -17,85   -3,4% 
Kupfer-Future               4,02       4,11         -2,1%          -0,09   -9,5% 
 

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June 17, 2022 12:02 ET (16:02 GMT)