RIO DE JANEIRO (dpa-AFX) - Angesichts des erwarteten Wirtschaftswachstums in Brasilien fordert die deutsche Wirtschaft verbesserte Arbeits- und Produktionsbedingungen in dem südamerikanischen Land. "Wir haben die große Hoffnung, dass Abgaben und Steuern gesenkt und Prozesse vereinfacht werden", sagte Thomas Junqueira der Deutschen Presse-Agentur. Er leitet das Verbindungsbüro des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) in Sao Paulo, eines der größten Wirtschaftsverbände Europas. Dabei forderte er mehr Tempo und weniger Kosten. Als Beispiel nannte er die Beschaffung eines Ersatzteils: Dieses könne in Brasilien etwa ein Drittel mehr kosten als im Ausland. Die Beschaffung könne zwischen einer Woche und mehreren Monaten variieren. "Die Politik in Brasilien will ja wettbewerbsfähig sein und eine moderne Industrie haben."

Mit mehr als 1000 deutschen Unternehmen ist Sao Paulo einer der größten deutschen Wirtschaftsstandorte außerhalb Deutschlands. Das 200-Millionen-Einwohner-Land Brasilien ist die größte Volkswirtschaft Lateinamerikas. Und es ist für den sogenannten "Custo Brasil" bekannt: Zusatzkosten für jeden, der in Brasilien Geschäfte macht oder mit dem Land Handel betreibt.

Nach einem Bericht des Nachrichtenportals G1, der sich auf eine Erhebung der Regierung bezieht, beträgt der "Custo Brasil" 1,5 Billionen Real (etwa 316 Milliarden Euro) im Jahr. Das macht vergleichbare Produkte und Dienstleistungen deutlich teurer als in anderen Ländern der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung OECD und erschwert die Wettbewerbsfähigkeit Brasiliens enorm.

Brasiliens Wirtschaft hat schwierige Jahre hinter sich: Nach einer tiefen Rezession 2015 und 2016 stieg das Bruttoinlandsprodukt in den Jahren 2017 bis 2019 jährlich nur um etwas mehr als ein Prozent. Für 2020 hatte die Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik (Cepal) Brasiliens Wirtschaft im Dezember ein Wachstum von 1,7 Prozent vorhergesagt. Der Internationale Währungsfonds IWF ging in seinem jüngsten Weltwirtschaftsüberblick aus dem Januar für 2020 und 2021 von 2,2 bis 2,3 Prozent Wachstum aus./mfa/DP/edh