Daher müssen Anleger wohl eine Kristallkugel zur Hand nehmen, um den Hauptgrund für diesen plötzlichen Ausbruch zu finden. Wir sparen uns die Hexerei und geben Ihnen drei mögliche Erklärungen zur Hand:
  1. Die Divergenz des Wirtschaftswachstums zwischen den USA und der Eurozone:
Wenngleich die makroökonomischen Zahlen auf beiden Seiten des Atlantiks nicht zu Jubelsprüngen verführen, kann man sie gleichzeitig als solide beschreiben. Wenn man allerdings auf der europäischen Seite näher hinblickt, wird ersichtlich, dass die wirtschaftliche Lage über die diversen Länder der Eurozone alles andere als homogen ist. Die strukturellen Probleme in Italien sind erschreckend und auch in Frankreich bleibt alles verlässlich beim alten. Gleichzeitig geht es Deutschland aus gesamtwirtschaftlicher Sicht von Jahr zu Jahr besser.
Die relative Stabilität der amerikanischen Lage darf daher als stützend für den Dollar betrachtet werden.
  1. Spekulationen auf einen „Hard-Brexit“ und daraus resultierende negative Konsequenzen für die europäische Gesamtwirtschaft:
In den letzten Wochen haben sich die Stimmen dafür gemehrt, dass die finanziellen Folgen des Brexit möglicherweise drastischer ausfallen als ursprünglich angenommen. Da sich dies mit Sicherheit nicht nur auf die Inselseite beschränken würde, hat sich daraus Druck auf den Euro ergeben. Der Wertverfall des britischen Pfundes über die vergangenen Wochen und Monate ist in diesem Zusammenhang bemerkenswert. Dabei hat das britische Pfund wohl den Euro gegenüber der US Währung mit nach unten gezogen.
  1. Der Ausbau der Führung von Hillary Clinton in den Umfragen: Hier findet die altbekannte Börsenweisheit „Der Markt mag keine Ungewissheit“ Anwendung. Einer Wahl von Donald Trump standen die Märkte deutlich verunsichert gegenüber. Was wäre wenn ein Präsident Trump ebenso irrational regiert wie er sich während der Vorwahlen verhalten hat? Da ist die Zukunft unter Hillary Clinton schon deutlich klarer. Wenn auch niemand erwartet, dass Hillary Clinton das Blatt zum Guten wendet oder positive Reformen umsetzt, kann man doch mit hoher Wahrscheinlichkeit auf eine Kontinuität des politischen Umfeldes der vergangenen acht Jahre setzen.
 
Angesichts des Ausbruchs aus der Tradingrange sowie der angeführten fundamentalen Faktoren des halten wir eine Fortsetzung der Abwärtsbewegung des Eurokurses gegenüber dem US Dollar – wenn auch nur langsam – aktuell für das wahrscheinlichste Szenario. Dabei liegt das nächste Kursziel bei EUR/USD 1,0793.