FRANKFURT (awp international) - Der Euro hat am Freitag zum Dollar seine deutlichen Kursgewinne vom Vortag zwar weitgehend verteidigt, im Verlauf erzielte Gewinne aber wieder abgegeben. Die europäische Gemeinschaftswährung wurde zuletzt mit 1,1324 US-Dollar gehandelt. Davor hatte der Euro mit 1,1384 Dollar zeitweise den höchsten Stand seit März erreicht. Dann setzten Gewinnmitnahmen ein. Gegenüber dem Vortag beträgt der Anstieg mehr als einen Cent.

Gegenüber dem Franken zeigte sich der Euro stabil mit 1,0853 Franken. Der Euro hatte am Donnerstag nach der Ankündigung einer neuen Billionen-Euro-Geldschwemme der EZB die Marke von 1,08 Franken überwunden und bewegt sich damit wieder auf dem Niveau von Anfang Januar. Dagegen zog der US-Dollar zum Franken auf 0,9583 von 0,9564 Franken im Frühhandel an.

Die deutliche Aufstockung der Anleihekäufe durch die EZB hatte den Euro am Donnerstag angetrieben. Die Währungshüter stockten das Corona-Notkaufprogramm kräftig um 600 Milliarden auf 1,35 Billionen Euro auf. Die Ausweitung war noch stärker als von vielen Ökonomen erwartet worden war. Vor den Entscheidungen hatte der Euro noch bei 1,12 Dollar notiert.

Normalerweise belastet eine Lockerung der Geldpolitik tendenziell eine Währung. Nach Einschätzung von Ulrich Leuchtmann, Devisenexperte bei der Commerzbank, kann sich in einer einzigartigen Krise die Wirkung auf den Wechselkurs umkehren: "Weil die Hoffnung auf Besserung - eben durch diese Politik - über die unmittelbaren Folgen dominiert." Zudem habe die Notenbank klar gemacht, dass sie die Zinsen nicht weiter senken wolle. Auch dies stützt laut Leuchtmann den Euro.

Im Mai hatte der Euro noch unter 1,08 Dollar notiert. Angesichts dessen und mit Blick auf die bislang sehr positive Woche für die Gemeinschaftswährung steige nun das Risiko für Gewinnmitnahmen deutlich, schrieben die Analysten der italienischen Bank Unicredit.

Am Vormittag waren die deutschen Auftragseingänge in der Industrie und die spanische Industrieproduktion zwar stärker als erwartet eingebrochen, hatten den Euro aber unter dem Strich kaum belastet. Am Nachmittag steht dann der US-Arbeitsmarktbericht für den Monat Mai im Blick. Es wird erneut ein deutlicher Abbau der Beschäftigung erwartet.

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