FRANKFURT (awp international) - Der Eurokurs ist am Donnerstag zum Dollar wieder etwas unter Druck geraten. Im Mittagshandel wird die Gemeinschaftswährung mit 1,1224 US-Dollar gehandelt, nach bis zu 1,1245 Dollar am Morgen.

Zum Franken notiert der Euro derweil mehr oder weniger unverändert, d.h. das Währungspaar EUR/CHF hält sich mit aktuell 1,1074 weiter unter der Marke von 1,11. Für USD/CHF ergibt das 0,9867, dies nach 0,0853 am Morgen bzw. 0,9871 am Vorabend.

Die Europäische Zentralbank (EZB) prüft laut Kreisen eine möglichen Überarbeitung ihres Inflationsziels. Es werde informell analysiert, ob das aktuelle Inflationsziel noch angemessen sei, erfuhr die Nachrichtenagentur Bloomberg von mit dem Thema befassten Offiziellen. EZB-Präsident Mario Draghi bevorzuge ein symmetrischen Ansatz, hiess es.

Bei einem symmetrischen Ansatz hätte die Notenbank einen grösseren Spielraum und könnte über einen längeren Zeitraum eine Abweichung vom Zielwert von zwei Prozent nach oben oder unten akzeptieren. Nach einer längeren Schwächephase könnten so die Leitzinsen länger niedrig bleiben, um das Wirtschaftswachstum abzusichern. Dies nährte an den Finanzmärkten Spekulationen auf ein lange Zeit mit einer lockeren Geldpolitik und belastete den Euro.

Sollte die EZB Massnahmen im grösseren Stil erwägen, könnte das auch den Franken wieder nach oben treiben und die Schweizerische Nationalbank (SNB) zu Massnahmen zwingen. Die Nationalbank hat drei Möglichkeiten, sich der veränderten Grosswetterlage in der globalen Geldpolitik anzupassen, wie Alessandro Bee von der UBS in einem Papier schreibt. Sie könne auf eine Reaktion verzichten, mit Devisenmarktinterventionen eine Frankenaufwertung bekämpfen oder ebenfalls die Zinsen senken und so Franken-Anlagen weniger attraktiv machen.

Welchen Weg sie wählt, hänge vom Grad der geldpolitischen Lockerung der EZB ab, so Bee weiter. Deren Sitzung Ende Juli dürfte wichtige Hinweise liefern, wohin sich die EZB bewege und damit auch wie die SNB reagieren werde. Bei der holländischen ING Bank rechnen Ökonomen im schlimmsten Fall mit einen Anstieg des Frankens zum Euro in Richtung 1,05.

Das britische Pfund legte derweil am Donnerstag zu allen wichtigen Währungen zu. Aussagen des Brexit-Unterhändlers der EU, Michel Barnier, sorgten für ein wenig Hoffnung, dass ein harter Brexit doch noch vermieden werden könnte. Er sei durchaus offen für einen alternativen Plan für die irische Grenze. Die Grenzfrage ist eine wichtige Hürde bei den Brexit-Verhandlungen. Zudem haben sich die britischen Einzelhandelsumsätze im Juni besser entwickelt als erwartet.

Am Nachmittag stehen noch US-Konjunkturdaten auf dem Kalender. Der Philadelphia-Fed-Index liefert Hinweise auf die derzeitige Stimmung im Verarbeitenden Gewerbe. "Dieser dürfte sich, ähnlich wie der Empire-State-Index, von seinem Vormonatsrückgang erholen", sagte Analyst Ulrich Wortberg von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). Zudem stehen die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe auf dem Programm.

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