"Für die Weltwirtschaft ist aus dem Gegenwind durch den Handelskonflikt längst ein Sturm geworden", sagte Thomas Altmann, Portfoliomanager bei der Vermögensverwaltung QC Partners. "Und wenn beide Parteien nicht bald einlenken, kann daraus ein Orkan mit all seinen Folgen werden."

Dax und EuroStoxx50 lagen am Montag jeweils etwas schwächer bei 11.712 beziehungsweise 3277 Punkten. Auch in den USA dürften die Aktienmärkte schwächer starten. Investoren nahmen stattdessen Kurs auf "sichere Häfen". Die "Antikrisen-Währung" Gold war mit 1318,10 Dollar je Feinunze zeitweise so teuer wie zuletzt vor zweieinhalb Monaten. Auch die Schweizer Währung war gefragt. Im Gegenzug fiel der Euro auf ein Zwei-Jahres-Tief von 1,1117 Franken. Die Nachfrage nach Bundesanleihen drückte den Zins zehnjähriger Titel auf ein Rekord-Tief von minus 0,216 Prozent.

Die Rendite der zweijährigen US-Papiere fiel so stark wie seit Ausbruch der Finanzkrise im Oktober 2008 nicht mehr. Zehnjährige Anleihen werden inzwischen schlechter verzinst als Bonds mit einer Laufzeit von drei Monaten. Diese sogenannte inverse Zinskurve ist inzwischen so stabil wie seit 2007 nicht mehr. Sie gilt als ein Warnzeichen für eine Rezession und schürt Erwartungen, dass die US-Notenbank Fed ihre Zinsen senken könnte.

Die Beziehungen zwischen den USA und China verschlechtern sich derweil weiter. Die Regierung in Peking warnt Einheimische nun vor einem Studium an US-Universitäten. Im Handelsstreit will China hart bleiben. Zudem kündigte Peking Ermittlungen gegen FedEx an, weil der US-Paketdienst Lieferungen des chinesischen Netzwerk-Ausrüsters Huawei umgeleitet haben soll. Dessen Aktien fielen daraufhin vorbörslich in den USA um rund 3,5 Prozent auf ein Fünf-Monats-Tief von 148,10 Dollar.

"Man kann das als Vergeltungsmaßnahme für die US-Beschränkungen für Huawei sehen", sagte Norihiro Fujito, Chef-Anleger der Investmentbank Mitsubishi UFJ Morgan Stanley. Weitere Firmen könnten in Chinas Visier geraten. Er bezweifle, dass das geplante Treffen von US-Präsident Donald Trump mit seinem chinesischen Kollegen Xi Jingpin beim Gipfel der Staats- und Regierungschefs der 20 größten Industriestaaten und Schwellenländer (G20) Ende Juni eine Annäherung bringe.

Kopfschmerzen bereitete Börsianern zudem der Zustand der deutschen Regierungskoalition. Nach dem Rückzug vo Andrea Nahles als SPD-Partei- und Fraktionschefin wurden erste Forderungen nach Neuwahlen laut. "Deutschland galt in der Vergangenheit fast durchgängig als politischer und wirtschaftlicher Stabilitätsanker in Europa", sagte Portfolio-Manager Altmann. "Dieser Status könnte mit einer Koalitionskrise in Frage gestellt werden."

US-ÜBERNAHME SCHICKT INFINEON AUF TALFAHRT

Am Aktienmarkt stand Infineon im Rampenlicht. Der Chip-Hersteller will den US-Rivalen Cypress für neun Milliarden Euro übernehmen und so das Wachstumsgeschäft mit selbstfahrenden Autos ausbauen. Der Preis von 23,85 Dollar je Aktie sei aber viel zu hoch, monierte ein Börsianer. Die Analysten des Brokerhauses Liberum bezeichneten die Offerte ebenfalls als teuer, zeigten sich aber zuversichtlich, dass Infineon den US-Konzern schnell integrieren werde. Infineon habe das in der Vergangenheit meist zügiger erreicht als erwartet. Infineon-Aktien fielen zeitweise um fast zehn Prozent auf ein Zweieinhalb-Jahres-Tief von 14,52 Euro. Cypress-Titel stiegen dagegen vorbörslich um knapp 27 Prozent auf 22,61 Dollar.

Valeurs citées dans l'article : NASDAQ Comp., DJ Industrial, NASDAQ 100, S&P 500, Nikkei 225, DAX, Hang Seng