Der Gouverneur der Reserve Bank of Australia, Philip Lowe, widersetzte sich am Dienstag den Erwartungen der Märkte, die mehrere Zinserhöhungen in diesem Jahr einkalkuliert hatten, und erklärte, er werde die Zinsen erst dann anheben, wenn die Inflation "nachhaltig" im Zielbereich liege.

Das hat die Märkte nicht in ihrer Überzeugung erschüttert, denn eine Zinserhöhung der RBA wird bereits im Mai erwartet.

Ein ähnliches Drama könnte sich in Europa abspielen, wo die Märkte darauf wetten, dass die Europäische Zentralbank die Zinssätze in diesem Jahr fast dreimal um 10 Basispunkte anheben wird. Auch auf eine Anhebung im Juli wird bereits gewettet.

Um EZB-Chefin Christine Lagarde zu zitieren, scheint eine Zinserhöhung im Jahr 2022 "sehr unwahrscheinlich". Das sagte sie letzten Monat, aber seither hat sie gesehen, wie robuste Wirtschaftsdaten für das vierte Quartal eintrudelten, darunter die deutsche Jahresinflation von 4,9 % am Montag.

Die Chancen stehen gut, dass das Preiswachstum im Euroraum die durchschnittliche Prognose der EZB von 3,2 % für dieses Jahr übertreffen wird.

GRAFIK: Wann wird die Inflation im Euroraum ihren Höhepunkt erreichen? https://fingfx.thomsonreuters.com/gfx/mkt/myvmnjmkkpr/ECBFEB1.PNG Da sich die Wetten auf eine Zinserhöhung durch die EZB häufen und die Fed bereits vier bis fünf Zinserhöhungen für 2022 einkalkuliert hat, ist der Euro gegenüber dem Dollar von seinem 19-Monats-Tief abgeprallt und die Renditen deutscher Anleihen sind auf den höchsten Stand seit 2019 gestiegen.

Sollten die Arbeitsmarktdaten am Dienstag zeigen, dass der Lohndruck zunimmt, wird Lagarde wie Lowe auf der EZB-Sitzung am 3. Februar gegen die Märkte antreten müssen.

Ist es inzwischen an der Zeit, den Ausverkauf an den Aktienmärkten zu beenden? Am letzten Januartag legten die Aktien weltweit um 1,7 % zu, angeführt von einem Anstieg des Nasdaq um 3,5 %.

Vorerst scheint eine festere Sitzung bevorzustehen. In Europa gibt es weiterhin gute Nachrichten von der Gewinnfront: UBS ist die jüngste Bank, die über den Prognosen liegende Gewinne und ein umfangreiches Aktienrückkaufprogramm meldet.

Wichtige Entwicklungen, die den Märkten am Dienstag mehr Orientierung geben dürften:

- Die deutschen Einzelhandelsumsätze sind im Dezember um 5,5 % gesunken, da die COVID die Nachfrage drosselt.

-Russlands Wladimir Putin trifft Ungarns Victor Orban

- Indien kündigt höhere Infrastrukturausgaben im Haushalt an

-Britische Hauspreise verzeichnen stärksten Jahresauftakt seit 2005: Nationwide

-Deutschland Einzelhandelsumsatz Dez.

-PMIs überall

US-Bauausgaben/ISM PMIs/JOLTs

Reichsbank-Gouverneur Stefan Ingves spricht

-U.S. Gewinne: UPS, Sirius, Exxon Mobil, General Motors, Gilead, Google, Starbucks,