Moskau (Reuters) - Russland steuert wegen hoher Einnahmen aus dem Export von Öl, Gas und anderen Rohstoffen auf einen Rekordüberschuss in seiner Leistungsbilanz zu.

Dieser hat sich von Januar bis November mehr als verdoppelt, wie die Zentralbank am Freitag in Moskau mitteilte. Der Überschuss summierte sich auf 225,7 Milliarden Dollar, während er ein Jahr zuvor noch bei 108,6 Milliarden Dollar gelegen hatte. In der Leistungsbilanz werden sämtliche Transaktionen mit dem Ausland erfasst, von Waren bis hin zu Dienstleistungen.

Russland profitiert von den weltweit hohen Rohstoffpreisen, durch die seine Exporteinnahmen ankurbelt werden. Zugleich sinken aber die Importe infolge der westlichen Sanktionen, die nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine am 24. Februar verhängt wurden. Dem Institute of International Finance zufolge sind die Exporte für einen Großteil des Überschusses in der Leistungsbilanz verantwortlich. Die Einfuhren erholen sich nur allmählich. Russland versucht, sich neue Partner zu erschließen.

Davon profitieren etwa chinesische Autobauer, die Boden auf dem russischen Automarkt gut machen. Inzwischen kommen sie auf einen Marktanteil von fast einem Drittel, wie aus Daten hervorgeht, die Reuters vorliegen. Der Verkauf von Neuwagen brach in Russland zuletzt zwar um fast zwei Drittel ein. Der Absatz von Fahrzeugen made in China verdoppelte sich dagegen nach Daten des russischen Analysehauses Autostat in etwa auf gut 16.000 Stück im November. "Es gibt kaum eine Produktion westlicher Autohersteller und nur wenige Importe, und deswegen teilt sich der Markt zwischen russischen und chinesischen Herstellern auf", sagte der russische Auto-Analyst Wladimir Bespalow.

Experten gehen davon aus, dass der Überschuss in der Leistungsbilanz im kommenden Jahr kleiner ausfallen wird. So haben die führenden westlichen Staaten eine Ölpreisobergrenze gesetzt. Damit soll es Russland schwerer fallen, Gewinne aus dem Ölgeschäft zu ziehen, mit denen der Krieg gegen die Ukraine finanziert werden kann.

(Bericht von Alexander Marrow, geschrieben von Rene Wagner; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)