Börsen-Zeitung: Fanal für die Branche, Kommentar zu Lebensversicherern
von Antje Kullrich
   Frankfurt (ots) - Auf diese Entscheidung hat die 
Versicherungsbranche lange gewartet. Die BaFin hat erstmals die 
Übertragung eines klassischen Lebensversicherungsbestands ohne 
Neugeschäft auf eine Abwicklungsplattform genehmigt. Die 
Finanzaufsicht hat sich für ihre Erlaubnis viel Zeit gelassen. Wie 
hart das Ringen um Konditionen letztlich war, darüber schweigen sich 
die Beteiligten aus. Doch für die mehr als ein Jahr dauernd 
Hängepartie gibt es gute Gründe.

   So hat die Behörde in mehrfacher Hinsicht Neuland betreten. Die 
Abwicklung von Versicherungsbeständen durch externe Dienstleister und
Spezialisten ist bislang vor allem in der Sach- und 
Haftpflichtversicherung praktiziert worden. 
Lebensversicherungsportfolien mit klassischen Garantiepolicen ohne 
Neugeschäft wurden bisher ausschließlich gruppenintern abgebaut. 
Prominentes Beispiel ist die Victoria Leben, einst unter den fünfzehn
größten deutschen Lebensversicherern, die von der Mutter Ergo 
abgewickelt wird.

   Und dann kommt auch noch Solvency II dazu. Das neue risikobasierte
Regime ist auch für die Aufseher selbst ein harter, weil komplexer 
Brocken. Eine Bestandsübertragung an einen Dritten unter den neuen 
Rahmenbedingungen war auch in dieser Hinsicht eine Premiere.

   Ganz besondere Sorgfalt hat die BaFin wohl auch deshalb walten 
lassen: Pikanterweise hat ausgerechnet der heutige 
Versicherungschefaufseher Frank Grund vor einigen Jahren den zur 
Diskussion stehenden Basler-Bestand in seiner Zeit als Vorstandschef 
dieses Versicherers in den Run-off geschickt. Nicht zuletzt deshalb 
wären künftige Kundenbeschwerden aus den Reihen der 
Basler-Policeninhaber oder vergrätzte Verbraucherschützer fatal.

   Die BaFin musste bei ihrer Entscheidung Standards setzen. Denn die
Übertragung könnte der Auftakt zu einer ganzen Reihe weiterer 
Transaktionen sein. Mit der Übernahme der Arag Leben hat die 
Frankfurter Leben bereits einen zweiten Deal bei der Aufsicht 
angemeldet. Und auch die Konkurrenz steht parat. Die Heidelberger 
Leben wirbt als reine Run-off-Plattform um Bestände, und Ergo-Chef 
Markus Rieß hat öffentlich schon mit dem Gedanken gespielt, die 
Victoria Leben zu einer Plattform umzubauen.

   Das Interesse an weiteren Transaktionen ist auf allen Seiten groß.
Für die Run-off-Plattformen wird das Geschäft attraktiver, je mehr 
Volumen hereinkommt und Größenvorteile verschafft. Und so mancher 
Versicherer könnte ein kapitalbindendes Sorgenkind halbwegs elegant 
zur Adoption freigeben.

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