Zürich (awp) - Der Schweizer Kapitalmarkt hat sich in den vergangenen Monaten insgesamt erfreulich entwickelt. Dies gilt, obwohl es zum ersten Zahlungsverzug seit mehr als zwei Jahrzehnten kam.

Insgesamt beurteilt die Zürcher Kantonalbank (ZKB) die Bonität der Schuldner weiterhin als sehr solide. Das Ratingniveau sei im internationalen Vergleich nach wie vor sehr hoch, schreibt die ZKB in dem am Donnerstag veröffentlichten "Swiss Rating Guide".

Dieser beinhaltet total 181 Bonitätseinstufungen. Damit deckt die ZKB 78 Prozent der Schuldner sowie rund 95 Prozent des ausstehenden Anleihevolumens im Inlandssegment des Obligationenmarktes ab.

Inland dominiert klar

Insgesamt beträgt das Volumen des Franken-Kapitalmarktes per Ende Mai 2024 rund 629 Milliarden Franken, was einem Plus von 5 Prozent gegenüber dem Vorjahr und einem historischen Höchststand entspricht. Davon entfallen 487 Milliarden auf das Inland und 142 Milliarden auf das Ausland. Insgesamt wurden neue Anleihen im Umfang von 76 Milliarden (+11%) emittiert.

Im Inlandssegment machen nach wie vor klassische Anleihen mit 97 Prozent den Hauptteil aus. Auf nachhaltige Anleihen entfallen aktuell 15 Milliarden Franken. Der Hauptteil davon sind Green Bonds, mit Gebietskörperschaften als grösste Emittentengruppe, gefolgt von Immobilienunternehmen.

Die drei grössten Schuldner überhaupt, die Pfandbriefbank der Hypothekarinstitute, die Pfandbriefzentrale der Kantonalbanken sowie die Eidgenossenschaft, sind alle mit AAA eingestuft. Sie vereinen zusammen 53 Prozent des ausstehenden Volumens des gesamten Inlandsegments.

Überwiegend erstklassige Schuldner

Laut ZKB werden 77 Prozent der abgedeckten Schuldner mit dem Rating "A" und höher eingestuft. Den grössten Anteil nimmt dabei das AA-Segment (38%) ein, gefolgt vom A-Segment (31%). Der Bereich Non-Investment-Grade bleibt trotz eines leichten Zuwachses mit 6 Prozent von untergeordneter Bedeutung.

Für die aktuelle Ausgabe des "Swiss Rating Guide" hat die ZKB 19 "Rating Actions" vorgenommen (2023: 22). Dabei kam es zu 12 Herabstufungen. Ein wesentlicher Teil davon entfällt auf den Spitalsektor.

Wetzikon als Thema

Hier sticht das GZO Spital Wetzikon hervor. Dieses konnte eine Mitte Juni fällig gewordene Anleihe nicht tilgen, nachdem der Kanton Zürich ein Nothilfegesuch abgelehnt hatte. Daher stufte die ZKB das GZO auf das tiefste Rating "C" zurück. Dies ist der erste Zahlungsverzug seit der Swissair-Pleite 2001.

Zudem wurden auch das See-Spital, das Spital Emmental sowie die Kantonsspitäler Baselland und Winterthur negativer beurteilt als noch im Vorjahr. Ausserhalb des Spitalsektors hielten sich Hoch- und Herabstufungen die Waage.

Unverändert ausgewogen präsentieren sich auch die "Outlooks". Nachdem im Vorjahr je 10 Prozent der Outlooks positiv und negativ waren, sind es laut ZKB aktuell je 7 Prozent. Damit hat sich der Anteil der stabilen Outlooks auf 86 Prozent erhöht. Dies liege über dem historischen Durchschnitt.

pre/rw