Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Der Abwärtsdruck an den europäischen Aktienmärkten lässt am Mittwoch im Eröffnungshandel erst einmal deutlich nach. Der DAX tendiert mit einem Minus von 0,3 Prozent auf 13.144 Punkte zwar etwas leichter, vorbörslich waren aber deutlich stärkere Abschläge erwartet worden. Damit stabilisiert er sich nach der Abwärtswelle vom Dienstagnachmittag, die von unerwartet hohen US-Inflationsdaten ausgelöst worden war und die US-Indizes nach dem europäischen Handelsschluss noch weiter ins Minus gedrückt hatte. Der Euro-Stoxx-50 fällt ebenfalls um 0,3 Prozent auf 3.574 Punkte. Auf dem Datenkalender stehen am frühen Nachmittag die Erzeugerpreise für August aus den USA, die mit einem kleinen Minus von 0,1 Prozent gegenüber dem Vormonat erwartet werden.

Mit dem extremsten Schwächeanfall seit 2 Jahren haben die US-Indizes an nur einem Handelstag alle seit Beginn der vergangenen Handelswoche aufgelaufenen Gewinne wieder abgegeben. "Hierzulande ist das Bild nicht ganz so düster", sagt Thomas Altmann von QC Partners. Positiv sei, dass der DAX trotz des starken Rückgangs noch immer über der "psychologisch so wichtigen Marke von 13.000 Punkten" notiere. Der aktuelle Rückgang könne damit auch eine gesunde Konsolidierung nach dem starken Anstieg sein. "Erst die kommenden Tage und Wochen werden klarer zeigen, wohin die Reise beim DAX jetzt geht", so der Vermögensverwalter.


   Euro unter Parität fordert EZB heraus und stützt Autotitel 

Aber auch in Europa hinterlässt das Inflationsgespenst zunehmend seine Spuren. Die Rendite 1-jähriger Bundespapiere ist auf 1,08 Prozent und damit auf den höchsten Stand seit über 10 Jahren gestiegen. Der Markt hält es für immer wahrscheinlicher, dass die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins im Oktober in einem weiteren großen Zinsschritt erneut um 75 Basispunkte anhebt. Auch der erneute Fall des Euro unter die Parität dürfte die EZB herausfordern, da die Gefahr zusätzlicher importierter Inflation wächst. Aktuell steht die Gemeinschaftswährung bei 0,9991 Dollar, nachdem sie am Dienstag die Parität über weite Stecken noch verteidigt hatte und erst am Abend darunter fiel.

Der schwächere Euro stützt allerdings die exportorientierten Autotitel, deren Stoxx-Sub-Index um 0,4 Prozent steigt. VW, Porsche, Mercedes und Continental legen etwas zu, BMW bröckeln etwas ab.


   Inditex treibt Einzelhandel 

Größter Gewinner ist der allerdings der Index der Einzelhandelswerte, der sich um 2,2 Prozent erholen kann. Angetrieben wird er von Inditex. Die Zara-Mutter hat im ersten Geschäftshalbjahr per Ende Juli überproportional mehr verdient und deutlich mehr umgesetzt. Dabei hat Inditex von einer guten Nachfrage nach den Frühjahrs- und Sommerkollektionen, von Kostenkontrolle sowie von einem höheren Online-Umsatz profitiert. Der Kurs zieht um 4,8 Prozent an. H&M legen im Windschatten um 1,1 Prozent zu.

Auf der Verliererseite ganz oben stehen mit Abschlägen von bis zu 1,0 die Stoxx-Indizes der Öl- und Gaswerte sowie der Versorger.

Im DAX fallen Vonovia um 1,5 Prozent, Covestro und RWE geben um bis zu 1 Prozent ab. Auf der anderen Seite erholen sich Zalando um 1,9 Prozent und Deutsche Bank um 1,1 Prozent. Deutsche Börse ziehen um 1,1 Prozent an.


   Kion minus 20% - Gewinnwarnung zeigt Folgen der Inflation 

In der zweiten Reihe brechen Kion um 20,2 Prozent ein. "Die Gewinnwarnung hat dem ohnehin von den US-Verbraucherpreisen angeschlagenem Markt noch einmal deutlich vor Augen geführt, was die Inflation auf Unternehmensebene anrichtet", kommentiert ein Händler. Kion ist im dritten Quartal operativ in die Verlustzone gerutscht, der Gabelstaplerhersteller musste deutlich stärker gestiegene Energie-, Logistik- und Materialkosten hinnehmen. Bei langjährigen Projekten habe man unter anderem keine Klauseln in den Verträgen gehabt, um die zwischenzeitlichen Preissteigerungen an die Kunden weiterzureichen. Und in Nordamerika sei es mittlerweile schwer, qualifizierte Arbeitskräfte zu finden.

"Auch das Investitionsverhalten der Kunden scheint unter der inflationären Entwicklung zu leiden", so ein Händler, denn auch der Auftragseingang im dritten Quartal werde deutlich unter dem Vorjahresniveau erwartet. Vor allem im E-Commerce-Bereich lasse die Aktivität nach und es gebe bereits erste Stornierungen.

About You fallen nach einer Gewinnwarnung um 9,1 Prozent. Die eingetrübte Verbaucherstimmung macht auch vor dem Online-Modehändler nicht halt. About You erwartet nun einen operativen Verlust auf bereinigter EBITDA-Basis von 120 bis 140 Millionen Euro, nachdem die EBITDA-Prognose bislang bei minus 50 bis minus 70 Millionen Euro lag.

Auf der anderen Seite gewinnen Krones 5,5 Prozent. Oddo BHF hat die Aktie nach Angaben aus dem Handel auf "Outperform" angehoben, bisher war sie mit "Underperform" eingestuft gewesen.


   Staatsausstieg gut für Lufthansa-Aktien 

Lufthansa fallen um 1,5 Prozent. Der Staat steigt aus, und das wird mittelfristig als positiv bewertet: "Damit ist ein großer Aktienüberhang weg", sagt ein Händler. Der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) hatte im Juli noch einen Anteil von 9,92 Prozent an der Airline gemeldet. Die Platzierung erfolgte nun an institutionelle Investoren, allein rund die Hälfte an einen Ankerinvestor, und dürfte damit nicht den Börsenpreis belasten.


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Aktienindex              zuletzt        +/- %     absolut  +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.574,46        -0,3%      -11,72     -16,8% 
Stoxx-50                3.535,68        -0,5%      -17,31      -7,4% 
DAX                    13.143,53        -0,3%      -45,42     -17,3% 
MDAX                   25.243,27        -0,3%      -74,17     -28,1% 
TecDAX                  2.946,21        +0,1%        2,55     -24,8% 
SDAX                   11.786,85        +0,2%       19,02     -28,2% 
FTSE                    7.329,86        -0,8%      -56,00      +0,0% 
CAC                     6.219,33        -0,4%      -26,36     -13,1% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                  absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       1,75                    +0,02      +1,93 
US-Zehnjahresrendite        3,45                    +0,03      +1,94 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %    Mi, 8:27  Di, 18:30    % YTD 
EUR/USD                   0,9991        +0,2%      0,9990     0,9994   -12,1% 
EUR/JPY                   143,35        -0,6%      143,41     144,41    +9,5% 
EUR/CHF                   0,9605        +0,2%      0,9597     1,0408    -7,4% 
EUR/GBP                   0,8670        -0,0%      0,8675     0,8676    +3,2% 
USD/JPY                   143,44        -0,9%      143,77     144,47   +24,6% 
GBP/USD                   1,1527        +0,3%      1,1500     1,1520   -14,8% 
USD/CNH (Offshore)        6,9735        -0,1%      6,9696     6,9788    +9,7% 
Bitcoin 
BTC/USD                20.196,56        +0,3%   20.342,32  20.721,10   -56,3% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settlem.       +/- %    +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex                  86,72        87,31       -0,7%      -0,59   +22,2% 
Brent/ICE                  92,47        93,17       -0,8%      -0,70   +25,0% 
GAS                               VT-Settlem.                +/- EUR 
Dutch TTF                 206,50       198,61       +4,0%      +7,88  +230,9% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag       +/- %    +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)             1.702,69     1.701,85       +0,0%      +0,84    -6,9% 
Silber (Spot)              19,41        19,35       +0,3%      +0,06   -16,8% 
Platin (Spot)             893,75       883,03       +1,2%     +10,73    -7,9% 
Kupfer-Future               3,56         3,58       -0,6%      -0,02   -19,7% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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September 14, 2022 04:00 ET (08:00 GMT)