Bern (awp/sda) - Die Schweiz soll näher an EU und Nato rücken, das Pandemie-Management des Bundes braucht einen Booster und Burnouts drohen in der Pflege bereits den Lernenden: Das und mehr findet sich in den Sonntagszeitungen. Die Schlagzeilen in nicht verifizierten Meldungen:

"SonntagsZeitung":

Die Schweiz soll die Regeln für Waffenlieferungen in Kriegsgebiete lockern und im Sicherheitsbereich enger mit der EU und der Nato zusammenarbeiten. Das steht im bisher unveröffentlichten Entwurf zum Neutralitätsbericht des Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) von Ignazio Cassis, der der "SonntagsZeitung" vorliegt, wie die Zeitung schreibt. Ohne die Zusammenarbeit sei die Sicherheit des Landes kaum mehr zu bewerkstelligen, heisse es im Entwurf. Ein Stillsitzen der Schweiz würde bei den Partnern auf Unverständnis stossen, ein Alleingang die Armee schwächen und die immense Sicherheitskosten verursachen. "Der Ukraine-Krieg beschleunigt den Übergang in eine neue Epoche." Der Berichtsentwurf fülle Cassis' "kooperative Neutralität" erstmals mit Inhalt, so die "SonntagsZeitung."

"SonntagsBlick":

Infektiologe Huldrych Günthard hat in einem Interview mit dem "SonntagsBlick" vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) eine Corona-Strategie für den Herbst gefordert. Eine solche fehle - genauso wie die Erkenntnis, dass Long Covid ein prioritäres Problem sei. "Das BAG hat Long Covid meines Wissens bisher nicht als prioritäres Problem erkannt und als solches definiert", sagte der leitende Arzt an der Klinik für Infektionskrankheiten und Spitalhygiene am Zürcher Unispital. Steckten sich aber täglich 100'000 Personen mit Corona an und nur fünf Prozent zeigten Long-Covid-Symptome, dann ergebe das 5000 Personen mit Langzeitfolgen. "Die können teilweise monatelang nicht arbeiten und werden zum medizinischen Sonderfall." Eine spezifische Therapie gebe es nämlich nicht. Von den Behörden erwartet er eine klare und kontinuierliche Kommunikation, wie es um die Pandemie steht. "Ein solches Konzept ist beim BAG zurzeit nicht vorhanden."

"SonntagsZeitung":

Viele Lernende im Pflegeberuf sind bereits im ersten Lehrjahr ausgebrannt. Obwohl es bis in sieben Jahren rund 30'000 Pflegende mehr braucht, ist für viele Lernende klar, dass sie nach der Lehre keinen Tag im Beruf arbeiten werden, wie die "SonntagsZeitung" schreibt. Der Stress setzt ihnen zu. "Ich weine beim Abendessen zuhause praktisch jedes Mal, wenn ich einen schlechten Tag hatte. In manchen Wochen passiert das an drei von vier Arbeitstagen", sagt Sabine K., 17 Jahre alt, Lernende in einem Alters- und Pflegeheim. Eine andere Teenagerin sagt, sie sei zwar erst knapp ein Jahr in der Lehre, doch bereits bestätige sich, was sie von allen bisher gehört habe: "Man muss sich durch fünf teilen, um diesen Job zu machen." Sie sei mehrfach an den Rand eines Burnouts geraten.

"Le Matin Dimanche":

Der Sozialdemokrat Pierre-Yves Maillard steht in seiner Partei in der Kritik, nachdem er die institutionelle Position der Schweizer EU-Chefunterhändlerin Livia Leu bei den Sondierungsgesprächen zwischen den beiden Parteien Anfang des Monats in Frage gestellt hat. Die Reaktion des SGB-Präsidenten scheint dem Positionspapier zu widersprechen, das die SP unter Beteiligung von Pierre-Yves Maillard ausgearbeitet hat, um ihre europäische Linie zu definieren, berichtet "Le Matin Dimanche". Die Zeitung wirft die Frage auf, wie die Kritik Maillards zusammengeht mit einem EU-Beitritt, dem letzten Schritt des SP-Papiers. Der Waadtländer verteidigt sich: "Der Beitritt wird darin als der langfristig beste Weg dargestellt, um die institutionelle Frage zu lösen, da er zumindest die Möglichkeit bieten würde, über Gesetze mitzuentscheiden. Aber er wird nur unter bestimmten Bedingungen in Betracht gezogen."

"SonntagsZeitung":

Obwohl Schweizer Transportfirmen händeringend nach Chauffeuren suchen, können keine unter den Ukraine-Geflüchteten rekrutiert werden, wie die "SonntagsZeitung" schreibt. Grund: LKW-Fahrer können nur angestellt werden, wenn sie eine Theorieprüfung nach Schweizer Norm ablegen. Doch die Prüfung gibt es nur in den Landessprachen der Schweiz. Übersetzer für die Prüfungen sind nicht zugelassen. Ukrainischen Lastwagenfahrern bleibe nichts anderes, als weiter vom Sozialamt zu leben. Dabei hätten viele bereits eine Stelle gefunden, so die Zeitung.

"SonntagsBlick":

Die Ukraine hat die Schweiz um Hilfe bei Ermittlungen wegen Kriegsverbrechen erbeten. Beim Bundesamt für Justiz (BJ) in Bern sind mehrere Rechtshilfeersuchen aus der Ukraine eingegangen, wie der "SonntagsBlick" schreibt. BJ-Sprecher Raphael Frei bestätigte gegenüber der Zeitung: "Es sind Rechtshilfeersuchen aus der Ukraine eingegangen. Diese werden zurzeit geprüft." Zum genauen Inhalt der Gesuche macht der Bund keine Angaben. Wahrscheinlich ist, dass Kiew von Bern verlangt, in die Schweiz geflüchtete Zeuginnen und Zeugen von Kriegsverbrechen zu befragen. Möglich ist aber auch, dass die Ukraine Informationen besitzt, wonach mutmassliche Täter sich in der Schweiz aufhalten. Dann könnte die Bundesanwaltschaft ein eigenes Strafverfahren wegen Völkerrechtsverbrechen eröffnen. Bisher läuft laut "SonntagsBlick" jedoch kein solches Verfahren.

"SonntagsBlick":

Bundesrat Alain Berset soll den Vorfall während seines Privatflugs, bei dem er von der französischen Luftwaffe zur Landung gezwungen worden war, seinen Bundesratskolleginnen und -kollegen nicht gemeldet haben, schreibt der "SonntagsBlick". "Nach unserem Wissen wurde kein Gerichtsverfahren eingeleitet. Die Situation rechtfertigte keine Information des Bundesrates", zitierte die Zeitung Bersets Sprecher Christian Favre. Die Mitglieder des Bundesrats hätten wohl erst aus den Medien vom Vorfall erfahren, so der "SonntagsBlick".

"SonntagsZeitung":

Im ersten Quartal diesen Jahres haben 450 Solaranlagenbetreibende dem Bund 2,5 Millionen Franken bezahlen müssen, wie die "SonntagsZeitung" schreibt. Der Grund liegt in der Berechnung der Einspeisevergütung für grosse Anlagen. Die Höhe der Förderung berechnet sich nach der Formel: Fördersatz minus Börsenpreis für Strom. Da der Marktpreis für Strom stark gestiegen ist, ergibt die Formel negative Beträge. Daher rechnet sich für einige Betreiber ihre Anlage nicht mehr, sie schalten sie ab - in Zeiten, in denen in der Schweiz über eine Strommangellage diskutiert wird.

"SonntagsBlick":

Der Onlinevergleichsdienst Comparis liegt im Knatsch mit der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht Finma. Die Finma verlangt, dass sich Comparis sich als Versicherungsvermittler registriert, wie der "SonntagsBlick" schreibt. Aktuell sei der Vergleichsdienst unerlaubt tätig. Im Kern geht es um die beliebten Versicherungsvergleiche. Immer wenn Nutzerinnen und Nutzer eine Offerte anfordern, verdient die Plattform Geld. Comparis-Gründer Eisler nennt das eine "Entschädigung für die Weitergabe einer Adresse". Die Finma sieht darin eine Vermittlungsgebühr, wie Makler sie erheben. Aber Gründer Richard Eisler denkt nicht daran. Er wolle für sein Lebenswerk kämpfen und sei bereit, die möglichen negativen Konsequenzen zu tragen, sagt er dem "SonntagsBlick". Nach seiner Einschätzung drohen Bussen bis zu einer halben Million Franken, sogar eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren.

"NZZ am Sonntag":

Seit einem Jahr gibt es neu Betreuungsurlaub für Eltern schwer kranker oder verunfallter Kinder. Dieser wird aber wenig genutzt. Laut Bundesamt für Sozialversicherungen wurden erst in 650 Fällen insgesamt 3,4 Millionen Franken ausbezahlt, wie die "NZZ am Sonntag" schreibt. Der Bundesrat ging ursprünglich von jährlich maximal 4500 betroffenen Familien und Kosten von höchstens 74 Millionen Franken aus. Offenbar beziehen längst nicht alle Eltern, die den Urlaub nötig hätten, ihn auch tatsächlich. "Die Hürden sind bereits für die Anmeldung hoch", sagte Melanie Baran, Leiterin der Sozialberatung am Universitäts-Kinderspital Zürich, der Zeitung. Von "unsinnigen Bestimmungen" im Gesetz, die unterschiedlich ausgelegt würden, spricht Irja Zuber, Juristin bei der Behindertenorganisation Procap. Eine Motion will nun erreichen, dass der Betreuungsurlaub automatisch gewährt wird, wenn Kinder mehr als drei Tage im Spital sind.

"SonntagsZeitung":

Das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung (BWL) erarbeitet zurzeit ein Strom-Bewirtschaftungskonzept, wie die "SonntagsZeitung" schreibt. Dieses soll gemäss jetzigem Stand Ende August in den Bundesrat. "Bei dieser Gelegenheit wird dann auch die Öffentlichkeit informiert", sagt der Sprecher. Unternehmen könnten im Fall einer Strommangellage von "Bewirtschaftungsmassnahmen" betroffen sein. Käme es in der Schweiz zu einer Strommangellage, würde Grossist Migros jede fünfte Filiale schliessen müssen, so die "SonntagsZeitung". Dies beträfe 130 Läden. Durch die Schliessungen sinke der Stromverbrauch, da Kühlregale, Beleuchtung oder Lifte abgestellt würden. Bei Coop werde an einem Notfallplänen gearbeitet.

"NZZ am Sonntag":

Bei der Gleichstellung liegen die Schweizer Firmen zurück. Doch jetzt geht es plötzlich vorwärts mit der Frauenförderung. Dies zeigen Daten aus dem jüngsten Schillingreport, welchen die "NZZ am Sonntag" veröffentlicht hat. Demnach stellen Frauen erstmals die Mehrheit der neugewählten Verwaltungsräte. Innert Jahresfrist ist ihr Anteil von 33 auf 52 Prozent nach oben geschossen. Die Auswertung basiert auf den Generalversammlungen von 180 Firmen. Der Gesamtanteil der Frauen in den Verwaltungsräten erreicht damit 28 Prozent und liegt nur noch knapp unter dem Richtwert von 30 Prozent, welcher 2026 in Kraft tritt. Auf Stufe der Geschäftsleitung ist der Frauenanteil noch etwas tiefer und beträgt gemäss Schillingreport 17 Prozent. Auch dort hat die Quote der Neugewählten aber deutlich zugenommen, auf zuletzt 36 Prozent.