Zürich (awp) - Die Privatbank Julius Bär hat in den ersten vier Monaten 2023 die verwalteten Vermögen dank weiteren Geldzuflüssen leicht gesteigert. Von den Turbulenzen um die Credit Suisse hat die Bank vor allem über die Rekrutierung von neuen Kundenberaterinnen und Kundenberatern profitiert.

Die von der Zürcher Privatbank verwalteten Vermögen (Assets under Management AuM) beliefen sich per Ende April 2023 auf 429 Milliarden Franken, 1 Prozent mehr als zu Jahresbeginn, wie Julius Bär in seinem am Dienstag veröffentlichten Zwischenbericht schreibt.

Für Unterstützung sorgten neben den Zuflüssen auch eine positive Entwicklung an den Finanzmärkten, erklärte Bär. Diese sei allerdings teilweise von der Aufwertung des Frankens gegenüber dem US-Dollar geschmälert worden.

Verhaltener Zufluss

Der Netto-Neugeldzufluss sei Anfang des neuen Jahres nur "verhalten" in Gang gekommen, räumte Julius Bär ein. Weiterhin beeinträchtigt wurde er vom Abbau von Fremdfinanzierungen durch die Kunden, wenn auch in geringerem Ausmass als noch zu Beginn des Vorjahres.

Insgesamt flossen dem Vermögensverwalter per Ende April netto 3,5 Milliarden Franken zu - im Vorjahreszeitraum waren unter dem Strich noch Gelder abgeflossen. Klammere man den Effekt des Fremdfinanzierungsabbaus aus, so hätte der Netto-Neugeldzufluss gar 5,2 Milliarden betragen, betonte Julius Bär. "Solide Beiträge" kamen dabei von Kunden mit Domizil in Asien, Europa, dem Nahen Osten und Israel.

Höhere Bruttomarge

Die Bank verdiente auf den verwalteten Vermögen mehr als noch im vergangenen Geschäftsjahr. Die Bruttomarge belief sich in den ersten vier Monaten "auf knapp über 92 Basispunkte" (BP) gegenüber 87 BP im Gesamtjahr 2022. Sie lag damit aber leicht unter dem Ergebnis im zweiten Halbjahr

Insgesamt blieb das Anlageverhalten der Kunden auch in den ersten Monaten des neuen Jahres aber "eher zurückhaltend", stellte Julius Bär fest. Zudem steuerte das Zinsgeschäft einen etwas tieferen Erfolg bei als noch im zweiten Halbjahr.

Die Bank will nun bei der Anstellung von Kundenberatern Gas geben: In den ersten vier Monaten des Jahres erhöhte sie die Zahl der "Relationship Manager" (RM) bereits um fast 40 Vollzeitkräfte. Sie sei dabei "teilweise begünstigt" worden durch die Turbulenzen in anderen Bereichen der Branche. Auch für das weitere Jahr gebe es eine "starke Rekrutierungspipeline".

Cost-Income-Ratio über Mittelfristziel

Die Investitionen in das künftige Wachstum führten allerdings zu einer weitgehend stagnierenden Kosteneffizienz: Die adjustierte Cost/Income Ratio lag bei 66 Prozent. Damit war sie nicht nur zum Gesamtjahr 2022 kaum verändert, sondern auch weiterhin über dem eigenen Mittelfristziel von "unter 64 Prozent". Neben dem Fokus auf die Rekrutierung von Talenten habe man auch mit weiteren Investitionen in Technologie und Produktinnovationen begonnen, betonte Julius Bär.

Die Erwartungen der Analysten hat Julius Bär mit den Zahlen nicht erfüllt: Eine Reihe von Beobachtern hatte einen deutlich spürbaren Zustrom von verunsicherten Kunden der Credit Suisse erwartet und die Neugeldzuflüsse gut doppelt so hoch gesehen. Auch die Kundengelder waren deutlich höher erwartet worden.

Weiterhin zeigt sich die Bank derweil nach dem Abschluss des jüngsten Aktienrückkaufprogramms solide kapitalisiert. So erhöhte sich die Kernkapitalquote auf 15,0 Prozent (Ende 2022: 14,0 Prozent). Nicht zuletzt dank der Platzierung von neuem Additional Tier 1 (AT1)-Kapital im Februar verbesserte sich die Gesamtkapitalquote um 24,3 Prozent (Ende 2022: 21,2 Prozent).

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