FRANKFURT (Dow Jones)--Weiter in guter Stimmung zeigen sich auch am Donnerstag die Aktienmärkte in Europa. Die etwas schwächeren US-Inflationsdaten am Vortag hatten die Sorgen vor scharfen US-Zinserhöhungen etwas sinken lassen. Im Fokus steht aber erneut die Berichtssaison, die mit einer Unmenge an Daten wieder die Einzelunternehmen in den Mittelpunkt stellt. Der DAX sinkt um 0,1 Prozent auf 13.691 Zähler, der Euro-Stoxx-50 steigt um 0,1 Prozent auf 3.752 Punkte.


   Euphorie über US-Inflation lässt schon wieder nach 

Die Euphorie vom Vortag über die schwächere US-Inflation hat schnell wieder nachgelassen. Schließlich zeigte sich in den Daten, dass große Kostentreiber wie Mieten und Gesundheitskosten weiter nach oben tendieren. Dazu hatte auch der massive Anstieg der Lohnstückkosten gezeigt, dass der Lohndruck die Inflation weiter treiben wird. Daher warnten am Abend auch die traditionell eher taubenhaften Fed-Zentralbanker Neel Kashkari und Charles Evans, die Juli-Inflationsdaten überzubewerten und hätten sich für weitere Zinserhöhungen ausgesprochen, heißt es bei der Commerzbank. Der Euro ist am Morgen wieder auf 1,032 Dollar zurückgefallen.

An Wall Street tendierte zum Handelsschluss eine Mehrheit von 57 Prozent der Marktteilnehmer dafür, dass es nun nur noch einen kleinen Zinsschritt von 50 Basispunkten (Bp) in der nächsten September-Sitzung geben wird. Etwas über 42 Prozent des Marktes gehen aber weiter von einem großen Zinsschritt mit 75 Bp aus.

Wichtigster Indikator für die Inflationsentwicklung sind nun die US-Erzeugerpreise am Nachmittag. Hier wird ein Anstieg von rund 10,4 Prozent zum Vorjahr erwartet.


   Berichtssaison gibt nochmal Gas - Siemens und Telekom im Blick 

Ein letztes Aufbäumen der Berichtssaison gibt zudem den Takt an. So legten unter anderem Deutsche Telekom, Siemens und Daimler Truck bei den Großunternehmen ihre Zahlen auf den Tisch. Dazu kommt eine Fülle von Nebenwerten.

Bei Siemens irritiert ein schwächer als erwartet ausgefallenes Ergebnis im Industriegeschäft. Mit der gesenkten Prognose für den Jahresgewinn hatten Analysten zwar tendenziell gerechnet, ihr Umfang ist jedoch höher ausgefallen. Gelobt wird aber der sehr starke Auftragseingang. Nach über 2 Prozent Minus zum Start reduziert die Aktie ihre Verluste auf 1,1 Prozent.

Bei Deutsche Telekom liegen die Zahlen über den Erwartungen. Da viele Marktteilnehmer die Aktie als Dividendenpapier hielten, stehe der freie Cashflow im Blick, der die Grundlage dafür sei. Dieser liege leicht über den Erwartungen, die Aktien legen 0,7 Prozent zu. Die Jahresprognose wurde bekräftigt.

Positiv werden auch die Zahlen von Daimler Truck gelesen. Der Konzern hat die Analystenschätzungen deutlich geschlagen. Umsatz und Margen haben sich besser entwickelt, die Aktien rücken um 1 Prozent vor.

RWE fallen um 1 Prozent. Die gestiegenen Energie- und Strompreise erhöhen zwar den Gewinn, der Umbau in Richtung Erneuerbare Energien zwingt aber auch zu höheren Investitionen. Eon steigen zwar mit 2,5 Prozent an die DAX-Spitze, erholen sich damit aber nur von gleich hohen Vortagsverlusten.


   Versicherer und Nebenwerte überzeugen zumeist 

Sehr gut kommen die Zahlen des niederländischen Versicherers Aegon an. Er hat die Jahresprognose erhöht, die Aktien springen um 7,7 Prozent nach oben.

Bei der schweizerischen Zurich Insurance sind die Daten dagegen durchwachsen ausgefallen. Ähnlich wie bei Münchener Rück (+0,8%) zu sehen war, hat auch Zurich die Kapitalmärkte falsch eingeschätzt, was das Ergebnis belastet. Die Aktien werden aber gestützt von einem neuen Aktienrückkaufprogramm über 1,8 Milliarden Franken und legen um 1,6 Prozent zu.

Bei Metro geht es um 2,3 Prozent höher. Unter dem Strich ist der Handelskonzern im vergangenen Quartal zwar in die roten Zahlen gerutscht, operativ wurde aber mehr verdient als erwartet. Hinter dem Stahlkonzern Salzgitter liegt ein Rekordhalbjahr, die Aktien steigen um 3,8 Prozent.

Ströer haussieren nach den Zahlen des Unternehmens um fast 11 Prozent. Die Erwartungen seien auf breiter Front geschlagen worden, heißt es. Dazu rechnet der Außenwerber mit einem Wachstum im dritten Quartal, während der Markt noch schrumpft.

Bei Cancom haben die Zahlen überzeugt und treiben die Aktien um 4 Prozent. Deutz legen um 3,2 Prozent zu. Hier hat der Umsatz die Erwartungen getroffen, das EBIT lag aber mit rund 15 Prozent deutlich darüber. Auch der Auftragseingang liegt über den Prognosen.

Bei TAG Immobilien geht es auch ohne Quartalsdaten 3,3 Prozent tiefer: Die Deutsche Bank hat eine "Sell"-Empfehlung ausgesprochen.


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Aktienindex                zuletzt  +/- %  absolut  +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50             3.751,59  +0,1%     2,24     -12,7% 
Stoxx-50                  3.659,75  +0,1%     2,66      -4,2% 
DAX                      13.691,19  -0,1%    -9,74     -13,8% 
MDAX                     27.853,11  +0,1%    34,83     -20,7% 
TecDAX                    3.165,25  +0,3%     8,47     -19,3% 
SDAX                     13.174,72  +0,5%    60,38     -19,7% 
FTSE                      7.506,49  -0,0%    -0,62      +1,7% 
CAC                       6.534,65  +0,2%    11,21      -8,7% 
 
Rentenmarkt                zuletzt         absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite         0,90           +0,02      +1,08 
US-Zehnjahresrendite          2,76           -0,02      +1,25 
 
DEVISEN           zuletzt       +/- %   0:00 Uhr  Mi, 17.15 Uhr    % YTD 
EUR/USD           1,0331       +0,3%     1,0300         1,0355    -9,1% 
EUR/JPY           136,91       +0,0%     136,86         137,00    +4,6% 
EUR/CHF           1,0637       +0,1%     1,0612         1,0637    -6,4% 
EUR/GBP           0,8451       +0,3%     0,8430         0,8447    +0,6% 
USD/JPY           132,52       -0,3%     132,87         132,29   +15,1% 
GBP/USD           1,2224       +0,1%     1,2217         1,2259    -9,7% 
USD/CNH           6,7382       +0,2%     6,7248         6,7167    +6,0% 
Bitcoin 
BTC/USD        24.459,02       +2,1%  23.955,50      23.972,65   -47,1% 
 
 
ROHOEL           zuletzt   VT-Settl.      +/- %        +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex          91,43       91,93      -0,5%          -0,50   +27,8% 
Brent/ICE          97,09       97,40      -0,3%          -0,31   +30,4% 
GAS                       VT-Schluss                   +/- EUR 
Dutch TTF         211,00      207,03      +2,7%           5,63  +241,7% 
 
METALLE          zuletzt      Vortag      +/- %        +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)     1.786,89    1.792,39      -0,3%          -5,50    -2,3% 
Silber (Spot)      20,48       20,57      -0,4%          -0,09   -12,1% 
Platin (Spot)     959,66      945,15      +1,5%         +14,51    -1,1% 
Kupfer-Future       3,69        3,65      +1,1%          +0,04   -16,7% 
 
YTD zu Vortag 
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August 11, 2022 03:54 ET (07:54 GMT)