Kommentare, Einschätzungen und Entwicklungen zur Energieversorgung und -sicherheit in Deutschland:


DIW: Lützerath Symbol einer fehlerhaften Energie- und Klimapolitik 

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) hält die geplante Räumung des Dorfes Lützerath im rheinischen Braunkohlerevier für falsch und sieht darin ein Symbol einer fehlerhaften Energie- und Klimapolitik. Es gebe ausreichend Kohle in den existierenden Flächen, ohne dass Lützerath abgebaggert werden müsste, wie DIW-Expertin Claudia Kemfert erklärte. "Lützerath muss und darf nicht zerstört und abgebaggert werden, wenn die Klimaziele eingehalten werden sollen und die Energiewende wie geplant umgesetzt wird", sagte Kemfert. "Das 1,5-Grad-Ziel ist mit der geplanten Abbaggerung nicht zu halten. Entscheidend ist nicht das Kohle-Ausstiegsdatum, sondern das verbleibende CO2-Budget - und das wird deutlich überschritten. Es ist wenig wahrscheinlich, dass andere Sektoren in wenigen Jahren die Mehremissionen kompensieren werden." Da es ausreichend Kohle in den existierenden Flächen gebe, sei die Einschätzung der Landesregierung Nordrhein-Westfalen schwer nachzuvollziehen.


Bundesnetzagentur sieht Fortschritte beim Stromnetzausbau 

Die Bundesnetzagentur hat Fortschritte bei den Genehmigungsverfahren für den Stromnetzausbau ausgemacht. Bis Ende 2022 hat die Bundesnetzagentur für rund 5.000 Kilometer Stromleitungen einen Trassenkorridor festgelegt. Insgesamt sind laut Bundesnetzagentur für den Ausbau des Übertragungsnetzes rund 14.000 Kilometer Stromleitungen geplant, von denen rund die Hälfte in den Zuständigkeitsbereich der Behörde fällt. Im Planfeststellungsverfahren will die Netzagentur für diese nun festgelegten Leitungen den konkreten Verlauf innerhalb der Korridore bestimmen. "Der Stromnetzausbau ist zwingend erforderlich, um die Ziele der Energiewende zu erreichen. Die im Norden des Landes erzeugte erneuerbare Energie muss auch transportiert werden können", sagte Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur. "Wir haben unsere Verfahren 2022 sehr intensiv vorangetrieben und werden sie in allen denkbaren Aspekten weiter beschleunigen."


Klingbeil warnt Koalition vor Wiederaufleben der Akw-Diskussion 

SPD-Chef Lars Klingbeil hat die FDP vor einem weiteren Anheizen der Diskussion über den Automausstieg gewarnt. Die Ampel-Koalitionspartner FDP und Grüne hätten die Entscheidung von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zum Ausstieg bis spätestens am 15. April akzeptiert. "Die Debatte ist entschieden. Der Kanzler hat das klar entschieden", sagte Klingbeil nach einer Sitzung der SPD-Spitze in Berlin. "Ich kann freundschaftlich nur allen Koalitionspartnern empfehlen, auch keine politische Energie mehr auf diese Frage zu verschwenden. Wenn wir wollen, dass Deutschland ein starkes Land bleibt, dann müssen wir den Turbo beim Ausbau der Erneuerbaren einlegen." Statt Debatten über eine Energiepolitik von gestern zu führen, müsse man den Blick nach vorne richten auf den Ausbau der erneuerbaren Energien.


Umwelthilfe: Beschleunigung der Energiewende bleibt aus 

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck vorgeworfen, er habe im vergangenen Jahr bei der Energiewende durch die fehlende Beschleunigung von Planung und Genehmigung bei der grünen Stromerzeugung viel Potenzial ungenutzt gelassen. Es gebe zwar Fortschritte. "Insgesamt bleibt die groß angekündigte Beschleunigung der Energiewende aber aus. Wir brauchen hier viel mehr Engagement, um die 1,5-Grad-Grenze einzuhalten", sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner. Beim Ausbau der erneuerbaren Energien habe es Forschritte bei der Flächenbereitstellung für Windenergie und Photovoltaik gegeben. "Andererseits sieht es bei der Offshore-Windenergie düster aus", so die Umwelthilfe. Beim Stromnetzausbau gebe es auf Übertragungsebene Fortschritte, bei den Verteilnetzen funktioniere das zentrale Element der integrierten Planung jedoch nur auf dem Papier. Bei den LNG-Terminals habe Habeck gezeigt, dass er Tempo machen kann. "Den LNG-Ausbauturbo fordern wir auch für Erneuerbare Energien", sagte Müller-Kraenner.


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January 09, 2023 10:42 ET (15:42 GMT)