BERLIN (dpa-AFX) - Jugendliche sind einer neuen Studie zufolge besorgter denn je über Probleme wie Klimawandel oder Rassismus, fühlen sich selbst aber machtlos. Auch der Politik trauen viele nicht zu, Lösungen zu finden. Dies geht aus der Sinus-Jugendstudie 2024 im Auftrag der Bundeszentrale für politische Bildung hervor, die am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde. Sie zeigt aber auch: Trotz Zukunftsängsten sind 84 Prozent der befragten Teenager zwischen 14 und 17 Jahren zufrieden oder sehr zufrieden mit ihrem Alltagserleben.

Studienautor Marc Calmbach nannte das den überraschendsten Befund: "Die Krisen stapeln sich, und die Jugendlichen bewahren sich den Bewältigungsoptimismus, das ist erstaunlich." Auch der Präsident der Bundeszentrale, Thomas Krüger, sagte: "Die Generation, die hier zur Debatte steht, hat quasi nur Krisen erlebt." Das führe aber nicht zu Pessimismus, sondern zu einem "konditionierten Optimismus". Gemeint ist der Studie zufolge, die Jugendlichen haben trotz allem das Gefühl: Irgendwie wird es schon werden.

Die Sinus-Studie gibt es seit 2008. Es ist keine Meinungsumfrage mit Hunderten Teilnehmerinnen und Teilnehmern, sondern eine qualitative Untersuchung. Dabei wurden 72 Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren aus unterschiedlichen Schulformen und Bevölkerungsgruppen über mehrere Stunden intensiv zu Hause nach ihrem Alltag, ihren Wünschen, Werten und Zukunftsentwürfen befragt. "Das ist der Charme, die Qualität dieser Studie", sagte Calmbach. Aussagekraft für die 3,1 Millionen jungen Leute in der Altersgruppe hätten die Ergebnisse trotz der kleinen Stichprobe wegen der Tiefe der Befragung.

Weil die Jugendlichen schon 2023 befragt wurden, lassen sich aus Krügers Sicht darin keine direkten Antworten auf den Ausgang der Europawahl finden. Calmbach ordnete den Anteil jugendlicher AfD-Wähler von 16 Prozent aber so ein: "Das ist ein volatiles Verhalten, ich bin mir sehr sicher, dass das in zwei Jahren ganz andres aussehen kann." Die Jugendlichen hätten kein geschlossen rechtes Weltbild, sie probierten aus. Allerdings hätten die etablierten Parteien schon häufig enttäuscht, sagte der Geschäftsführer des Sinus-Instituts./vsr/DP/ngu