Die aktuellen Entwicklungen rund um die Corona-Pandemie in kompakter Form:


DIW: Strategiewechsel im Lockdown ist "Eingeständnis des Scheiterns" 

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat den jüngsten Beschluss von Bund und Ländern scharf kritisiert. "Die Entscheidung der Ministerpräsidentenkonferenz ist ein Eingeständnis des Scheiterns", erklärte DIW-Präsident Marcel Fratzscher. Bund und Länder hätten sich zu einem Kurs der Lockerungen entschieden, obwohl die Zahl der Infizierten hoch sei und wieder steige. Bund und Länder seien größtenteils unvorbereitet auf die Konsequenzen ihrer eigenen Schritte. "Die Lockerungen werden einen signifikanten Schaden für die Gesundheit und auch für die Wirtschaft verursachen", warnte er. "Eine starke dritte Infektionswelle wird wahrscheinlicher, was zu einem Jo-Jo-Effekt mit erneuten Einschränkungen führen könnte." Der Richtungswechsel beschleunige einen Verlust an Akzeptanz.


Landkreise kritisieren Öffnungsregeln als "schwer verständlich" 

Der deutsche Landkreistag hat den Kriterienkatalog der vorgesehenen Öffnungen als zu kompliziert kritisiert. "Die beschlossene Öffnungsmatrix ist sehr schwer verständlich. Das ist nicht gut in Anbetracht dessen, dass wir auf das Mitmachen der Bevölkerung und der Wirtschaft nach wie vor angewiesen sind", sagte Landkreistag-Präsident Reinhard Sager dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Sager sagte, dass die Landkreise deutliche Öffnungsschritte "bei gleichzeitigem Hochfahren von Schnell- und Selbsttests sowie Impfungen" erwarteten. "Insofern begrüßen wir es, dass eine weitere Öffnung des Einzelhandels ab einer Inzidenz von 50 verabredet worden ist." Man könne Einzelhandel und Gastronomie mit intelligenten Lösungen, Schnelltests und einem elektronischen Terminmanagement absichern.


HDE bezeichnet Corona-Beschlüsse als "Katastrophe" 

Mit Enttäuschung und Unverständnis hat der Einzelhandel auf die Bund-Länder-Beschlüsse zur Corona-Pandemie reagiert. Diese seien eine "Katastrophe", erklärte der Handelsverband Deutschland (HDE). Denn faktisch werde der Lockdown für die große Mehrheit der Nicht-Lebensmittelhändler bis Ende März verlängert und es drohten weitere 10 Milliarden Euro Umsatzverluste, warnte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Laut den jüngsten Beschlüssen soll ab dem kommenden Montag der Einzelhandel in Regionen mit einem Inzidenzwert von unter 50 wieder öffnen dürfen. Bei Inzidenzwerten zwischen 50 und 100 dürfen Kunden nur nach vorheriger Terminbuchung kommen. Ein Notbremsen-Mechanismus soll die Öffnungen rückgängig machen, wenn die Fallzahlen wieder deutlich steigen.


Bund und Länder verabreden Stufenplan für Corona-Lockerungen 

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Länderchefs haben bei ihren Beratungen zur Corona-Pandemie eine Fortsetzung des Lockdowns bis zum 28. März, aber auch stufenweise Öffnungsschritte vereinbart. Möglich werden sollen diese durch mehr Corona-Schnelltests und eine deutliche Beschleunigung der Impfungen. Sie sollen zum Monatswechsel auch bei Hausärzten starten. Künftig soll es zudem den Anspruch auf mindestens einen kostenlosen Corona-Schnelltest pro Woche geben. Die Regeln für private Zusammenkünfte werden schon ab Montag wieder gelockert. "Wir stehen wieder an der Schwelle einer neuen Phase der Pandemie", sagte Merkel bei einer Pressekonferenz nach den mehr als neunstündigen Beratungen. Dies sehe sie "mit berechtigten Hoffnungen". Es gelte, die nächsten Schritte klug zu gehen. "Es sollen Schritte der Öffnung sein und gleichzeitig Schritte, die uns nicht zurückwerfen."


Dienstleister kritisieren Lockdown-Lockerungen als nicht ausreichend 

Das Handwerk und die Reisebranche haben die beim Corona-Gipfel beschlossenen Lockerungen als nicht ausreichend kritisiert. "Die Beschlüsse bringen für viele unserer von Schließungen betroffenen Betriebe nicht die erhoffte Öffnungsoption schon in nächster Zeit", erklärte Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks, am Donnerstag in Berlin. Um ein Betriebesterben auf breiter Front zu verhindern, müsse wirtschaftliches Leben schnellstens wieder ermöglicht werden, wo immer das epidemiologisch vertretbar sei. Der Handwerkspräsident erklärte, es wäre beim Corona-Gipfel deutlich mehr drin gewesen, "als einen Öffnungsfahrplan mit einer angezogenen Handbremse zu präsentieren".


Laschet spricht von "Perspektivwechsel" in Corona-Strategie 

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hat angesichts des von Bund und Ländern vereinbarten Stufenplans für Lockerungen in der Corona-Krise von einem "Perspektivwechsel" gesprochen. "Wir dürfen nicht nur auf Inzidenzwerte schauen", sagte Laschet in der Nacht zum Donnerstag in Düsseldorf. Es gebe eine Abkehr vom pauschalen Schließen, hin zu einer "fokussierten, kontrollierten Sicherheit". Das mutierte Virus breite sich weiter aus. "Wir werden lernen müssen, mit dem Virus zu leben", betonte Laschet. Entscheidend seien jetzt die drei Elemente Impfen, Testen und die digitale Nachverfolgung von Infektionsketten etwa durch die Luca-App.


Kretschmann für kürzere Schulferien zur Schließung von Wissenslücken 

Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat eine Verkürzung der Schulferien vorgeschlagen, um Bildungsdefizite wegen Corona-Schließungen aufzuholen. "Man könnte an den Ferien ein bisschen was abknapsen, um Unterrichtsstoff nachzuholen", sagte der Grünen-Regierungschef in einem Interview mit dem Mannheimer Morgen. Eine Verkürzung der Sommerferien sei denkbar. Er fürchte, dass tiefe Schäden in der Bildung und der Psyche der Kindern entstanden seien, sagte Kretschmann der Zeitung. "Wir müssen uns verstärkt um diese Kinder kümmern, wenn der Unterricht wieder normal läuft. Das wird eine große Aufgabe."


Söder sieht "sehr große Schritte" in Beschlüssen von Corona-Gipfel 

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sieht in den Beschlüssen des Corona-Gipfels "für einige Bereiche sehr große Schritte". Er glaube, dass die Lockerungen belastbar seien, ohne dabei euphorisch zu sein, sagte Söder in der Nacht zum Donnerstag im Anschluss an die Gespräche. Er habe schon Sorgen und Bedenken, "es ist nicht vorbei". Dennoch glaube er, dass die richtige Balance gefunden wurde.


Belgien erlaubt Verabreichung von Astrazeneca-Impfstoff an Ältere 

Belgien will künftig auch ältere Menschen mit dem Impfstoff des Unternehmens Astrazeneca impfen. Wie Gesundheitsminister Frank Vandenbroucke am Mittwoch mitteilte, sollten die Behörden "sofort" beginnen können, auch über 55-Jährigen das Vakzin zu verabreichen. Vor einem Monat hatte das Land entschieden, zunächst nur jüngere Menschen mit dem Impfstoff zu immunisieren, weil es an Daten zur Wirksamkeit bei Älteren fehlte.


Brasilien verzeichnet zweiten Tag in Folge Rekordzahl von Corona-Toten 

Brasilien hat mit mehr als 1.900 Corona-Todesfällen den zweiten Tag in Folge einen neuen Höchststand verzeichnet. Die Gesundheitsbehörden des südamerikanischen Landes meldeten am Mittwoch (Ortszeit) 1.910 Todesfälle durch Covid-19 binnen 24 Stunden. Damit stieg die Zahl der seit dem Beginn der Pandemie in Brasilien gemeldeten Corona-Todesfälle auf 259.271. Mehr Corona-Tote gibt es nur in den USA.


RKI: 11.912 Corona-Neuinfektionen in Deutschland 

Wie das Robert-Koch-Institut (RKI) am Donnerstagmorgen unter Berufung auf Angaben der Gesundheitsämter mitteilte, wurden 11.912 (Vorwoche: 11.869) neue Corona-Neuinfektionen registriert. Die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz stieg auf 64,7 (61,7). Am Mittwoch hatte dieser Wert 64,0 betragen. Die Gesamtzahl der verzeichneten Corona-Infektionen in Deutschland seit Beginn der Pandemie wuchs den Angaben zufolge auf 2.471.942. Laut RKI wurden ferner 359 (385) Todesfälle im Zusammenhang mit einer Coronavirus-Infektion binnen 24 Stunden registriert. Die Gesamtzahl der erfassten Corona-Toten in Deutschland erhöhte sich damit auf 71.240. Die Zahl der von einer Corona-Infektion genesenen Menschen bezifferte das RKI mit rund 2,283 Millionen.

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March 04, 2021 03:50 ET (08:50 GMT)