Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Die bei der Europäischen Zentralbank (EZB) angesiedelte Bankenaufsicht hat eine abschließende Version ihres Leitfadens für den aufsichtlichen Umgang mit geplanten Bankfusionen veröffentlicht. Darin bekräftigt die EZB ihre Absicht, fusionswilligen Banken keine regulatorischen Steine in den Weg zu legen, wenn die Fusion zu einer robusteren, lebensfähigen Bank führt. Sie stellt sogar eine Senkung der Eigenkapitalzuschläge in Aussicht.

Geplant ist, den gewichteten Durchschnitt der Säule-2-Anforderungen und Säule-2-Empfehlungen der Institute vor der Fusion als Berechnungsgrundlage zu verwenden. Von dieser Basis aus sind dann laut EZB sogar niedrigere Anforderungen für den Fall denkbar, dass die Fusion zu einem stabileren Geschäftsmodell und Risikoprofil führt.

Diese könnten sich zum Beispiel aus "gut dokumentierten Diversifizierungseffekten der kombinierten Kreditportfolien einschließlich einer geringerer Abhängigkeit von Staatsanleihebestände und aus Kostensenkungen im Backoffice, bei IT und anderen gemeinsam genutzten Dienstleistungen" ergeben.

Daneben will die EZB verhindern, dass die fusionierte Bank einen eventuell vorhandenen Badwill an die Aktionäre ausschüttet. Ist an einer Fusion ein Institut mit einem "negativen Unternehmenswert" beteiligt - der Kaufpreis ist niedriger als der Wert des Reinvermögens (Badwill) -, soll der daraus resultierende Gewinn nicht eher an die Aktionäre der neuen Bank ausgeschüttet werden, als sich dessen Geschäftsmodell als tragfähig erwiesen hat.

Bei der Berechnung des notwendigen Eigenkapitals dürfen die Banken weiterhin interne Modelle verwenden. Allerdings beschränkt sich deren Nutzung auf bestimmte Unternehmenseinheiten, sie ist nicht auf andere Einheiten übertragbar. Kommt es zur Übertragung von Vermögenswerten, muss der Einsatz interner Modell überprüft werden.

Die EZB ermutigt fusionswillige Institute, die Bankaufsicht frühzeitig einzubinden. Sie will den Fusionsprozess eng begleiten, da sich die erwünschten wirtschaftlichen Effekte der Fusion möglicherweise erst spät zeigten.

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January 12, 2021 05:39 ET (10:39 GMT)