FRANKFURT (Dow Jones)--Mit einem ruhigen Start in die neue Handelswoche zeigen sich Europas Börsen am Montagmorgen. Impulse aus den USA fehlen, da dort wegen des Feiertages Martin Luther King Day die Börsen geschlossen bleiben. Auch die Nachrichtenlage ist wenig verändert, klare Sektortendenzen gibt es außer bei Rohstoffen nicht. Die Omikron-Variante des Coronavirus führt zu der erwartet weiter steigenden Inzidenz, die nun bundesweit über 500 liegt. Der DAX legt 0,3 Prozent zu auf 15.927 Punkte, der Euro-Stoxx-50 klettert 0,4 Prozent auf 4.287 Zähler.


   EZB unter Druck durch US-Notenbank 

Mit steigender Spannung blicken Händler auf die Entwicklung an den Rentenmärkten: Die aggressive Inflationsbekämpfung der US-Notenbank lässt die gleichzeitig tatenlose Politik der EZB immer unverständlicher erscheinen. Nun warnte der Wirtschaftsweise Volker Wieland, dass der Ausschluss einer Zinserhöhung in diesem Jahr "schwer zu begründen und unnötig" sei. Angesichts ihrer "Fehleinschätzungen zur Inflationsentwicklung" seien die Zukunftsprognosen der EZB "sehr gewagt".

Allerdings wird die EZB durch den US-Weg unter Druck gesetzt. Denn steigende US-Zinsen machen den Euro noch unattraktiver und erhöhen die Importpreise für Öl. Damit würde noch mehr Inflation in die Eurozone importiert werden. Dazu würden die längerfristigen Renditen auch ohne Zutun der EZB mit der US-Entwicklung nach oben gezogen werden. Entsprechend geht es mit den deutschen Renten-Futures auf allen Laufzeiten nach unten, die Rendite steigt dadurch.


   China mit gutem BIP und Zinssenkung 

In China hat die Notenbank nach der Veröffentlichung von BIP-Daten zwei Zinssätze gesenkt. Wie die Daten zeigen, wuchs die Wirtschaft im Jahr 2021 um 8,1 Prozent, was über den Erwartungen lag. Allerdings ließ die Wachstumsdynamik in den letzten Monaten des Jahres weiter nach. Die Zinssenkungen signalisierten die Entschlossenheit Pekings, das Wachstum im Jahr 2022 zu stabilisieren.


   Zinsen und Technologie-Werte im Blick 

Die Normalisierung der US-Zinspolitik bestimmt weiter die Kurse bei den Technologie-Aktien. Hier zeigen sich am Morgen erste Erholungsversuche. Vor allem die hochprofitablen Chip-Hersteller dürften bald wieder zulegen. Ulrich Stephan von der Deutschen Bank verweist mit Blick auf die Titel in Taiwan auf günstige Aussichten für Chip-Aktien: "Preisanhebungen von bis zu 20 Prozent am Ende des vergangenen Jahres dürften sich erst dieses Jahr in den Gewinnen widerspiegeln".

Am Montagmorgen geben Infineon jedoch zunächst ab. Weiteren Druck gibt es auf die unprofitablen Lieferdienste: Hellofresh und Delivery Hero geben bis zu 1,3 Prozent nach.

Die Sorgen vor steigender Inflation treiben Anleger in Rohstoff- und Öl-Aktien. Am Freitag war der Stoxx-Oil-and-Gas-Index erstmals seit knapp zwei Jahren über die 300er-Marke gestiegen und hat so das Oktober-Hoch hinter sich gelassen. Die Branchen-Indizes von Öl und Rohstoffen legen am Morgen bis zu 1 Prozent zu und stellen die Tagesgewinner.


   Mögliche Megaübernahme belastet Unilever 

Bei den Unternehmen steht Konsumgüterkonzern Unilever im Fokus, der ein Auge auf das Consumer-Healthcare-Gemeinschaftsunternehmen der Pharmakonzerne Glaxosmithkline und Pfizer geworfen hat. Die Aktien rauschen in London um 5,6 Prozent nach unten. Auch wenn Glaxo das Werben bisher abgelehnt hat, wird an der Börse der potenzielle Deal durchgerechnet. Die potenzielle Übernahme der GSK Consumer Healthcare für 50 Milliarden Pfund wird von den Jefferies-Analysten in einer ersten Einschätzung als gewinnsteigernd eingestuft.

Positiv kommt dagegen der Ausblick des österreichischen Technologieunternehmens S&T an. Die Aktien legen 4 Prozent zu. Es rechnet für das laufende Jahr mit einem organischen Wachstum von über 10 Prozent und peilt einen Umsatz von rund 1,5 Milliarden Euro an. Die EBITDA-Marge soll bei 10 Prozent liegen. Die Auftragsbücher seien "voller als je zuvor" ließ der CEO wissen.

Bei Stadler Rail geht es sogar 7,3 Prozent höher. Den Impuls liefert der Zuschlag für den größten Auftrag in der Unternehmensgeschichte von bis zu 4 Milliarden Euro. Die Analysten der Citi werten das Nachfrageumfeld positiv für Stadler, wobei eine zu erwartende Anzahlung für den Deal die Betriebskennziffern verbessern sollte.

Um über 9 Prozent stürzen die Aktien von Siltronic ab. Hier sei die Übernahme durch Global Wafers noch immer nicht genehmigt und das Übernahmeangebot laufe schon Ende Januar aus. Anleger fürchten nun sogar ein Scheitern der Übernahme.


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Aktienindex                 zuletzt  +/- %  absolut  +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50              4.287,39  +0,4%    15,20      -0,3% 
Stoxx-50                   3.815,37  +0,4%    16,85      -0,1% 
DAX                       15.927,29  +0,3%    44,05      +0,3% 
MDAX                      34.615,81  +0,3%    97,20      -1,4% 
TecDAX                     3.532,08  -0,0%    -0,89      -9,9% 
SDAX                      15.811,58  -0,1%    -9,48      -3,7% 
FTSE                       7.590,12  +0,6%    47,17      +2,1% 
CAC                        7.176,02  +0,5%    33,02      +0,3% 
 
Rentenmarkt                 zuletzt         absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite         -0,04           +0,01      +0,14 
US-Zehnjahresrendite           1,79               0      +0,28 
 
DEVISEN          zuletzt      +/- %   0:00 Uhr  Fr, 17:30   % YTD 
EUR/USD           1,1434      +0,2%     1,1416     1,1419   +0,6% 
EUR/JPY           130,72      +0,2%     130,41     129,99   -0,1% 
EUR/CHF           1,0431      -0,0%     1,0942     1,0424   +0,6% 
EUR/GBP           0,8353      +0,1%     0,8348     0,8351   -0,6% 
USD/JPY           114,33      +0,1%     114,24     113,84   -0,7% 
GBP/USD           1,3689      +0,1%     1,3674     1,3673   +1,2% 
USD/CNH           6,3526      -0,0%     6,3546     6,3551   -0,0% 
Bitcoin 
BTC/USD        42.865,47      -0,9%  43.236,44  42.973,08   -7,3% 
 
ROHOEL           zuletzt  VT-Settl.      +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex          84,33      83,82      +0,6%       0,51  +12,1% 
Brent/ICE          86,19      86,06      +0,2%       0,13  +10,6% 
 
METALLE          zuletzt     Vortag      +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)     1.822,60   1.817,70      +0,3%      +4,90   -0,4% 
Silber (Spot)      23,11      22,97      +0,6%      +0,14   -0,9% 
Platin (Spot)     976,33     970,99      +0,6%      +5,34   +0,6% 
Kupfer-Future       4,43       4,42      +0,1%      +0,01   -0,8% 
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January 17, 2022 03:41 ET (08:41 GMT)