Im März setzten sie dank der von den USA und China ausgehenden globalen Konjunkturerholung Waren im Wert von 126,5 Milliarden Euro ab - ein Rekord für einen einzelnen Monat. Das waren 16,1 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Bei den Importen gab es ebenfalls einen Rekord: Sie legten um 15,5 Prozent auf 105,9 Milliarden Euro zu. "Der deutsche Außenhandel ist wieder zurück auf Vorkrisenniveau", sagte der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Anton Börner. "Dass die deutschen Unternehmen trotz der Corona-Pandemie so schnell und so gut wieder Tritt fassen konnten im weltweiten Handel, beweist ihre starke Wettbewerbsfähigkeit."

Allerdings können Lieferengpässe bei Vorprodukten wie Halbleitern den Aufschwung bremsen. So wuchs die Industrieproduktion (ohne Bau und Energie) im März nach zuvor zwei Rückgängen in Folge nur um 0,7 Prozent zum Vormonat, obwohl die Auftragsbücher der Betriebe prall gefüllt sind und das Vorkrisenniveau längst übertreffen. "Angesichts der Flut an Aufträgen ist der Anstieg sehr bescheiden", sagte DekaBank-Ökonom Andreas Scheuerle. "Mehr ist derzeit infolge der dramatischen Liefer- und Transportengpässe schlicht und ergreifend nicht drin."

Einer Umfrage des Ifo-Instituts zufolge klagte im April fast jeder zweite Industriebetrieb über Engpässe bei Vorprodukten. Der BGA sieht noch weitere Risiken. "So hat die Pandemie zu großen Verwerfungen in der internationalen Seefracht geführt, die sich in einer Container-Knappheit und hohen Frachtpreisen niederschlagen", warnte Börner. "Dies bedeutet für die Unternehmen nicht nur eine immense Kostensteigerung, sondern auch eine große Unsicherheit für ihre Logistikabläufe." Hinzu komme die Verteuerung von bestimmten Vorprodukten, beispielsweise Holz und Metall.

"US-KONJUNKTURPROGRAMM SCHAFFT ZUSÄTZLICHE NACHFRAGE"

Die Produktionserwartungen in der Industrie sind dennoch so hoch wie seit 30 Jahren nicht mehr. Der entsprechende Indikator stieg im April um 2,9 auf 33,1 Punkte, wie das Ifo-Institut zu seiner monatlichen Umfrage unter Unternehmen mitteilte. "Die Auftragsbücher füllen sich, und es gibt immer noch Nachholbedarf nach dem Krisenjahr", sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe. Nahezu alle Branchen kündigen demnach Produktionssteigerungen an. "Insbesondere die Elektronindustrie und die Automobilbranche wollen ihre Produktion stark ausweiten", sagte Wohlrabe.

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) hat vor diesem Hintergrund seine Exportprognose gerade erst erhöht. Deutsche Firmen dürften demnach 2021 acht Prozent mehr ausführen. Bislang lag die Erwartung nur bei sechs Prozent. Wegen der Corona-Krise waren die Ausfuhren 2020 um mehr als neun Prozent eingebrochen. Ein Grund dafür ist die starke Erholung der weltgrößten Volkswirtschaft USA, wo die Regierung von Präsident Joe Biden ein billionenschweres Konjunkturpaket geschnürt hat und beim Impfen rasch vorankommt. "Das US-Konjunkturprogramm schafft in der Exportwirtschaft eine zusätzliche Nachfrage nach europäischen Produkten", sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), Joachim Lang.

China - nach den USA größter Abnehmer von Waren "Made in Germany" - befindet sich schon länger im Aufschwung. Dort wuchsen die Exporte im April überraschend kräftig um 32,3 Prozent binnen Jahresfrist. Von Reuters befragte Experten hatten im Schnitt nur mit einem Plus von 24,1 Prozent gerechnet. Die Importe stiegen sogar um 43,1 Prozent. Die Volksrepublik profitiert nicht nur von der boomenden US-Wirtschaft, sondern offenbar auch von der sich zuspitzenden Corona-Krise in Indien, die zu einer Verlagerung einiger Aufträge nach China führte. "Wir erwarten, dass Chinas Exportwachstum auch in der zweiten Hälfte dieses Jahres stark bleiben wird", sagte Chefvolkswirt Zhiwei Zhang, von Pinpoint Asset Management. "Die Exporte werden in diesem Jahr eine wichtige Stütze für das Wachstum in China sein."