Berlin (Reuters) - Die Versorgungsengpässe in Großbritannien und die coronabedingten Probleme mit globalen Lieferketten haben ein Schlaglicht auf die Bedeutung von Lkw-Fahrenden für die Wirtschaft geworfen.

In Deutschland verdienen Fachkräfte im Gütertransport jedoch verhältnismäßig wenig, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Sie erhielten 2020 in Vollzeit durchschnittlich 14,21 Euro brutto pro Stunde. Angelernte Kräfte, also etwa Lkw-Fahrende ohne passenden Ausbildungsabschluss, erhielten im Schnitt 12,91 Euro. Zum Vergleich: In der Wirtschaft insgesamt lag der durchschnittliche Stundenverdienst für Fachkräfte bei 19,97 Euro brutto, für Angelernte bei 16,02 Euro.

Auf den Monat gerechnet ergibt das einen Durchschnittsverdienst für Fachkräfte wie ausgebildete Berufskraftfahrerinnen und -fahrer von 2623 Euro brutto. Das waren demnach gut 660 Euro weniger als Beschäftigte mit einer vergleichbaren Ausbildung und Berufserfahrung in der Wirtschaft insgesamt verdienten (3286 Euro). Angelernte Kräfte verdienten im Gütertransport 2313 Euro brutto im Monat und damit fast 300 Euro weniger als in der Wirtschaft insgesamt (2611 Euro).

Die Statistik der Bundesagentur für Arbeit hat 2020 in Deutschland 937.000 Fachkräfte im Bereich Fahrzeugführung im Straßenverkehr erfasst. Dazu gehören neben Berufskraftfahrenden auch Bus- sowie Kurierfahrer und -fahrerinnen. Das waren etwa ein Prozent weniger als im Vorjahr. Diese Berufe werden demnach fast nur von Männern ausgeübt - ihr Anteil liegt bei 94 Prozent. Ein größerer Teil dürfte in den nächsten Jahren aus dem Berufsleben ausscheiden: Ein Drittel war mindestens 55 Jahre alt. Demgegenüber ist die Zahl der Einsteigerinnen und Einsteiger unter 25 Jahren recht gering: Sie machten mit 33.400 nur knapp vier Prozent aus.

Der Branchenverband BGL warnt, dass Deutschland in zwei bis drei Jahren ein ähnlicher Versorgungskollaps droht wie in Großbritannien. Bereits heute fehlten 60.000 bis 80.000 Berufskraftfahrer. In Großbritannien sorgte den Mangel an Lkw-Fahrern wegen einer Abwanderung im Zuge des britischen EU-Ausstiegs für Versorgungsengpässe - auch an Tankstellen. Deshalb setzte die britische Regierung das Militär zur Aushilfe ein.