Nordkoreas Eingeständnis vom Donnerstag, dass es gegen einen "explosiven" COVID-19-Ausbruch kämpft, hat die Sorge geweckt, dass das Virus ein Land mit einem unterfinanzierten Gesundheitssystem, begrenzten Testmöglichkeiten und keinem Impfstoffprogramm verwüsten könnte.

Die staatliche Nachrichtenagentur KCNA meldete, das Land ergreife "rasche staatliche Notmaßnahmen", um die Epidemie unter Kontrolle zu bringen. Es gibt jedoch keine Anzeichen dafür, dass Pjöngjang internationale Angebote für Impfstoffe annimmt.

"Alle Provinzen, Städte und Landkreise des Landes sind seit dem Morgen des 12. Mai vollständig abgeriegelt und Arbeits-, Produktions- und Wohneinheiten voneinander getrennt worden.

Einen Tag zuvor hatte der nordkoreanische Staatschef Kim Jong Un erklärt, die Ausbreitung von COVID-19 habe sein Land in einen "großen Aufruhr" gestürzt und zu einem umfassenden Kampf gegen den Ausbruch aufgerufen.

Trotz der Abriegelungen nahmen Kim und andere hochrangige Beamte am Samstag an der Beerdigung von Yang Hyong Sop teil, einem ehemaligen De-facto-Staatschef während der Herrschaft von Kims Vater Kim Jong Il, berichtete KCNA.

Die Gesundheitsbehörden richteten weitere Seuchenschutzposten ein und transportierten dringend medizinische Hilfsgüter zu Krankenhäusern und Kliniken, während hohe Beamte Reservemedikamente gespendet hatten, berichtete KCNA.

Ein "großer Teil" der Todesfälle sei auf die "unvorsichtige Einnahme von Medikamenten aufgrund mangelnden Wissens und Verständnisses der heimlichen Omicron-Virusinfektionskrankheit und ihrer korrekten Behandlungsmethode" zurückzuführen, hieß es in dem Bericht.

Das koreanische Zentralfernsehen strahlte am Samstagabend Behandlungen für das Fieber aus. Ein Arzt des Kimmanyu-Krankenhauses empfahl "Gurgeln mit Salzwasser" und die Einnahme verschiedener Medikamente bei hohem Fieber, Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen.

KCNA empfahl gestern auch, dreimal täglich Tee aus Lonicera japonica oder Weidenblättern zu trinken.

Mindestens 296.180 weitere Menschen erkrankten an Fiebersymptomen, und bis Sonntag waren 15 weitere Menschen gestorben, so die Nachrichtenagentur.

Experten sagen, dass Nordkorea offenbar nicht in der Lage ist, diese Zehntausende von symptomatischen Patienten zu testen. KCNA gab nicht an, wie viele dieser Verdachtsfälle positiv auf COVID-19 getestet wurden.

Insgesamt hat Nordkorea 820.620 Verdachtsfälle gemeldet, von denen 324.550 noch in ärztlicher Behandlung sind, so KCNA.

Nordkorea hatte bisher behauptet, es gäbe keine bestätigten Fälle des Virus und ist nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation eines von nur zwei Ländern der Welt, die noch keine COVID-Impfkampagne begonnen haben.

Die selbst auferlegten Abriegelungen haben den Handel auf ein Rinnsal verlangsamt und Befürchtungen über Lebensmittelknappheit oder andere Härten aufkommen lassen, wie Hilfsorganisationen berichten.