Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Der Auftragseingang der deutschen Industrie dürfte im Oktober zum sechsten Mal in Folge gestiegen sein. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte erwarten, dass die Bestellungen gegenüber dem Vormonat um 1,1 Prozent zugelegt haben, nachdem sie sich im September um 0,5 Prozent erhöht hatten. Das Statistische Bundesamt (Destatis) veröffentlicht die Daten am Freitag (8.00 Uhr).

Auch der weltweit wohl wichtigste Bericht - der zur Entwicklung des US-Arbeitsmarkts - wird am Freitag (14.30 Uhr) veröffentlicht. Außerdem kommen Einkaufsmanagerindizes (PMIs) aus aller Welt, Opec und Opec+ beraten über ihre Förderpolitik und Eurostat veröffentlicht aktuelle Verbraucherpreisdaten.

Der deutsche Auftragseingang dürfte gestiegen sein - wie stark, bleibt allerdings abzuwarten. Für einen kräftigen Anstieg sprechen zum Beispiel die Ergebnisse der Einkaufsmanagerumfrage. Hier war im Oktober davon die Rede, dass sich die Auftragsbestände so rasant zu wie zuletzt vor zweieinhalb Jahren "stapelten", und das bei stark steigender Produktion.

Der Branchenverband VDA berichtet zudem, dass die Inlandsauftragseingänge im Autosektor um 2 Prozent unter dem Niveau des Vorjahresmonats gelegen hätten, die Auslandsaufträge aber um 3 Prozent darüber. Im Herbst vergangenen Jahres steckte die Autoindustrie allerdings noch in ihrer "Abgasprüfungszertifizierungskrise". Ganz klar gegen einen starken Auftragsanstieg spricht indes, dass die Industrie schon fast wieder das Vorkrisenniveau erreicht hat und die Aufholbewegung damit an Schwung zu verlieren droht.


   Euroraum-Inflationsrate bleibt im November negativ 

Weitere wichtige europäische Konjunkturdaten sind die zur Preisentwicklung. Der Euroraum dürfte sich auch im November durch die Abwesenheit von Inflationsdruck ausgezeichnet haben. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte erwarten, dass die Verbraucherpreise auf Monatssicht um 0,4 Prozent gesunken sind, wodurch die Jahresteuerungsrate wie im Oktober bei minus 0,3 Prozent liegen würde.

Für die um Nahrungsmittel- und Energiepreise bereinigte Kernteuerung werden ebenfalls unverändert plus 0,2 Prozent prognostiziert. Hinweise auf die europäische Entwicklung geben die bereits am Vortag anstehenden Daten aus Spanien (9.00 Uhr), Italien (11.00 Uhr) und Deutschland (14.00 Uhr).


   Deutsche HVPI-Rate steigt im November etwas 

Die am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) gemessene Inflationsrate in Deutschland ist im November negativ geblieben, allerdings lagen die Preise wohl etwas weniger deutlich als zuletzt unter dem Niveau des Vorjahresmonats. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte erwarten, dass die Jahresveränderungsrate des HVPI auf minus 0,4 (Oktober: minus 0,5) Prozent "gestiegen" ist. Leicht inflationstreibend dürften die Nahrungsmittelpreise gewirkt haben. Für den nationalen Verbraucherpreisindex wird eine unveränderte Jahresveränderungsrate von minus 0,2 Prozent prognostiziert.

Erste Hinweise auf die landesweite Entwicklung geben die ab 9.00 Uhr anstehenden Preisdaten sechs Statistischer Landesämter.

Am Donnerstag komplettiert IHS Markit mit der zweiten Veröffentlichung der Service-PMIs die November-Aktivitätsdaten für den Euroraum. Der deutsche PMI wird um 9.55 Uhr veröffentlicht, der für den Euroraum um 10.00 Uhr. Die zweite Veröffentlichung der Industrie-PMIs steht schon am Dienstag an. Am Dienstag (9.55 Uhr) kommen außerdem deutsche Arbeitslosenzahlen für November, am Mittwoch (11.00) entsprechende Daten aus dem Euroraum für Oktober, und am Donnerstag (10.00 Uhr) die Auftragseingänge der deutschen Maschinenbauer.

Außereuropäisch sind vor allem die chinesischen und US-Einkaufsmanagerindizes von Interesse. Die chinesischen CFLP-Einkaufsmanagerindizes für beide Sektoren werden am Montag (2.00 Uhr) veröffentlicht und die Caixin-Indizes für die Industrie am Dienstag (2.45 Uhr) sowie den Dienstleistungssektor am Donnerstag (2.45 Uhr). Die ISM-Indizes für das verarbeitende und das nicht-verarbeitende Gewerbe kommen am Dienstag und am Donnerstag (jeweils 16.00 Uhr).


   US-Stellenwachstum verliert weiter an Dynamik 

Wichtigster Konjunkturtermin der Woche ist aber der US-Arbeitsmarktbericht für November. Die US-Wirtschaft erholt sich weiter, wenn auch langsamer als zu der Zeit, als viele Unternehmen nach den Schließungen im späten Frühjahr und Frühsommer ihre Pforten wieder öffneten. Das Wachstum der Einzelhandelsumsätze und der Beschäftigung hat sich in den jüngsten Monaten abgekühlt und die Ansichten der Verbraucher über die Wirtschaftsaussichten haben sich Anfang November eingetrübt.

Dennoch hat sich der Arbeitsmarkt schneller erholt als von vielen Ökonomen prognostiziert. Die Arbeitslosenquote liegt mit 6,9 Prozent weit unter dem April-Hoch von 14,7 Prozent. Jüngste Echtzeit-Daten aus dem Privatsektor deuten jedoch auf eine schwächere Dynamik am Arbeitsmarkt hin. Nach dem Factset-Konsens rechnen Ökonomen für November nur mit einem Jobwachstum von 490.000. Im Oktober waren 638.000 Stellen geschaffen worden. Bei der Arbeitslosenquoten sehen Ökonomen einen leichten Rückgang von 6,9 auf 6,8 Prozent.


   Opec-Allianz neigt zur Verlängerung der Förderbeschränkungen 

Die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) sowie ihre Verbündeten im Rahmen der so genannten Opec+ dürften bei ihrem Jahrestreffen in Wien am Montag und Dienstag ein Überrollen der aktuellen Förderbeschränkungen beschließen. Derzeit drosselt die Allianz ihre tägliche Produktion um 7,7 Millionen Barrel, etwa 8 Prozent des weltweiten Angebots. Dank der ermutigenden Nachrichten zu Impfstoffen waren die Ölpreise zuletzt um rund 30 Prozent gestiegen. Deshalb erwog die Opec-Allianz zunächst, die Förderung ab Januar um 2 Millionen Barrel zu erhöhen.

Aber wegen der aktuellen Coronavirus-Beschränkungen drohen jetzt wieder Nachfrage- und Preisrückgänge. Daher gibt es gute Argumente dafür, die Förderkürzungen zumindest bis in das erste Quartal 2021 beizubehalten, auch wenn sich einige Mitglieder angesichts der höheren Preise dagegen sträuben könnten. Ab der zweiten Jahreshälfte 2021 versprechen die positiven Nachrichten über Impfstoffe dann eine Erholung der globalen Ölnachfrage.


   Fed veröffentlicht Beige Book - RBA mit geldpolitischen Entscheidungen 

Von Notenbankseite steht in der Woche die Veröffentlichung des Beige Book der US-Notenbank am Mittwoch (20.00 Uhr) im Fokus. Mit ihrem Beige Book misst die US-Notenbank vor FOMC-Sitzungen regelmäßig den Puls der US-Konjunktur. Darin enthalten sind die Kommentare der zwölf regionalen Zentralbanken der USA über die aktuellen wirtschaftlichen Bedingungen in ihren Regionen. Die Einschätzung basieren auf den Befragungen von Bankdirektoren, Managern, Ökonomen und Marktexperten. Zentrale Frage der aktuellen Veröffentlichung ist: Wie stark macht sich die bisher ungebremste Ausbreitung des Coronavirus in der Wirtschaft bemerkbar?

Die Reserve Bank of Australia (RBA) veröffentlicht am Dienstag (4.30 Uhr) ihre geldpolitischen Entscheidungen.

Die Woche endet mit der Aktualisierung des italienischen Ratings durch Fitch. Mit BBB- stuft Fitch Italiens Kreditwürdigkeit so wie Moody's, aber etwas schlechter als Standard & Poor's (S&P) ein. Der Ausblick ist stabil.

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

DJG/hab/smh

(END) Dow Jones Newswires

November 27, 2020 09:14 ET (14:14 GMT)