--Bruttoinlandsprodukt (BIP) sinkt kalenderbereinigt um 5,3 Prozent

--Nur Staatskonsum und Bau liefern positive Wachstumsbeiträge

--Wirtschaftseinbruch schwächer als während der Finanzkrise

--Staat weist Defizitquote von 4,8 Prozent des BIP auf

(NEU: Bruttowertschöpfung, Wachstumsbeiträge)

Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Corona-Pandemie und die gegen sie ergriffenen Eindämmungsmaßnahmen haben die Wirtschaftsleistung Deutschlands 2020 massiv sinken lassen - allerdings nicht so stark wie in der Finanzkrise 2009. Nach vorläufiger Mitteilung des Statistischen Bundesamts (Destatis) ging das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 5,0 Prozent zurück, nachdem es 2019 um 0,6 Prozent gestiegen war. Bereinigt um die Zahl der Arbeitstage betrug das Minus 5,3 (plus 0,6) Prozent. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte hatten leicht stärkere Rückgänge von 5,1 und 5,4 Prozent prognostiziert.

Die privaten Konsumausgaben sanken um 6,0 (plus 1,6) Prozent und der Staatskonsum stieg um 3,4 (plus 2,7) Prozent. Die Bauinvestitionen nahmen um 1,5 (plus 3,8) Prozent zu, dagegen sanken die Ausrüstungsinvestitionen um 12,5 (plus 0,5) Prozent. Die sonstigen Anlagen gingen um 1,1 (plus 2,7) Prozent zurück. Die Ausfuhren verringerten sich um 9,9 (plus 1,0) Prozent und die Einfuhren um 8,6 (plus 2,6) Prozent.

Negative Beiträge zur BIP-Veränderungsrate lieferten private Konsumausgaben (minus 3,2 Punkte), Ausrüstungsinvestitionen (minus 0,9 Punkte), sowie Vorratsveränderungen (minus 0,7 Punkte). Wachstumsneutral (0,0 Punkte) waren die sonstigen Anlagen. Positive Beiträge kamen vom Staatskonsum (plus 0,7 Punkte) und von den Bauinvestitionen (plus 0,2 Prozent).


   Wirtschaftsleistung des verarbeitenden Gewerbes sinkt um 10,4 Prozent 

Im produzierenden Gewerbe ohne Bau, das gut ein Viertel der Gesamtwirtschaft ausmacht, ging die reale Wirtschaftsleistung um 9,7 Prozent zurück, im verarbeitenden Gewerbe sogar um 10,4 Prozent. Besonders deutlich zeigte sich der konjunkturelle Einbruch in den Dienstleistungsbereichen, die zum Teil so starke Rückgänge wie noch nie verzeichneten. Exemplarisch hierfür steht der zusammengefasste Wirtschaftsbereich Handel, Verkehr und Gastgewerbe, dessen Wirtschaftsleistung preisbereinigt um 6,3 Prozent niedriger war als im Vorjahr.

Dabei gab es durchaus gegenläufige Entwicklungen: Der Online-Handel nahm deutlich zu, während der stationäre Handel zum Teil tief im Minus war. Die starken Einschränkungen in der Beherbergung und Gastronomie führten zu einem historischen Rückgang im Gastgewerbe. Ein Bereich, der sich in der Krise behaupten konnte, war das Baugewerbe: Die preisbereinigte Bruttowertschöpfung nahm sogar um 1,4 Prozent zu.

Die verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte erhöhten sich um 0,8 (plus 3,0) Prozent, während die Unternehmens- und Vermögenseinkommen um 7,5 (minus 2,7) Prozent zurückgingen.


  Staat mit Defizitquote von 4,8 Prozent des BIP 

Dass der BIP-Rückgang nicht ganz so stark wie 2009 (real minus 5,7 Prozent) ausfiel, hatte auch mit dem massiven Einsatz staatlicher Mittel zu tun. Deshalb war der Finanzierungssaldo des Staats mit minus 158,2 (plus 52,5) Milliarden Euro beziehungsweise minus 4,8 (plus 1,5) Prozent des nominalen BIP negativ.

Die BIP-Schätzung der Statistiker beinhaltet noch keine harten Konjunkturindikatoren für den Monat Dezember. Diese kommen erst ab Anfang Februar. Gleichwohl veröffentlicht Destatis bereits am 29. Januar eine erste Schätzung zur BIP-Entwicklung im vierten Quartal.

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

DJG/hab/smh

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January 14, 2021 04:43 ET (09:43 GMT)