LONDON (dpa-AFX) - Nach der Rückkehr der Briten an den Verhandlungstisch ist der EU-Unterhändler Michel Barnier in London angekommen, um die intensive Phase der Gespräche über einen Handelspakt einzuläuten. Man begrüße die Tatsache, dass Barnier anerkannt habe, dass beide Seiten sich bewegen müssten, um eine Einigung zu erreichen, sagte ein britischer Regierungssprecher am Donnerstag. Barnier traf am Nachmittag mit einer leuchtend blauen EU-Maske in London ein.

Es sollen von nun an jeden Tag Gespräche zwischen den Teams der Unterhändler Barnier und David Frost stattfinden - auch an den Wochenenden, wie beide Seiten am Mittwoch mitgeteilt hatten. Damit wächst die Chance wieder, einen harten wirtschaftlichen Bruch mit Zöllen und Handelshemmnissen zum Jahreswechsel zu vermeiden.

Barnier hatte zuvor bei einer Rede im Europaparlament betont: "Ich denke, ein Abkommen ist in Reichweite, wenn wir von beiden Seiten bereit sind, konstruktiv und im Geist des Kompromisses zu arbeiten." Daraufhin erklärten die Briten sich für weitere Verhandlungen bereit.

Aus EU-Sicht bleiben nur noch zwei bis drei Wochen, weil ein Vertrag noch vor Jahresende ratifiziert werden müsste. Auch die britische Seite signalisiert Interesse an einer schnellen Einigung. Denn die Wirtschaft auf beiden Seiten wird nervös. Befürchtet werden ein Rückgang des Handels, eine Unterbrechung von Lieferketten und der Verlust Zehntausender Jobs durch Zölle und Verzögerungen an den Grenzen.

Die britischen Wähler hatten 2016 mit knapper Mehrheit für den EU-Austritt gestimmt. Großbritannien hatte die EU dann Ende Januar 2020 verlassen, ist aber während einer Übergangszeit bis zum Jahresende noch Mitglied im EU-Binnenmarkt und in der Zollunion. Erst dann kommt der wirtschaftliche Bruch.

Die britische Regierung betonte, ein Scheitern der Verhandlungen sei immer noch möglich. Britische Unternehmen, Spediteure und Reisende sollten sich in jedem Fall vorbereiten, denn es werde so oder so Änderungen geben./swe/DP/jha