Die negativen Nachrichten könnten noch eine Weile andauern, sagte Weidmann am Donnerstag in Mannheim. "Und entgegen unserer Prognose vom Dezember dürfte sich die Wachstumsdelle bis ins laufende Jahr erstrecken." Aus heutiger Sicht werde 2019 das Wirtschaftswachstum vermutlich deutlich unterhalb von 1,5 Prozent liegen. Noch im Dezember hatte die Prognose bei 1,6 Prozent gelegen. Die Bundesregierung hatte am Mittwoch ihre Vorhersage für das deutsche Wirtschaftswachstum 2019 von 1,8 auf 1,0 Prozent gesenkt.

Die Bundesbank habe im Dezember noch erwartet, dass die jüngsten Probleme in der Autobranche zügig in den Griff zu bekommen seien, sagte Weidmann. Die tatsächliche Entwicklung sei jedoch anders verlaufen. "So war die Autoproduktion auch noch im Dezember deutlich gedrückt. Hinzu kam, dass im November die Herstellung in anderen Industriebranchen kräftig nachgab."

Die Unsicherheit über die weitere Entwicklung der Konjunktur ist Weidmann zufolge hoch. Dabei verwies er auf den Brexit und den US-Handelsstreit. "Es besteht deshalb nach wie vor das Risiko, dass der Protektionismus weltweit zunimmt." Einen Grund für Schwarzmalerei gebe es aber nicht. "Eine langgezogene Wachstumsdelle ist noch kein konjunktureller Totalschaden." Weder sehe er einen plötzlichen Einbruch noch eine längere Phase spürbar rückläufiger Wirtschaftsaktivität.

Weidmann warnte zudem vor einer zu zögerlichen Abkehr von der sehr lockeren Geldpolitik in der Euro-Zone. Die Geldpolitik dürfe nicht unnötig lange expansiv bleiben, sondern nur solange es mit Blick auf die Preisstabilität unbedingt erforderlich sei. "Wir dürfen uns eben nicht ablenken lassen, durch die Probleme, die ein Zinsanstieg für die Staatsfinanzen in einigen Ländern haben könnte." Der Prozess der geldpolitischen Normalisierung werde ohnehin wohl mehrere Jahre dauern. "Umso wichtiger ist aber, nicht unnötig Zeit zu verlieren." Denn die Geldpolitik brauche wieder mehr Spielraum, um in Zukunft auf einen unerwarteten Konjunktureinbruch antworten zu können.