FRANKFURT (dpa-AFX) - Die US-Notenbank hat am Mittwoch ihre Zinsen wie erwartet nicht verändert. Notenbankchef Jerome Powell stellte zunächst keine weiteren Zinserhöhungen in Aussicht und sprach von einem geduldigen Vorgehen. Es gebe weniger Argument für weitere Zinsanhebungen. Das sagen Experten zu den Beschlüssen:

Thomas Altmann, Analyst QC Partners:

"Heute bekommen die Anleger was sie wollten. Die Fed wird deutlich vorsichtiger und entfernt sich spürbar von weiteren Zinsschritten. Möglicherweise befinden wir uns nicht in einer Zinserhöhungs-Pause, sondern schon am Ende des aktuellen Erhöhungs-Zyklus. Dass die Fed jetzt in Erwägung zieht, ihre Bilanzsumme langsamer zurückzufahren, ist ein deutliches Signal. (...) Mit den heutigen Änderungen im Statement unterstreicht die Fed aber schon jetzt, dass sie bei den zukünftigen Daten eher negative als positive Überraschungen erwartet. Das sind keine verbalen Anpassungen. Das sind schon verbale Meilensteine. Das ist ein Kurswechsel der Fed."

Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank:

"Die Fed beugt vor. Dies zeigt einmal mehr, dass die US-Notenbank wesentlich schneller auf Veränderungen des wirtschaftlichen Umfeldes reagiert als beispielsweise eine EZB. Der erkennbare Wille im Zweifelsfall nicht lange zu fackeln, schafft Vertrauen an den Finanzmärkten und in weiterer Folge auch bei den Unternehmen selbst. Die US-Notenbank kann unter Umständen alleine durch ihre veränderte Rhetorik einen stärkeren wirtschaftlichen Einbruch verhindern. (...) Soviel ist klar, in den kommenden Monaten wird es keine weiteren Zinserhöhungen geben. Bleibt es bei einer temporären konjunkturellen Delle, sollte die Fed aber im umgekehrten Falle auch nicht abgeschrieben werden. Weitere Zinserhöhungen sind jedenfalls noch nicht vom Tisch."

Uwe Burkert, Chefvolkswirt und Leiter LBBW Research:

"Bisher hatte die Fed eine weitere graduelle Leitzinsanhebung signalisiert, nun lässt sie angesichts der gestiegenen politischen und wirtschaftlichen Unsicherheit die Tür nach allen Seiten offen. Die Lagebeurteilung trägt damit eine dezidiert "dovishe" Note. Wir gehen auf dieser Basis davon aus, dass die Fed ihren Leitzins mindestens bis zum Frühjahr unverändert lassen wird. Da wir eine anhaltend robuste Konjunkturentwicklung in den USA erwarten, rechnen wir anschließend mit einer Wiederaufnahme des geldpolitischen Normalisierungskurses."

Bernd Weidensteiner, US-Experte bei der Commerzbank:

"Die US-Notenbank scheint mit ihren Leitzinserhöhungen fast am Ende zu sein. Anhaltend starke Daten könnten jedoch noch zu einigen Zinserhöhungen führen. Falls die Inflation aber dort bleibt wo sie ist, wird der Zinserhöhungszyklus jetzt wohl in der Nähe seines Höhepunktes sein."/jsl/bgf/he