BERLIN (Dow Jones)--Der CDU-Vorsitzkandidat Norbert Röttgen hat eine kritische Bilanz der Merkel-Ära in der Wirtschaftspolitik gezogen. "Wir sind an einen Punkt gelangt, an dem wir uns, unsere Rolle und unsere Politik neu definieren müssen", sagte er der Wirtschaftswoche. Das gelte vor allem "für die wirtschaftliche, technologische Modernisierung des Landes" wo es "enorme Versäumnisse" im Bereich Digitalisierung und Energie gebe.

Man müsse nach "fast 16 Jahren Regierungszeit auch selbstkritisch sein", sagte er. "Wir hängen in der öffentlichen Verwaltung 20 Jahre zurück, in vielen wirtschaftlichen Bereichen bis zu zehn Jahren". Das spiegele sich leider auch in den Schulen und Bildungseinrichtungen wider. "Wir haben die Digitalisierung als die entscheidende strategische Modernisierung im Verwaltungs- wie Dienstleistungsbereich viel zu spät erkannt."

Versäumnisse sah der frühere Bundesumweltminister auch bei der Energiewende. "Leider hat im Laufe der Zeit der Elan nachgelassen", sagte er. Der Verkehrssektor sei lange außen vor geblieben, und der Emissionshandel durch Niedrigstpreise wirkungslos gewesen. Röttgen forderte "einen wirtschaftspolitischen Neustart mit einer klaren ordnungspolitischen Grundlage". Man könne nur mit mehr Tempo wieder in die Offensive kommen. "Die Transformation unserer Wirtschaft muss konsequenter und schneller erfolgen als bisher", verlangte er.

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November 27, 2020 02:22 ET (07:22 GMT)