Laut der OECD soll das globale BIP in diesem Jahr um 2,9% (zuvor 3,2%) und 2020 um 3,0% (zuvor 3,4%) wachsen. Sofern sich die Prognose der OECD per 2019 bewahrheitet, ergäbe sich das geringste Wachstum in Prozent seit der Finanzkrise.

Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Basis gegenüber dem Niveau von 2010 durch das zwischenzeitliche Wachstum deutlich erhöht ist. BIP-Wachstum von 2,9% per 2010 stellte realwirtschaftlich deutlich weniger Zuwachs dar als 2,9% BIP-Wachstum per 2019. Schwächt sich prozentuales Wachstum nicht tendenziell ab, je entwickelter die Weltökonomie ist? Ergo beteiligen wir uns nicht an der Rezessionsdebatte. Im Gegenteil kann man manifestieren, dass trotz der massiven Anfechtungen durch US-Geo- und Handelspolitik die Weltwirtschaft Widerstandsfähigkeit zeigt. Das hängt auch damit zusammen, dass nicht mehr die USA, sondern der euroasiatische Raum der Taktgeber der Weltwirtschaft ist.

Handelskonflikte und politische Spannungen befeuerten laut OECD die Gefahr eines weiter schwachen Wachstums. Faktisch sagt die OECD damit, dass die US-Politik diesen Schaden für die Weltwirtschaft generiert. Da stimmen wir zu.

Mit der aktuellen Prognoseanpassung reiht sich die OECD in den Reigen der Institutionen mit gekürzten Prognosen ein. Der IWF wird im Oktober in seinem World Economic Outlook die Prognosen gleichfalls schleifen.

Werden geo- und handelspolitische Krisen nivelliert oder gar gelöst, ergäbe sich vor allen Dingen im Investitionsgütersektor deutliches Aufholpotential, das insbesondere der Ökonomie Deutschlands und der Eurozone anschieben würde.

 

China hat ganz leicht die Zinsschraube gelockert:

Per September sank die „Loan Prime Rate“ für 1-Jahreskredite von 4,25% auf 4,20%. Die Rate für 5-Jahreskredite verharrte bei 4,85%.

Dieser Schritt ist recht überschaubar. Er impliziert aber eine Tendenz, die in der Bereitstellung von Liquidität ihren Anfang genommen hatte. In den letzten 12 Monaten hat China über die Senkung der Mindestreservesätze mehr als 300 Mrd. USD an zusätzlicher Liquidität zur Verfügung gestellt.

Diese chinesische Zins- und Geldpolitik reiht sich damit in die Politik der westlichen Zentralbanken im Lockerungsmodus ein.

Die Zinserhöhung in Norwegen um 0,25% auf 1,50%, die gestern verfügt wurde, stellt die Ausnahme zur aktuellen Regel dar. Norwegen ist ein kleines Land, das durch extremen Wohlstand dank der Gasvorkommen in seinem wirtschaftlichen Gefüge geprägt ist. 

Der Geldmantel wird für die Weltwirtschaft weiter und der Preis für das Geld sinkt. Anders ausgedrückt liefert weder die Zins- noch die Geldpolitik Gegenwind für die globale Ökonomie, ganz im Gegenteil!

 

Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:

Eurozone:     Erfrischend aktiv!                     

Der Leistungsbilanzüberschuss in der saisonal bereinigten Fassung stellte sich per Juli auf 20,55 Mrd. Euro nach zuvor 18,35 Mrd. Euro.

UK:     Noch nicht krisenhaft

Erwartungsgemäß hat die britische Notenbank die Zinspolitik unverändert belassen. Der Leitzins steht weiter bei 0,75%. Die Zentralbank verwies auf die mit dem Brexit verbundenen Risiken.

Die Einzelhandelsumsätze sanken per August im Monatsvergleich um 0,2% (Prognose 0,0%). Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 2,7% (Prognose 2,9%) nach zuvor 3,4%.

USA:    Defizit und „steady water“

Das US-Leistungsbilanzdefizit stellte sich per 2. Quartal auf 128,2 Mrd. USD nach 136,2 Mrd. USD (revidiert von -130,4 Mrd. USD). Die Prognose lag bei -127,8 Mrd. USD.

Der Philadelphia Fed Business Index sank per September von 16,8 auf 12,0 Zähler. Die Prognose lag bei 11 Punkten.

Der Absatz bereits zuvor genutzter Wohnimmobilien stellte sich in der auf das Jahr hochgerechneten Fassung auf 5,49 Mio. nach 5,42 Mio. Objekten (Prognose 5,37 Mio.).

Der vom Conference Board erhobene Frühindikator war per August im Monatsvergleich unverändert (Prognose 0,1%). Der Vormonatswert wurde von 0,5% auf 0,6% revidiert.

Russland:    Keine wesentliche Veränderung

Die Devisenreserven sanken in der Berichtswoche per 13. September unwesentlich von zuvor 532,7 Mrd. USD auf 531,2 Mrd. USD.

Japan:    Schwächster Anstieg seit 2 Jahren

Per August legten die Verbraucherpreise im Monatsvergleich um 0,2% zu. Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 0,3% nach 0,5%. Die Kernrate stellte sich auf 0,5% nach zuvor 0,6%.

 

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Ein Überwinden der Widerstandszone bei 1.1160 – 80 negiert den positiven Bias des USD.

Viel Erfolg!

 

Gastbeitrag von Folker Hellmeyer, Chefanalyst SOLVECON INVEST


www.solvecon-invest.de

Herr Hellmeyer hat am Finanzmarkt ursprünglich als Devisenhändler begonnen. Für Deutsche Bank und Helaba war er in Hamburg, London und Frankfurt tätig. Von 2002 bis 2017 war Herr Hellmeyer Chefanalyst der Bremer Landesbank und hat mit klaren Worten die Entwicklungen an den Börsen und im Finanzmarkt­geschehen kommentiert.