Börsen-Zeitung: Der Trump-Faktor, Kommentar zur Konjunktur von Stephan
Lorz
   Frankfurt (ots) - Nach Ansicht des Ifo-Instituts muss man sich 
konjunkturell noch keine Sorgen machen wegen des Politikwechsels in 
Washington. Dass der Geschäftsklimaindex um 1,2 auf 109,8 Punkte 
gefallen sei, habe nichts mit der Verunsicherung zu tun, die aus dem 
protektionistischen Kurs unter dem neuen US-Präsidenten Donald Trump 
erwachsen ist, betonen die Wirtschaftsforscher. Das signalisierten 
schon die ebenfalls abgefragten Exporterwartungen. Sie seien im 
Januar sogar noch gestiegen.

   Angesichts der sich abzeichnenden tektonischen Veränderungen der 
Handels- und Wirtschaftsbeziehungen wäre es aber naiv anzunehmen, 
dass der Trump-Faktor gar keine Rolle spielt. Wie die Finanzkrise 
gezeigt hat, schlägt ein Stimmungsumschwung immer recht schnell auf 
die Konjunktur durch. Es genügt dabei schon, wenn alle 
Wirtschaftsakteure aus Verunsicherung innehalten. Darauf reagieren 
dann die Frühindikatoren, die wiederum für neue Verunsicherung sorgen
und die Wirtschaftsdynamik ganz einbrechen lassen können.

   Der radikale Kurswechsel in der wichtigsten Volkswirtschaft der 
Welt könnte eine solche Wirkungskette lostreten, zumal sich die 
Weltwirtschaft derzeit ohnehin nicht in bester Verfassung zeigt. Auch
wenn an den Börsen derzeit die Freude über das Ausgaben- und 
Deregulierungsfeuerwerk vorherrscht, das Trump entzünden will, 
schnell dürfte aber die Erkenntnis reifen, dass mittel- und 
langfristig der Schaden durch den Protektionismus damit kaum 
kompensiert wird.

   Schon der frühere deutsche Bundeskanzler Ludwig Erhard sagte 
einst: "Wirtschaft ist zu 50 Prozent Psychologie!" Und auch der 
britische Ökonom John Maynard Keynes war sich dessen bewusst, als er 
schrieb: "Märkte werden durch animalische Geister bewegt, nicht durch
die Vernunft." Bevor die Sorgen und Ängste vor dem amerikanischen 
Politikwechsel und der neuen geowirtschaftlichen Lage die deutsche 
Konjunktur nun herunterziehen, kommt es deshalb darauf an, eine 
Antwort auf Trump zu präsentieren: Es geht etwa um die Sicherung des 
Freihandels durch weitere Handelsabkommen nach dem Vorbild des 
Ceta-Vertrags mit Kanada, die in jene Lücken stoßen, die der 
US-amerikanische Isolationismus hinterlässt. Und es geht um eine 
Revitalisierung der Standort- und Steuerpolitik, um Investitionen 
verstärkt wieder in den Heimatmarkt zu holen. Schneller als den 
meisten lieb ist, muss Deutschland obendrein seinen riesigen 
Leistungsbilanzüberschuss angehen, um in der Globalisierungsdebatte 
nicht länger als Buhmann dazustehen.

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