Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Europäische Zentralbank (EZB) erwartet nach den Worten von EZB-Direktorin Isabel Schnabelaus, dass die Inflation ab Dezember nicht weiter steigen wird und würde bei Anzeichen für einen dauerhaft erhöhten Preisdruck handeln. "Wir gehen davon aus, dass im November der Höhepunkt der Inflationsentwicklung erreicht ist und dass die Inflation im kommenden Jahr wieder allmählich zurückgehen wird, und zwar in Richtung unseres Inflationsziels von 2 Prozent", sagte Schnabel im Morgenmagazin von ARD und ZDF.

Tatsächlich gingen die meisten Prognosen davon aus, dass die Inflation sogar unter 2 Prozent sinken werde. "Insofern kann man eigentlich keine Hinweise darauf sehen, dass die Inflation außer Kontrolle gerät", sagte Schnabel.

Eurostat veröffentlicht am Dienstag Verbraucherpreisdaten für November. Volkswirte rechnen mit einem Anstieg der Inflationsrate auf 4,5 (Oktober: 4,1) Prozent. Für Deutschland, dessen Preisdaten am Montag um 14.00 Uhr kommen, wird ein Anstieg der Jahresrate des Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) auf 5,6 (4,6) Prozent erwartet. Spaniens HVPI-Teuerung kletterte auf 5,6 (5,4) Prozent.

Die EZB rechnete im September damit, dass die Inflation 2022 und 2023 bei nur noch 1,7 und 1,5 Prozent liegen wird. Analysten erwarten jedoch, dass sie diese Prognosen im Dezember anheben wird. Erstmals wird sie dann auch eine Prognose für 2024 veröffentlichen.

Schnabel sagte, dass sich die Lieferengpässe nach und nach auflösen und dass die Energiepreise nicht mit dem gleichen Tempo weiter steigen würden. "Und die statistischen Sondereffekte werden nach und nach aus der Berechnung herausfallen", sagte sie. "Sie müssen ja auch sehen, dass die EZB dem Ziel der Preisstabilität verpflichtet ist. Das heißt: wenn wir sehen, dass sich die Inflation dauerhaft auf einem höheren Niveau als 2 Prozent festsetzen könnte, dann werden wir natürlich ganz entschlossen reagieren."

Im Moment wäre eine Straffung der Geldpolitik Schnabel zufolge jedoch ein Fehler. "Das würde im Wesentlichen zu einer erhöhten Arbeitslosigkeit führen und würde an der aktuell sehr, sehr hohen Inflation gar nichts mehr ändern", sagte sie.

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DJG/hab/smh

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November 29, 2021 03:25 ET (08:25 GMT)